Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Status
zum besten haben/ sonsten würde man sich umb sie reissen/ nach ihres
Herren oder Vaters Tod bettlen gehen? Ithacus hoc velit, & ma-
gno mercentur Atridae.
Aber nur von Reichsstädten zu re-
den/
da solcher Brauch nicht herkommen; so muß ich dir/ mein Bru-
der/ ein sonderbares Arcanum der Wunderregierung Gottes offen-
baren. Jch weiß/ und du auch/ daß mancher Prediger/ so frommen/ von
Natur und Tugend wolbegabte Töchter hab/ daß auch der Teuffel
nichts finden soll an ihnen zu tadlen: dennoch wann unsere Domini
Feudi
vom Unverstand heimkommen/ und nach Diensten lauffen/
begehrt keiner ein solche zu heurahren. Warumb das? mit einem
Wort: Gott will nicht zugeben/ daß ein solcher Gesell eines frommen
Mannes Kind besudele/ der nicht werth ist/ daß ihm der Hencker ein
Tochter gebe: und solte einem solchen Gott selbst ein Kirch/ mit Chri-
sti Blut erarnet/ gleichsam zum Weibe geben? Hier wachet Gottes
Aug/ und wornach solche Gesellen ringen/ darnach muß es ihnen ge-
lingen. Tugend gilt bey ihnen nichts; darumb muß ihnen auch keine
zu theil werden. Nach Reichthumb streben sie: darumb müssen sie
Bettler sterben: Nach Ehren trachten sie; darumb werden sie zu
schanden: Nach Diensten lauffen sie/ darumb müssen sie Dienstloß
umblauffen/ biß sie im Spital den Geist auffgeben. Den Fluch
wollen sie haben/ der muß ihnen auch kommen: des Se-
gens/
den Gott treuen Knechten biß ins tausende Glied verheissen/
wolten sie nicht/ darumb muß er auch ferne von ihnen
bleiben.
Hurer müssen endlich mit Huren und Büberey bezahlt
werden: und der sich zu gut düncket ein Arschpaucker zu
seyn/ dem kan es oft nit sogut werden/ daß er ein Hunds-
peitscher werde.

Mein Bruder/ ich will dir sagen/ was mir in meiner Melan-
choli begegnet/ schier wie dem H. Augustino. Jch saß in tieffen Ge-
dancken/ nicht weit von der Höllenpforten: doch lag die Bibel/ an die
ich zuvorhin lang nicht gedacht/ vor mir auff dem Tisch. Mich deucht/
es ruff mir einer zu: Tolle, lege! Tolle, lege! Jch nam das Buch
in die Hand/ schlugs auff/ da kam mir alsobald unter die Augen die
Histori/ die ich dir auch vorlesen will:

Aber die Söhne Eli waren böse Buben: die frag-
ten nicht nach dem Herren/ noch nach dem Recht der Prie-
ster an das Volck/ etc. Die Sünd der Buben war sehr
groß für dem HErrn; dann die Leut lästerten das Speiß-
opffer des HErrn. Eli aber war sehr alt/ und erfuhr al-
les/ was seine Söhne thäten dem gantzen Jsrael/ und
daß sie schlieffen bey den Weibern/ die da dieneten für der
Thür der Hütten des Stiffts. Und er sprach zu ihnen:

