und Bogen genommen, und bin damit vor Troja gezogen! Kehre ich je wieder heim, so soll mir ein Fremdling das Haupt abschlagen, wenn ich nicht Bogen und Pfeile mit den Händen zerknicke, und diesen nichtigen Tand, der mich begleitet hat, ins lodernde Feuer werfe!"
"Nicht also!" sprach ihn beruhigend Aeneas. "Be¬ steige vielmehr meinen Streitwagen, und lerne die Ge¬ wandtheit der trojanischen Pferde im Verfolgen und Ent¬ fliehen kennen. Verleiht Jupiter dem Diomedes durchaus die Siegesehre, so werden sie uns sicher nach Troja hin¬ eintragen! Ich selbst will indessen zu Fuße des Kampfes warten." Aber Pandarus bat ihn, die Rosse selbst lenken zu wollen, da er dieses Werkes nicht kundig sey, schwang sich zu ihm auf den Wagen, und so sprengten sie mit den hurtigen Thieren auf den Tydiden zu. Sein Freund Sthenelus sah sie herankommen, rief den Genossen an und sprach: "Sieh da, zwei tapfre Männer, die auf dich losstürmen, Pandarus und der Halbgott Aeneas, Aphro¬ ditens Sohn! Dießmal laß uns zu Wagen entfliehen; dein Wüthen dürfte dir nichts nützen gegen diese!"
Aber Diomedes blickte finster und erwiederte ihm: "Sage mir nichts von Furcht! Es liegt nicht in meiner Art, vor einem Kampfe zurückzubeben, oder mich zu schmiegen. Meine Kraft ist noch nicht erschöpft; es ver¬ drösse mich, unthätig im Wagen stehen zu müssen. Nein, wie ich hier zu Fuße bin, will ich ihnen entgegen wan¬ deln. Gelingt es mir, sie beide zu tödten, so hemme du unsre Pferde, den Zaum am Sesselrand befestigend, und führe mir die Rosse des Aeneas als Beute zu den Schiffen!" Indem flog die Lanze des Pandarus dem Ty¬ diden entgegen, durchfuhr den Schild und prallte vom
und Bogen genommen, und bin damit vor Troja gezogen! Kehre ich je wieder heim, ſo ſoll mir ein Fremdling das Haupt abſchlagen, wenn ich nicht Bogen und Pfeile mit den Händen zerknicke, und dieſen nichtigen Tand, der mich begleitet hat, ins lodernde Feuer werfe!“
„Nicht alſo!“ ſprach ihn beruhigend Aeneas. „Be¬ ſteige vielmehr meinen Streitwagen, und lerne die Ge¬ wandtheit der trojaniſchen Pferde im Verfolgen und Ent¬ fliehen kennen. Verleiht Jupiter dem Diomedes durchaus die Siegesehre, ſo werden ſie uns ſicher nach Troja hin¬ eintragen! Ich ſelbſt will indeſſen zu Fuße des Kampfes warten.“ Aber Pandarus bat ihn, die Roſſe ſelbſt lenken zu wollen, da er dieſes Werkes nicht kundig ſey, ſchwang ſich zu ihm auf den Wagen, und ſo ſprengten ſie mit den hurtigen Thieren auf den Tydiden zu. Sein Freund Sthenelus ſah ſie herankommen, rief den Genoſſen an und ſprach: „Sieh da, zwei tapfre Männer, die auf dich losſtürmen, Pandarus und der Halbgott Aeneas, Aphro¬ ditens Sohn! Dießmal laß uns zu Wagen entfliehen; dein Wüthen dürfte dir nichts nützen gegen dieſe!“
Aber Diomedes blickte finſter und erwiederte ihm: „Sage mir nichts von Furcht! Es liegt nicht in meiner Art, vor einem Kampfe zurückzubeben, oder mich zu ſchmiegen. Meine Kraft iſt noch nicht erſchöpft; es ver¬ dröſſe mich, unthätig im Wagen ſtehen zu müſſen. Nein, wie ich hier zu Fuße bin, will ich ihnen entgegen wan¬ deln. Gelingt es mir, ſie beide zu tödten, ſo hemme du unſre Pferde, den Zaum am Seſſelrand befeſtigend, und führe mir die Roſſe des Aeneas als Beute zu den Schiffen!“ Indem flog die Lanze des Pandarus dem Ty¬ diden entgegen, durchfuhr den Schild und prallte vom
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und Bogen genommen, und bin damit vor Troja gezogen!
Kehre ich je wieder heim, ſo ſoll mir ein Fremdling das
Haupt abſchlagen, wenn ich nicht Bogen und Pfeile mit
den Händen zerknicke, und dieſen nichtigen Tand, der mich
begleitet hat, ins lodernde Feuer werfe!“
„Nicht alſo!“ ſprach ihn beruhigend Aeneas. „Be¬
ſteige vielmehr meinen Streitwagen, und lerne die Ge¬
wandtheit der trojaniſchen Pferde im Verfolgen und Ent¬
fliehen kennen. Verleiht Jupiter dem Diomedes durchaus
die Siegesehre, ſo werden ſie uns ſicher nach Troja hin¬
eintragen! Ich ſelbſt will indeſſen zu Fuße des Kampfes
warten.“ Aber Pandarus bat ihn, die Roſſe ſelbſt lenken
zu wollen, da er dieſes Werkes nicht kundig ſey, ſchwang
ſich zu ihm auf den Wagen, und ſo ſprengten ſie mit den
hurtigen Thieren auf den Tydiden zu. Sein Freund
Sthenelus ſah ſie herankommen, rief den Genoſſen an
und ſprach: „Sieh da, zwei tapfre Männer, die auf dich
losſtürmen, Pandarus und der Halbgott Aeneas, Aphro¬
ditens Sohn! Dießmal laß uns zu Wagen entfliehen;
dein Wüthen dürfte dir nichts nützen gegen dieſe!“
Aber Diomedes blickte finſter und erwiederte ihm:
„Sage mir nichts von Furcht! Es liegt nicht in meiner
Art, vor einem Kampfe zurückzubeben, oder mich zu
ſchmiegen. Meine Kraft iſt noch nicht erſchöpft; es ver¬
dröſſe mich, unthätig im Wagen ſtehen zu müſſen. Nein,
wie ich hier zu Fuße bin, will ich ihnen entgegen wan¬
deln. Gelingt es mir, ſie beide zu tödten, ſo hemme du
unſre Pferde, den Zaum am Seſſelrand befeſtigend, und
führe mir die Roſſe des Aeneas als Beute zu den
Schiffen!“ Indem flog die Lanze des Pandarus dem Ty¬
diden entgegen, durchfuhr den Schild und prallte vom
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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