Panzer ab. "Nicht getroffen, gefehlt," rief Diomedes dem jauchzenden Trojaner entgegen, und sein, die Luft im Bogen durchsausender Speer fuhr dem Gegner unter dem Auge in den Kiefer, durch Zähne und Zunge hin¬ durch, daß die Spitze am Unterkinn wieder herauskam. Pandarus stürzte rasselnd vom Wagen und zuckte sterbend in der glänzenden Rüstung auf dem Boden. Seine Rosse rannten flüchtig mit dem Wagen auf die Seite; Aeneas aber sprang herab und umwandelte den Leich¬ nam wie ein trotziger Löwe, Schild und Speer vor¬ streckend, und Jeden zu erschlagen bereit, der ihn antasten würde. Jetzt ergriff Diomedes einen Feldstein, wie ihn zwei gewöhnliche Männer nicht aufheben konnten. Mit diesem traf er den Sohn des Anchises am Hüftgelenk, zermalmte dieses und zerriß ihm die Sehnen, daß der Held ins Knie sank, die Rechte gegen den Boden stem¬ mend, und ihm die Sinne vergingen; und er wäre gestor¬ ben, wenn nicht Venus ihren trauten Sohn mit den Lilien¬ armen umschlungen, ihn mit den Falten ihres silberhellen Gewandes umhüllt und aus der Schlacht getragen hätte. Sthenelus hatte inzwischen Wagen und Rosse des Aeneas, dem Befehle seines Freundes folgsam, zu den Schiffen geführt, und war auf dem eigenen Wagen bald wieder an der Seite des Tydiden angekommen. Dieser hatte mit seinen von Athene geöffneten Augen die Göttin Aphrodite erkannt, durch das Schlachtgetümmel verfolgt und mit ihrer Beute erreicht. Der Held stieß mit der Lanze nach ihr, und sein Speer drang durch die ambrosische Haut in die Handwurzel, daß ihr unsterbliches Blut zu rinnen begann. Die verwundete Göttin schrie laut auf und warf den Sohn zur Erde hin. Dann eilte sie ihrem Bruder Mars zu,
Panzer ab. „Nicht getroffen, gefehlt,“ rief Diomedes dem jauchzenden Trojaner entgegen, und ſein, die Luft im Bogen durchſauſender Speer fuhr dem Gegner unter dem Auge in den Kiefer, durch Zähne und Zunge hin¬ durch, daß die Spitze am Unterkinn wieder herauskam. Pandarus ſtürzte raſſelnd vom Wagen und zuckte ſterbend in der glänzenden Rüſtung auf dem Boden. Seine Roſſe rannten flüchtig mit dem Wagen auf die Seite; Aeneas aber ſprang herab und umwandelte den Leich¬ nam wie ein trotziger Löwe, Schild und Speer vor¬ ſtreckend, und Jeden zu erſchlagen bereit, der ihn antaſten würde. Jetzt ergriff Diomedes einen Feldſtein, wie ihn zwei gewöhnliche Männer nicht aufheben konnten. Mit dieſem traf er den Sohn des Anchiſes am Hüftgelenk, zermalmte dieſes und zerriß ihm die Sehnen, daß der Held ins Knie ſank, die Rechte gegen den Boden ſtem¬ mend, und ihm die Sinne vergingen; und er wäre geſtor¬ ben, wenn nicht Venus ihren trauten Sohn mit den Lilien¬ armen umſchlungen, ihn mit den Falten ihres ſilberhellen Gewandes umhüllt und aus der Schlacht getragen hätte. Sthenelus hatte inzwiſchen Wagen und Roſſe des Aeneas, dem Befehle ſeines Freundes folgſam, zu den Schiffen geführt, und war auf dem eigenen Wagen bald wieder an der Seite des Tydiden angekommen. Dieſer hatte mit ſeinen von Athene geöffneten Augen die Göttin Aphrodite erkannt, durch das Schlachtgetümmel verfolgt und mit ihrer Beute erreicht. Der Held ſtieß mit der Lanze nach ihr, und ſein Speer drang durch die ambroſiſche Haut in die Handwurzel, daß ihr unſterbliches Blut zu rinnen begann. Die verwundete Göttin ſchrie laut auf und warf den Sohn zur Erde hin. Dann eilte ſie ihrem Bruder Mars zu,
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Panzer ab. „Nicht getroffen, gefehlt,“ rief Diomedes
dem jauchzenden Trojaner entgegen, und ſein, die Luft
im Bogen durchſauſender Speer fuhr dem Gegner unter
dem Auge in den Kiefer, durch Zähne und Zunge hin¬
durch, daß die Spitze am Unterkinn wieder herauskam.
Pandarus ſtürzte raſſelnd vom Wagen und zuckte ſterbend
in der glänzenden Rüſtung auf dem Boden. Seine
Roſſe rannten flüchtig mit dem Wagen auf die Seite;
Aeneas aber ſprang herab und umwandelte den Leich¬
nam wie ein trotziger Löwe, Schild und Speer vor¬
ſtreckend, und Jeden zu erſchlagen bereit, der ihn antaſten
würde. Jetzt ergriff Diomedes einen Feldſtein, wie ihn
zwei gewöhnliche Männer nicht aufheben konnten. Mit
dieſem traf er den Sohn des Anchiſes am Hüftgelenk,
zermalmte dieſes und zerriß ihm die Sehnen, daß der
Held ins Knie ſank, die Rechte gegen den Boden ſtem¬
mend, und ihm die Sinne vergingen; und er wäre geſtor¬
ben, wenn nicht Venus ihren trauten Sohn mit den Lilien¬
armen umſchlungen, ihn mit den Falten ihres ſilberhellen
Gewandes umhüllt und aus der Schlacht getragen hätte.
Sthenelus hatte inzwiſchen Wagen und Roſſe des Aeneas,
dem Befehle ſeines Freundes folgſam, zu den Schiffen
geführt, und war auf dem eigenen Wagen bald wieder
an der Seite des Tydiden angekommen. Dieſer hatte mit
ſeinen von Athene geöffneten Augen die Göttin Aphrodite
erkannt, durch das Schlachtgetümmel verfolgt und mit
ihrer Beute erreicht. Der Held ſtieß mit der Lanze nach ihr,
und ſein Speer drang durch die ambroſiſche Haut in die
Handwurzel, daß ihr unſterbliches Blut zu rinnen begann.
Die verwundete Göttin ſchrie laut auf und warf den Sohn
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/146>, abgerufen am 24.11.2024.
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