warum
K k k iij

Status
zum beſten haben/ ſonſten wuͤrde man ſich umb ſie reiſſen/ nach ihres
Herren oder Vaters Tod bettlen gehen? Ithacus hoc velit, & ma-
gno mercentur Atridæ.
Aber nur von Reichsſtaͤdten zu re-
den/
da ſolcher Brauch nicht herkommen; ſo muß ich dir/ mein Bru-
der/ ein ſonderbares Arcanum der Wunderregierung Gottes offen-
baren. Jch weiß/ und du auch/ daß mancher Prediger/ ſo frommẽ/ von
Natur und Tugend wolbegabte Toͤchter hab/ daß auch der Teuffel
nichts finden ſoll an ihnen zu tadlen: dennoch wann unſere Domini
Feudi
vom Unverſtand heimkommen/ und nach Dienſten lauffen/
begehrt keiner ein ſolche zu heurahren. Warumb das? mit einem
Wort: Gott will nicht zugeben/ daß ein ſolcher Geſell eines frommen
Mannes Kind beſudele/ der nicht werth iſt/ daß ihm der Hencker ein
Tochter gebe: und ſolte einem ſolchen Gott ſelbſt ein Kirch/ mit Chri-
ſti Blut erarnet/ gleichſam zum Weibe geben? Hier wachet Gottes
Aug/ und wornach ſolche Geſellen ringen/ darnach muß es ihnen ge-
lingen. Tugend gilt bey ihnen nichts; darumb muß ihnen auch keine
zu theil werden. Nach Reichthumb ſtreben ſie: darumb muͤſſen ſie
Bettler ſterben: Nach Ehren trachten ſie; darumb werden ſie zu
ſchanden: Nach Dienſten lauffen ſie/ darumb muͤſſen ſie Dienſtloß
umblauffen/ biß ſie im Spital den Geiſt auffgeben. Den Fluch
wollen ſie haben/ der muß ihnen auch kommen: des Se-
gens/
den Gott treuen Knechten biß ins tauſende Glied verheiſſen/
wolten ſie nicht/ darumb muß er auch ferne von ihnen
bleiben.
Hurer muͤſſen endlich mit Huren und Buͤberey bezahlt
werden: und der ſich zu gut duͤncket ein Arſchpaucker zu
ſeyn/ dem kan es oft nit ſogut werden/ daß er ein Hunds-
peitſcher werde.

Mein Bruder/ ich will dir ſagen/ was mir in meiner Melan-
choli begegnet/ ſchier wie dem H. Auguſtino. Jch ſaß in tieffen Ge-
dancken/ nicht weit von der Hoͤllenpforten: doch lag die Bibel/ an die
ich zuvorhin lang nicht gedacht/ vor mir auff dem Tiſch. Mich deucht/
es ruff mir einer zu: Tolle, lege! Tolle, lege! Jch nam das Buch
in die Hand/ ſchlugs auff/ da kam mir alſobald unter die Augen die
Hiſtori/ die ich dir auch vorleſen will:

Aber die Soͤhne Eli waren boͤſe Buben: die frag-
ten nicht nach dem Herren/ noch nach dem Recht der Prie-
ſter an das Volck/ ꝛc. Die Suͤnd der Buben war ſehr
groß fuͤr dem HErꝛn; dann die Leut laͤſterten das Speiß-
opffer des HErꝛn. Eli aber war ſehr alt/ und erfuhr al-
les/ was ſeine Soͤhne thaͤten dem gantzen Jſrael/ und
daß ſie ſchlieffen bey den Weibern/ die da dieneten fuͤr der
Thuͤr der Huͤtten des Stiffts. Und er ſprach zu ihnen:

