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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
Warumb gehen solche Leute nicht in die Kirche/ und sagen mit jenem
stoltzen Phariseer: HErr ich dancke dir/ daß ich nicht bin wie andere
Leute. Sebastian Schertlo der berühmte Obriste/ war eines Bauren
Sohn/ und seiner Tapfferkeit halben/ erhube ihn Käyser Carl der
fünffte in den Stand deß Adels/ und verheyrathete sich an eine vor-
nehme Fränckische vom Adel. Einsmals schimpffete seiner Frauen
Bruder darauff/ daß er eines Bauren Sohn sey/ da antwortete er/ ich
bin so gut/ als der erste von Berlingen/ als der erste von Säckendorff/ etc.
aber ich kan dem Röm. Käyser mehr Dienste thun/ als du/ und schlug
ihn damit in die Augen.

Matthes. super Cap. VII. Sirac.
Conc. IV.

DU Handwercksmann! höre: Wann dichs verdreust/ und
wird dir in deinem Stande und Beruff/ blutsauer/ und der
Schweiß treufft dir über die Nasen: Lieber! sey nicht un-
gedultig: Wende deine Augen auff den Stiffter der Arbeit. Denn der
Teuffel hat die Arbeit nicht erdacht: (Wie die faulen Knechte und
Mägde pflegen zu reden) sondern er ist deß Müssiggangs und Fau-
lentzens Stiffter: Dadurch die Leute mögen in allerley Ungemach/
Sünden/ Schand und Schaden/ an Leib und Seele kommen und ge-
bracht werden: Sondern Gott selber ist ein Stiffter und Schöpffer
der Arbeit/ derselbige liebe Gott hat dem menschlichen Geschlecht/
nach dem Fall/ zur Straffe der Sünden/ und zu Nutz deß menschli-
chen Leibes/ Krafft und Stärcke zu erhalten die Arbeit aufferleget.
Und der Sohn Gottes selber/ hat mit seinem Zimmer-Handwerck
alle unsere Arbeit geweihet/ gesegnet und geheiliget. Dann er ist in der
Arbeiter Zunfft; gleichwie der Teuffel in der Müssiggänger Zunfft:
Und er ist bey denen/ die gerne arbeiten/ und es ihnen lassen sauer wer-
den/ gegenwertig; und stehet ihnen treulich bey: Wie er dann bey S.
Petri Fischereyen gewesen/ und ihm beygestanden ist: Und er spricht
und gibt seinen Segen zu der Frommen und Gottsfürchtigen Ar-
beit. Derohalben wer sich in seiner Arbeit und Nasenschweiß will zu
frieden geben; der erkenne Gottes Gegenwertigkeit/ Ordnung/ Se-
gen/ und seinen selbst eignen Nutzen/ der ihm zu Hauß und Hoffe
kompt/ in seiner Arbeit: Dann lässige Hand machet arm: aber fleissi-
ge Hand machet reich.

Matthes. Conc. IV. in cap. Sir. v. 35.
DJese alle sagt Sirach/ nemlich fromme/ gottselige/ arbeitsa-
me/ getreue/ fleissige/ warhafftige Handwercker/ trösten sich
ihres Handwercks. Dann es hat einen güldenen Boden/ und
gibt

Litaney.
Warumb gehen ſolche Leute nicht in die Kirche/ und ſagen mit jenem
ſtoltzen Phariſeer: HErꝛ ich dancke dir/ daß ich nicht bin wie andere
Leute. Sebaſtian Schertlo der beruͤhmte Obriſte/ war eines Bauren
Sohn/ und ſeiner Tapfferkeit halben/ erhube ihn Kaͤyſer Carl der
fuͤnffte in den Stand deß Adels/ und verheyrathete ſich an eine vor-
nehme Fraͤnckiſche vom Adel. Einsmals ſchimpffete ſeiner Frauen
Bruder darauff/ daß er eines Bauren Sohn ſey/ da antwortete er/ ich
bin ſo gut/ als der erſte von Berlingẽ/ als der erſte von Saͤckendorff/ ꝛc.
aber ich kan dem Roͤm. Kaͤyſer mehr Dienſte thun/ als du/ und ſchlug
ihn damit in die Augen.

Mattheſ. ſuper Cap. VII. Sirac.
Conc. IV.

