dern die eigentliche Knorpelsubstanz auch bloss oder we- nigstens vorzugsweise von der Intercellularsubstanz gebil- det werden kann. Die verdickten Zellenwände verschmel- zen später unter einander oder mit der Intercellularsub- stanz, so dass zuletzt nur die Zellenhöhlen in einer homo- genen Substanz übrig bleiben. Ob bei den Knorpelzellen, welche keine Verdickung ihrer Wände erleiden, eine Ver- schmelzung ihrer Wände mit der Intercellularsubstanz statt findet, ist ungewiss. Von einer Verschmelzung der Zellenwände giebt es eine Analogie bei den Pflanzen, da Schleiden eine solche Verschmelzung verdickter Zellen- wände in der unmittelbar unter der Cuticula liegenden Rindenschicht der Cacteen beobachtet hat.
Die Knorpelzellen enthalten oft entweder blosse Kerne oder junge Zellen mit solchen Kernen. Pag. 24 würden die Gründe angegeben, aus denen es höchst wahr- scheinlich wird, dass sich diese jungen Zellen aus den Kernen entwickeln, indem zuerst der Kern da ist, und sich um ihn die Zelle bildet, und zwar frei innerhalb der Mutterzelle (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.). Diess ist eine der wichtigsten Uebereinstimmungen mit den Pflanzenzellen, welche sich nach Schleiden (s. die Einleitung) ebenso aus dem Kern und ebenso innerhalb einer Mutterzelle entwickeln. Wir können nun mit Sicherheit den Kern dieser jungen Zellen mit dem Cytoblasten der Pflanzen- zellen parallelisiren. Auch die Gestalt dieser jungen Zellen und die Lage des Kerns excentrisch an der innern Wandfläche der Zelle stimmt mit den jungen Pflanzenzellen überein. Vgl. Fig. 8. ff. mit Fig. 2. Auch die Form des Kerns ist ebenso wie sie bei vielen Pflanzenzellen vorkommt. Es ist bei diesen jungen Zellen in den Knorpeln ein wenig ovales oder ganz kugeliges Körperchen, welches oft granulös und etwas gelblich ist und in sich ein oder zwei Kernkörper- chen enthält. (Vergl. über die Form des Pflanzenzellen- kerns die Einleitung). Dieser Kern scheint aber hohl zu sein, was bei dem Cytoblasten der Pflanzenzellen nicht beobachtet ist, und die Kernkörperchen liegen dicht an
dern die eigentliche Knorpelsubstanz auch bloſs oder we- nigstens vorzugsweise von der Intercellularsubstanz gebil- det werden kann. Die verdickten Zellenwände verschmel- zen später unter einander oder mit der Intercellularsub- stanz, so daſs zuletzt nur die Zellenhöhlen in einer homo- genen Substanz übrig bleiben. Ob bei den Knorpelzellen, welche keine Verdickung ihrer Wände erleiden, eine Ver- schmelzung ihrer Wände mit der Intercellularsubstanz statt findet, ist ungewiſs. Von einer Verschmelzung der Zellenwände giebt es eine Analogie bei den Pflanzen, da Schleiden eine solche Verschmelzung verdickter Zellen- wände in der unmittelbar unter der Cuticula liegenden Rindenschicht der Cacteen beobachtet hat.
Die Knorpelzellen enthalten oft entweder bloſse Kerne oder junge Zellen mit solchen Kernen. Pag. 24 würden die Gründe angegeben, aus denen es höchst wahr- scheinlich wird, daſs sich diese jungen Zellen aus den Kernen entwickeln, indem zuerst der Kern da ist, und sich um ihn die Zelle bildet, und zwar frei innerhalb der Mutterzelle (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.). Dieſs ist eine der wichtigsten Uebereinstimmungen mit den Pflanzenzellen, welche sich nach Schleiden (s. die Einleitung) ebenso aus dem Kern und ebenso innerhalb einer Mutterzelle entwickeln. Wir können nun mit Sicherheit den Kern dieser jungen Zellen mit dem Cytoblasten der Pflanzen- zellen parallelisiren. Auch die Gestalt dieser jungen Zellen und die Lage des Kerns excentrisch an der innern Wandfläche der Zelle stimmt mit den jungen Pflanzenzellen überein. Vgl. Fig. 8. ff. mit Fig. 2. Auch die Form des Kerns ist ebenso wie sie bei vielen Pflanzenzellen vorkommt. Es ist bei diesen jungen Zellen in den Knorpeln ein wenig ovales oder ganz kugeliges Körperchen, welches oft granulös und etwas gelblich ist und in sich ein oder zwei Kernkörper- chen enthält. (Vergl. über die Form des Pflanzenzellen- kerns die Einleitung). Dieser Kern scheint aber hohl zu sein, was bei dem Cytoblasten der Pflanzenzellen nicht beobachtet ist, und die Kernkörperchen liegen dicht an
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dern die eigentliche Knorpelsubstanz auch bloſs oder we-
nigstens vorzugsweise von der Intercellularsubstanz gebil-
det werden kann. Die verdickten Zellenwände verschmel-
zen später unter einander oder mit der Intercellularsub-
stanz, so daſs zuletzt nur die Zellenhöhlen in einer homo-
genen Substanz übrig bleiben. Ob bei den Knorpelzellen,
welche keine Verdickung ihrer Wände erleiden, eine Ver-
schmelzung ihrer Wände mit der Intercellularsubstanz
statt findet, ist ungewiſs. Von einer Verschmelzung der
Zellenwände giebt es eine Analogie bei den Pflanzen, da
Schleiden eine solche Verschmelzung verdickter Zellen-
wände in der unmittelbar unter der Cuticula liegenden
Rindenschicht der Cacteen beobachtet hat.
Die Knorpelzellen enthalten oft entweder bloſse
Kerne oder junge Zellen mit solchen Kernen. Pag. 24
würden die Gründe angegeben, aus denen es höchst wahr-
scheinlich wird, daſs sich diese jungen Zellen aus den
Kernen entwickeln, indem zuerst der Kern da ist, und
sich um ihn die Zelle bildet, und zwar frei innerhalb der
Mutterzelle (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.). Dieſs ist eine der
wichtigsten Uebereinstimmungen mit den Pflanzenzellen,
welche sich nach Schleiden (s. die Einleitung) ebenso
aus dem Kern und ebenso innerhalb einer Mutterzelle
entwickeln. Wir können nun mit Sicherheit den Kern
dieser jungen Zellen mit dem Cytoblasten der Pflanzen-
zellen parallelisiren. Auch die Gestalt dieser jungen Zellen
und die Lage des Kerns excentrisch an der innern Wandfläche
der Zelle stimmt mit den jungen Pflanzenzellen überein. Vgl.
Fig. 8. ff. mit Fig. 2. Auch die Form des Kerns ist ebenso
wie sie bei vielen Pflanzenzellen vorkommt. Es ist bei
diesen jungen Zellen in den Knorpeln ein wenig ovales
oder ganz kugeliges Körperchen, welches oft granulös und
etwas gelblich ist und in sich ein oder zwei Kernkörper-
chen enthält. (Vergl. über die Form des Pflanzenzellen-
kerns die Einleitung). Dieser Kern scheint aber hohl zu
sein, was bei dem Cytoblasten der Pflanzenzellen nicht
beobachtet ist, und die Kernkörperchen liegen dicht an
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/61>, abgerufen am 23.11.2024.
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