warum
K k k iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0927" n="885"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Status</hi></hi></fw><lb/>
zum be&#x017F;ten haben/ &#x017F;on&#x017F;ten wu&#x0364;rde man &#x017F;ich umb &#x017F;ie rei&#x017F;&#x017F;en/ nach ihres<lb/>
Herren oder Vaters Tod bettlen gehen? <hi rendition="#aq">Ithacus hoc velit, &amp; ma-<lb/>
gno mercentur Atridæ.</hi> <hi rendition="#fr">Aber nur von Reichs&#x017F;ta&#x0364;dten zu re-<lb/>
den/</hi> da &#x017F;olcher Brauch nicht herkommen; &#x017F;o muß ich dir/ mein Bru-<lb/>
der/ ein &#x017F;onderbares <hi rendition="#aq">Arcanum</hi> der Wunderregierung Gottes offen-<lb/>
baren. Jch weiß/ und du auch/ daß mancher Prediger/ &#x017F;o fromme&#x0303;/ von<lb/>
Natur und Tugend wolbegabte To&#x0364;chter hab/ daß auch der Teuffel<lb/>
nichts finden &#x017F;oll an ihnen zu tadlen: dennoch wann un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Domini<lb/>
Feudi</hi> vom Unver&#x017F;tand heimkommen/ und nach Dien&#x017F;ten lauffen/<lb/>
begehrt keiner ein &#x017F;olche zu heurahren. Warumb das? mit einem<lb/>
Wort: Gott will nicht zugeben/ daß ein &#x017F;olcher Ge&#x017F;ell eines frommen<lb/>
Mannes Kind be&#x017F;udele/ der nicht werth i&#x017F;t/ daß ihm der Hencker ein<lb/>
Tochter gebe: und &#x017F;olte einem &#x017F;olchen Gott &#x017F;elb&#x017F;t ein Kirch/ mit Chri-<lb/>
&#x017F;ti Blut erarnet/ gleich&#x017F;am zum Weibe geben? Hier wachet Gottes<lb/>
Aug/ und wornach &#x017F;olche Ge&#x017F;ellen ringen/ darnach muß es ihnen ge-<lb/>
lingen. Tugend gilt bey ihnen nichts; darumb muß ihnen auch keine<lb/>
zu theil werden. Nach Reichthumb &#x017F;treben &#x017F;ie: darumb mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
Bettler &#x017F;terben: Nach Ehren trachten &#x017F;ie; darumb werden &#x017F;ie zu<lb/>
&#x017F;chanden: Nach Dien&#x017F;ten lauffen &#x017F;ie/ darumb mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie Dien&#x017F;tloß<lb/>
umblauffen/ biß &#x017F;ie im Spital den Gei&#x017F;t auffgeben. <hi rendition="#fr">Den Fluch<lb/>
wollen &#x017F;ie haben/ der muß ihnen auch kommen: des Se-<lb/>
gens/</hi> den Gott treuen Knechten biß ins tau&#x017F;ende Glied verhei&#x017F;&#x017F;en/<lb/><hi rendition="#fr">wolten &#x017F;ie nicht/ darumb muß er auch ferne von ihnen<lb/>
bleiben.</hi> Hurer mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en endlich mit Huren und Bu&#x0364;berey bezahlt<lb/>
werden: <hi rendition="#fr">und der &#x017F;ich zu gut du&#x0364;ncket ein Ar&#x017F;chpaucker zu<lb/>
&#x017F;eyn/ dem kan es oft nit &#x017F;ogut werden/ daß er ein Hunds-<lb/>
peit&#x017F;cher werde.</hi></p><lb/>
        <p>Mein Bruder/ ich will dir &#x017F;agen/ was mir in meiner Melan-<lb/>
choli begegnet/ &#x017F;chier wie dem H. <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tino.</hi> Jch &#x017F;aß in tieffen Ge-<lb/>
dancken/ nicht weit von der Ho&#x0364;llenpforten: doch lag die Bibel/ an die<lb/>
ich zuvorhin lang nicht gedacht/ vor mir auff dem Ti&#x017F;ch. Mich deucht/<lb/>
es ruff mir einer zu: <hi rendition="#aq">Tolle, lege! Tolle, lege!</hi> Jch nam das Buch<lb/>
in die Hand/ &#x017F;chlugs auff/ da kam mir al&#x017F;obald unter die Augen die<lb/>
Hi&#x017F;tori/ die ich dir auch vorle&#x017F;en will:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Aber die So&#x0364;hne Eli waren bo&#x0364;&#x017F;e Buben: die frag-<lb/>