DU Handwercksmann! hoͤre: Wann dichs verdreuſt/ und
wird dir in deinem Stande und Beruff/ blutſauer/ und der
Schweiß treufft dir uͤber die Naſen: Lieber! ſey nicht un-
gedultig: Wende deine Augen auff den Stiffter der Arbeit. Denn der
Teuffel hat die Arbeit nicht erdacht: (Wie die faulen Knechte und
Maͤgde pflegen zu reden) ſondern er iſt deß Muͤſſiggangs und Fau-
lentzens Stiffter: Dadurch die Leute moͤgen in allerley Ungemach/
Suͤnden/ Schand und Schaden/ an Leib und Seele kommen und ge-
bracht werden: Sondern Gott ſelber iſt ein Stiffter und Schoͤpffer
der Arbeit/ derſelbige liebe Gott hat dem menſchlichen Geſchlecht/
nach dem Fall/ zur Straffe der Suͤnden/ und zu Nutz deß menſchli-
chen Leibes/ Krafft und Staͤrcke zu erhalten die Arbeit aufferleget.
Und der Sohn Gottes ſelber/ hat mit ſeinem Zimmer-Handwerck
alle unſere Arbeit geweihet/ geſegnet und geheiliget. Dann er iſt in der
Arbeiter Zunfft; gleichwie der Teuffel in der Muͤſſiggaͤnger Zunfft:
Und er iſt bey denen/ die gerne arbeiten/ und es ihnen laſſen ſauer wer-
den/ gegenwertig; und ſtehet ihnen treulich bey: Wie er dann bey S.
Petri Fiſchereyen geweſen/ und ihm beygeſtanden iſt: Und er ſpricht
und gibt ſeinen Segen zu der Frommen und Gottsfuͤrchtigen Ar-
beit. Derohalben wer ſich in ſeiner Arbeit und Naſenſchweiß will zu
frieden geben; der erkenne Gottes Gegenwertigkeit/ Ordnung/ Se-
gen/ und ſeinen ſelbſt eignen Nutzen/ der ihm zu Hauß und Hoffe
kompt/ in ſeiner Arbeit: Dann laͤſſige Hand machet arm: aber fleiſſi-
ge Hand machet reich.

Mattheſ. Conc. IV. in cap. Sir. v. 35.
DJeſe alle ſagt Sirach/ nemlich fromme/ gottſelige/ arbeitſa-
me/ getreue/ fleiſſige/ warhafftige Handwercker/ troͤſten ſich
ihres Handwercks. Dann es hat einen guͤldenen Boden/ und
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[924/0966] Litaney. Warumb gehen ſolche Leute nicht in die Kirche/ und ſagen mit jenem ſtoltzen Phariſeer: HErꝛ ich dancke dir/ daß ich nicht bin wie andere Leute. Sebaſtian Schertlo der beruͤhmte Obriſte/ war eines Bauren Sohn/ und ſeiner Tapfferkeit halben/ erhube ihn Kaͤyſer Carl der fuͤnffte in den Stand deß Adels/ und verheyrathete ſich an eine vor- nehme Fraͤnckiſche vom Adel. Einsmals ſchimpffete ſeiner Frauen Bruder darauff/ daß er eines Bauren Sohn ſey/ da antwortete er/ ich bin ſo gut/ als der erſte von Berlingẽ/ als der erſte von Saͤckendorff/ ꝛc. aber ich kan dem Roͤm. Kaͤyſer mehr Dienſte thun/ als du/ und ſchlug ihn damit in die Augen. Mattheſ. ſuper Cap. VII. Sirac. Conc. IV. DU Handwercksmann! hoͤre: Wann dichs verdreuſt/ und wird dir in deinem Stande und Beruff/ blutſauer/ und der Schweiß treufft dir uͤber die Naſen: Lieber! ſey nicht un- gedultig: Wende deine Augen auff den Stiffter der Arbeit. Denn der Teuffel hat die Arbeit nicht erdacht: (Wie die faulen Knechte und Maͤgde pflegen zu reden) ſondern er iſt deß Muͤſſiggangs und Fau- lentzens Stiffter: Dadurch die Leute moͤgen in allerley Ungemach/ Suͤnden/ Schand und Schaden/ an Leib und Seele kommen und ge- bracht werden: Sondern Gott ſelber iſt ein Stiffter und Schoͤpffer der Arbeit/ derſelbige liebe Gott hat dem menſchlichen Geſchlecht/ nach dem Fall/ zur Straffe der Suͤnden/ und zu Nutz deß menſchli- chen Leibes/ Krafft und Staͤrcke zu erhalten die Arbeit aufferleget. Und der Sohn Gottes ſelber/ hat mit ſeinem Zimmer-Handwerck alle unſere Arbeit geweihet/ geſegnet und geheiliget. Dann er iſt in der Arbeiter Zunfft; gleichwie der Teuffel in der Muͤſſiggaͤnger Zunfft: Und er iſt bey denen/ die gerne arbeiten/ und es ihnen laſſen ſauer wer- den/ gegenwertig; und ſtehet ihnen treulich bey: Wie er dann bey S. Petri Fiſchereyen geweſen/ und ihm beygeſtanden iſt: Und er ſpricht und gibt ſeinen Segen zu der Frommen und Gottsfuͤrchtigen Ar- beit. Derohalben wer ſich in ſeiner Arbeit und Naſenſchweiß will zu frieden geben; der erkenne Gottes Gegenwertigkeit/ Ordnung/ Se- gen/ und ſeinen ſelbſt eignen Nutzen/ der ihm zu Hauß und Hoffe kompt/ in ſeiner Arbeit: Dann laͤſſige Hand machet arm: aber fleiſſi- ge Hand machet reich. Mattheſ. Conc. IV. in cap. Sir. v. 35. DJeſe alle ſagt Sirach/ nemlich fromme/ gottſelige/ arbeitſa- me/ getreue/ fleiſſige/ warhafftige Handwercker/ troͤſten ſich ihres Handwercks. Dann es hat einen guͤldenen Boden/ und gibt

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 924. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/966>, abgerufen am 22.11.2024.