dich die Rache der Götter! Einen solchen darf ich weder beherbergen noch geleiten! Geh mir aus dem Hause, Verworfener!" Mit diesem Fluche jagte er mich, den Seufzenden, von dannen, und schwermuthsvoll schifften wir weiter. Meinen Gesellen schwand aller Muth beim Ruder; es war schon wieder der siebente Tag vergangen, und nirgends wollte sich ein Land zeigen.
Endlich kamen wir an eine Küste und zu einer thurmreichen Stadt. Die letztere hieß Telepylus, und war der Sitz der Lästrygonen. Das Alles wußten wir jedoch noch nicht und von der Stadt erblickten wir auch nichts. Der Hafen, in welchen wir einfuhren, war vor¬ trefflich, enggeschlossen und von allen Seiten durch schroffe Felsen geschirmt, so daß das Gewässer in der Bucht stets ruhig und wellenlos war. Ich knüpfte mein Schiff zuerst im Hafen an, erklomm das felsige Ufer, und schaute mich auf den Steinzacken, nach der Landseite gewendet, um. Nirgends entdeckte ich gebautes Feld, keinen Ackers¬ mann, keine Stiere. Nur Rauch, wie von einer großen Stadt, sah ich gen Himmel aufsteigen. Da schickte ich zur Erkundigung zwei auserlesene Freunde voraus mit einem Herold. Diese stiegen ans Land und fanden bald einen Weg, der über eine Waldung der Anhöhen jenem Rauche zuging und sie endlich in die Nähe der Stadt führte. Vor dieser begegneten sie einer wasserschöpfenden Jungfrau, der rüstigen Tochter des Lästrygonenköniges Antiphates. Sie stieg eben zu der Quelle Artacia hinab, wo die Einwohner ihr Wasser holten. Das Mädchen, über dessen Größe sie sich nicht genug wundern konnten, bezeichnete ihnen freundlich ihres Vaters Wohnung und gab ihnen die gewünschte Auskunft über Land, Stadt
dich die Rache der Götter! Einen ſolchen darf ich weder beherbergen noch geleiten! Geh mir aus dem Hauſe, Verworfener!“ Mit dieſem Fluche jagte er mich, den Seufzenden, von dannen, und ſchwermuthsvoll ſchifften wir weiter. Meinen Geſellen ſchwand aller Muth beim Ruder; es war ſchon wieder der ſiebente Tag vergangen, und nirgends wollte ſich ein Land zeigen.
Endlich kamen wir an eine Küſte und zu einer thurmreichen Stadt. Die letztere hieß Telepylus, und war der Sitz der Läſtrygonen. Das Alles wußten wir jedoch noch nicht und von der Stadt erblickten wir auch nichts. Der Hafen, in welchen wir einfuhren, war vor¬ trefflich, enggeſchloſſen und von allen Seiten durch ſchroffe Felſen geſchirmt, ſo daß das Gewäſſer in der Bucht ſtets ruhig und wellenlos war. Ich knüpfte mein Schiff zuerſt im Hafen an, erklomm das felſige Ufer, und ſchaute mich auf den Steinzacken, nach der Landſeite gewendet, um. Nirgends entdeckte ich gebautes Feld, keinen Ackers¬ mann, keine Stiere. Nur Rauch, wie von einer großen Stadt, ſah ich gen Himmel aufſteigen. Da ſchickte ich zur Erkundigung zwei auserleſene Freunde voraus mit einem Herold. Dieſe ſtiegen ans Land und fanden bald einen Weg, der über eine Waldung der Anhöhen jenem Rauche zuging und ſie endlich in die Nähe der Stadt führte. Vor dieſer begegneten ſie einer waſſerſchöpfenden Jungfrau, der rüſtigen Tochter des Läſtrygonenköniges Antiphates. Sie ſtieg eben zu der Quelle Artacia hinab, wo die Einwohner ihr Waſſer holten. Das Mädchen, über deſſen Größe ſie ſich nicht genug wundern konnten, bezeichnete ihnen freundlich ihres Vaters Wohnung und gab ihnen die gewünſchte Auskunft über Land, Stadt
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dich die Rache der Götter! Einen ſolchen darf ich weder
beherbergen noch geleiten! Geh mir aus dem Hauſe,
Verworfener!“ Mit dieſem Fluche jagte er mich, den
Seufzenden, von dannen, und ſchwermuthsvoll ſchifften
wir weiter. Meinen Geſellen ſchwand aller Muth beim
Ruder; es war ſchon wieder der ſiebente Tag vergangen,
und nirgends wollte ſich ein Land zeigen.
Endlich kamen wir an eine Küſte und zu einer
thurmreichen Stadt. Die letztere hieß Telepylus, und
war der Sitz der Läſtrygonen. Das Alles wußten wir
jedoch noch nicht und von der Stadt erblickten wir auch
nichts. Der Hafen, in welchen wir einfuhren, war vor¬
trefflich, enggeſchloſſen und von allen Seiten durch ſchroffe
Felſen geſchirmt, ſo daß das Gewäſſer in der Bucht ſtets
ruhig und wellenlos war. Ich knüpfte mein Schiff zuerſt
im Hafen an, erklomm das felſige Ufer, und ſchaute
mich auf den Steinzacken, nach der Landſeite gewendet,
um. Nirgends entdeckte ich gebautes Feld, keinen Ackers¬
mann, keine Stiere. Nur Rauch, wie von einer großen
Stadt, ſah ich gen Himmel aufſteigen. Da ſchickte ich
zur Erkundigung zwei auserleſene Freunde voraus mit
einem Herold. Dieſe ſtiegen ans Land und fanden bald
einen Weg, der über eine Waldung der Anhöhen jenem
Rauche zuging und ſie endlich in die Nähe der Stadt
führte. Vor dieſer begegneten ſie einer waſſerſchöpfenden
Jungfrau, der rüſtigen Tochter des Läſtrygonenköniges
Antiphates. Sie ſtieg eben zu der Quelle Artacia hinab,
wo die Einwohner ihr Waſſer holten. Das Mädchen,
über deſſen Größe ſie ſich nicht genug wundern konnten,
bezeichnete ihnen freundlich ihres Vaters Wohnung und
gab ihnen die gewünſchte Auskunft über Land, Stadt
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/162>, abgerufen am 22.11.2024.
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