ten nicht nach dem Herren/ noch nach dem Recht der Prie-<lb/>
&#x017F;ter an das Volck/ &#xA75B;c. Die Su&#x0364;nd der Buben war &#x017F;ehr<lb/>
groß fu&#x0364;r dem HEr&#xA75B;n; dann die Leut la&#x0364;&#x017F;terten das Speiß-<lb/>
opffer des HEr&#xA75B;n. Eli aber war &#x017F;ehr alt/ und erfuhr al-<lb/>
les/ was &#x017F;eine So&#x0364;hne tha&#x0364;ten dem gantzen J&#x017F;rael/ und<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;chlieffen bey den Weibern/ die da dieneten fu&#x0364;r der<lb/>
Thu&#x0364;r der Hu&#x0364;tten des Stiffts. Und er &#x017F;prach zu ihnen:</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K k k iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">warum</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[885/0927] Status zum beſten haben/ ſonſten wuͤrde man ſich umb ſie reiſſen/ nach ihres Herren oder Vaters Tod bettlen gehen? Ithacus hoc velit, & ma- gno mercentur Atridæ. Aber nur von Reichsſtaͤdten zu re- den/ da ſolcher Brauch nicht herkommen; ſo muß ich dir/ mein Bru- der/ ein ſonderbares Arcanum der Wunderregierung Gottes offen- baren. Jch weiß/ und du auch/ daß mancher Prediger/ ſo frommẽ/ von Natur und Tugend wolbegabte Toͤchter hab/ daß auch der Teuffel nichts finden ſoll an ihnen zu tadlen: dennoch wann unſere Domini Feudi vom Unverſtand heimkommen/ und nach Dienſten lauffen/ begehrt keiner ein ſolche zu heurahren. Warumb das? mit einem Wort: Gott will nicht zugeben/ daß ein ſolcher Geſell eines frommen Mannes Kind beſudele/ der nicht werth iſt/ daß ihm der Hencker ein Tochter gebe: und ſolte einem ſolchen Gott ſelbſt ein Kirch/ mit Chri- ſti Blut erarnet/ gleichſam zum Weibe geben? Hier wachet Gottes Aug/ und wornach ſolche Geſellen ringen/ darnach muß es ihnen ge- lingen. Tugend gilt bey ihnen nichts; darumb muß ihnen auch keine zu theil werden. Nach Reichthumb ſtreben ſie: darumb muͤſſen ſie Bettler ſterben: Nach Ehren trachten ſie; darumb werden ſie zu ſchanden: Nach Dienſten lauffen ſie/ darumb muͤſſen ſie Dienſtloß umblauffen/ biß ſie im Spital den Geiſt auffgeben. Den Fluch wollen ſie haben/ der muß ihnen auch kommen: des Se- gens/ den Gott treuen Knechten biß ins tauſende Glied verheiſſen/ wolten ſie nicht/ darumb muß er auch ferne von ihnen bleiben. Hurer muͤſſen endlich mit Huren und Buͤberey bezahlt werden: und der ſich zu gut duͤncket ein Arſchpaucker zu ſeyn/ dem kan es oft nit ſogut werden/ daß er ein Hunds- peitſcher werde. Mein Bruder/ ich will dir ſagen/ was mir in meiner Melan- choli begegnet/ ſchier wie dem H. Auguſtino. Jch ſaß in tieffen Ge- dancken/ nicht weit von der Hoͤllenpforten: doch lag die Bibel/ an die ich zuvorhin lang nicht gedacht/ vor mir auff dem Tiſch. Mich deucht/ es ruff mir einer zu: Tolle, lege! Tolle, lege! Jch nam das Buch in die Hand/ ſchlugs auff/ da kam mir alſobald unter die Augen die Hiſtori/ die ich dir auch vorleſen will: Aber die Soͤhne Eli waren boͤſe Buben: die frag- ten nicht nach dem Herren/ noch nach dem Recht der Prie- ſter an das Volck/ ꝛc. Die Suͤnd der Buben war ſehr groß fuͤr dem HErꝛn; dann die Leut laͤſterten das Speiß- opffer des HErꝛn. Eli aber war ſehr alt/ und erfuhr al- les/ was ſeine Soͤhne thaͤten dem gantzen Jſrael/ und daß ſie ſchlieffen bey den Weibern/ die da dieneten fuͤr der Thuͤr der Huͤtten des Stiffts. Und er ſprach zu ihnen: warum K k k iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/927
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/927>, abgerufen am 18.06.2024.