verherrlichen!" Glaukus vernahm es nicht träge, und beide stürmten mit ihren Lyciern in gerader Richtung voran. Menestheus, von seinem Thurme herab, stutzte, als er sie so wüthend herannahen und sich und die Seinigen dem Verderben ausgesetzt sah. Aengstlich schaute er sich nach der Unterstützung anderer Helden um: wohl sah er in der Ferne die beiden Ajax, unersättlich im Kampfe, dastehen, und noch näher den Teucer, der eben von den Zelten zurückkam; doch hallte sein Hülferuf nicht so weit, er prallte an Helmen und Schilden ab, und das Getöse der Schlacht verschlang ihn. Deswegen schickte er den Herold Theotes zu den beiden Ajax hinüber, und bat den Tela¬ monier durch ihn, wenn sie beide dieß könnten, sammt seinem Bruder Teucer ihm aus der Bedrängniß zu helfen. Der große Ajax war nicht säumig, er eilte mit Teucer und Pandion, der seines Bruders Bogen trug, der Mauer entlang, von innen dem Thurme zu. Sie kamen bei Menestheus an, als eben die Lycier an der Brustwehr emporzuklimmen anfingen. Ajax brach sogleich einen scharf¬ gezackten Marmorstein zu oberst aus der Brustwehr und zerknirschte damit dem Epikles, einem Freunde des Sar¬ pedon, Helm und Haupt, daß er wie ein Taucher von dem Thurme herabschoß. Teucer aber verwundete den Glaukus am entblößten Arme, während er eben den Wall hinan¬ stieg. Dieser sprang ganz geheim von der Mauer, um nicht von den Griechen erblickt und mit seiner Wunde ge¬ höhnt zu werden. Mit Schmerzen sah Sarpedon seinen Bruder aus der Schlacht scheiden, er selbst aber klomm aufwärts, durchstach den Alkmaon, den Sohn Thestors, mit der Lanze, daß dieser der wieder herausgezogenen taumelnd folgte, faßte dann mit aller Gewalt die Brustwehr, daß
verherrlichen!“ Glaukus vernahm es nicht träge, und beide ſtürmten mit ihren Lyciern in gerader Richtung voran. Meneſtheus, von ſeinem Thurme herab, ſtutzte, als er ſie ſo wüthend herannahen und ſich und die Seinigen dem Verderben ausgeſetzt ſah. Aengſtlich ſchaute er ſich nach der Unterſtützung anderer Helden um: wohl ſah er in der Ferne die beiden Ajax, unerſättlich im Kampfe, daſtehen, und noch näher den Teucer, der eben von den Zelten zurückkam; doch hallte ſein Hülferuf nicht ſo weit, er prallte an Helmen und Schilden ab, und das Getöſe der Schlacht verſchlang ihn. Deswegen ſchickte er den Herold Theotes zu den beiden Ajax hinüber, und bat den Tela¬ monier durch ihn, wenn ſie beide dieß könnten, ſammt ſeinem Bruder Teucer ihm aus der Bedrängniß zu helfen. Der große Ajax war nicht ſäumig, er eilte mit Teucer und Pandion, der ſeines Bruders Bogen trug, der Mauer entlang, von innen dem Thurme zu. Sie kamen bei Meneſtheus an, als eben die Lycier an der Bruſtwehr emporzuklimmen anfingen. Ajax brach ſogleich einen ſcharf¬ gezackten Marmorſtein zu oberſt aus der Bruſtwehr und zerknirſchte damit dem Epikles, einem Freunde des Sar¬ pedon, Helm und Haupt, daß er wie ein Taucher von dem Thurme herabſchoß. Teucer aber verwundete den Glaukus am entblößten Arme, während er eben den Wall hinan¬ ſtieg. Dieſer ſprang ganz geheim von der Mauer, um nicht von den Griechen erblickt und mit ſeiner Wunde ge¬ höhnt zu werden. Mit Schmerzen ſah Sarpedon ſeinen Bruder aus der Schlacht ſcheiden, er ſelbſt aber klomm aufwärts, durchſtach den Alkmaon, den Sohn Theſtors, mit der Lanze, daß dieſer der wieder herausgezogenen taumelnd folgte, faßte dann mit aller Gewalt die Bruſtwehr, daß
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verherrlichen!“ Glaukus vernahm es nicht träge, und
beide ſtürmten mit ihren Lyciern in gerader Richtung voran.
Meneſtheus, von ſeinem Thurme herab, ſtutzte, als er ſie
ſo wüthend herannahen und ſich und die Seinigen dem
Verderben ausgeſetzt ſah. Aengſtlich ſchaute er ſich nach
der Unterſtützung anderer Helden um: wohl ſah er in der
Ferne die beiden Ajax, unerſättlich im Kampfe, daſtehen,
und noch näher den Teucer, der eben von den Zelten
zurückkam; doch hallte ſein Hülferuf nicht ſo weit, er
prallte an Helmen und Schilden ab, und das Getöſe der
Schlacht verſchlang ihn. Deswegen ſchickte er den Herold
Theotes zu den beiden Ajax hinüber, und bat den Tela¬
monier durch ihn, wenn ſie beide dieß könnten, ſammt
ſeinem Bruder Teucer ihm aus der Bedrängniß zu helfen.
Der große Ajax war nicht ſäumig, er eilte mit Teucer
und Pandion, der ſeines Bruders Bogen trug, der Mauer
entlang, von innen dem Thurme zu. Sie kamen bei
Meneſtheus an, als eben die Lycier an der Bruſtwehr
emporzuklimmen anfingen. Ajax brach ſogleich einen ſcharf¬
gezackten Marmorſtein zu oberſt aus der Bruſtwehr und
zerknirſchte damit dem Epikles, einem Freunde des Sar¬
pedon, Helm und Haupt, daß er wie ein Taucher von dem
Thurme herabſchoß. Teucer aber verwundete den Glaukus
am entblößten Arme, während er eben den Wall hinan¬
ſtieg. Dieſer ſprang ganz geheim von der Mauer, um
nicht von den Griechen erblickt und mit ſeiner Wunde ge¬
höhnt zu werden. Mit Schmerzen ſah Sarpedon ſeinen
Bruder aus der Schlacht ſcheiden, er ſelbſt aber klomm
aufwärts, durchſtach den Alkmaon, den Sohn Theſtors, mit
der Lanze, daß dieſer der wieder herausgezogenen taumelnd
folgte, faßte dann mit aller Gewalt die Bruſtwehr, daß
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/208>, abgerufen am 28.11.2024.
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