Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].De vera Ratione Status. ihm so schwer von Grillen/ daß er es mit der Hand understützen mu-ste; machte ein paar Augen/ wie ein gestochener Bock/ holt endlich ei- nen tieffen Seufftzer/ und sprach: Wo nun hinauß? graben mag ich nicht/ so schäme ich mich zu bettlen! o mihi praeteritos! Da er nun in solcher postur und Gedancken saß/ platzte seiner Gewon- heit nach/ alsobald unangeklopfft zur Thür hinein Dominus Veix Finx, sein guter Camerade, Hanß ohne Sorgen Sohn/ und als er Corne- lium in sothanem Unmuth ersehen/ sprach er: wie so Monfrere? wa- rumb so Maulhengkolisch? hat ihm der Schauer in Beutel geschla- gen? oder das Wäscher-Annel ein repuls gegeben? ich meynete/ es hiesse bey ihm: semper lustig/ nunquam traurig: oder wie sein Sprüch- wort lautet: Bin doch wol auff/ lustig/ lustig/ ihr lieben Brüder/ ein reiches Weib bringt alles wider. Ja wol ein reiches Weib! antwortet Gornelius: Jch meynte/ ich Was Schuppius? was Ratio status? sagt Cornelius: kommt der in ei- J i i v
De vera Ratione Status. ihm ſo ſchwer von Grillen/ daß er es mit der Hand underſtuͤtzen mu-ſte; machte ein paar Augen/ wie ein geſtochener Bock/ holt endlich ei- nen tieffen Seufftzer/ und ſprach: Wo nun hinauß? graben mag ich nicht/ ſo ſchaͤme ich mich zu bettlen! ô mihi præteritos! Da er nun in ſolcher postur und Gedancken ſaß/ platzte ſeiner Gewon- heit nach/ alſobald unangeklopfft zur Thuͤr hinein Dominus Veix Finx, ſein guter Camerade, Hanß ohne Sorgen Sohn/ und als er Corne- lium in ſothanem Unmuth erſehen/ ſprach er: wie ſo Monfrere? wa- rumb ſo Maulhengkoliſch? hat ihm der Schauer in Beutel geſchla- gen? oder das Waͤſcher-Annel ein repuls gegeben? ich meynete/ es hieſſe bey ihm: ſemper luſtig/ nunquam traurig: oder wie ſein Spruͤch- wort lautet: Bin doch wol auff/ luſtig/ luſtig/ ihr lieben Bruͤder/ ein reiches Weib bringt alles wider. Ja wol ein reiches Weib! antwortet Gornelius: Jch meynte/ ich Was Schuppius? was Ratio ſtatus? ſagt Cornelius: kommt der in ei- J i i v
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De vera Ratione Status.
ihm ſo ſchwer von Grillen/ daß er es mit der Hand underſtuͤtzen mu-
ſte; machte ein paar Augen/ wie ein geſtochener Bock/ holt endlich ei-
nen tieffen Seufftzer/ und ſprach: Wo nun hinauß? graben mag
ich nicht/ ſo ſchaͤme ich mich zu bettlen! ô mihi præteritos!
Da er nun in ſolcher postur und Gedancken ſaß/ platzte ſeiner Gewon-
heit nach/ alſobald unangeklopfft zur Thuͤr hinein Dominus Veix Finx,
ſein guter Camerade, Hanß ohne Sorgen Sohn/ und als er Corne-
lium in ſothanem Unmuth erſehen/ ſprach er: wie ſo Monfrere? wa-
rumb ſo Maulhengkoliſch? hat ihm der Schauer in Beutel geſchla-
gen? oder das Waͤſcher-Annel ein repuls gegeben? ich meynete/ es
hieſſe bey ihm: ſemper luſtig/ nunquam traurig: oder wie ſein Spruͤch-
wort lautet: Bin doch wol auff/ luſtig/ luſtig/ ihr lieben Bruͤder/ ein
reiches Weib bringt alles wider.
Ja wol ein reiches Weib! antwortet Gornelius: Jch meynte/ ich
haͤtte ſchon eine beym Kopff/ bin aber zweymal durch den Korb gefal-
len. Wie das? fragt Veix Finx: Cornelius, das will ich dir/ als mei-
nem trauteſtem Hertzen-Bruder wol ſagen: Die Kuhe war fuͤr der
Hand/ nur ſolt ich mich umb den Stall umbſehen. Jch ſchantzte dapf-
fer zu/ und meynte/ es wuͤrde mir nicht fehlen: die Hoffnung war ſo
gewiß/ daß ich fuͤr Freuden herumb geſprungen/ und geſchryen:
Heh! nun bin ichs! aber ich wars/ lig nun im Koth: und hab
zum Schaden auch ben Spott. Hoho/ ſprach Veix Finx, ligſtu in dem
Spital kranck? da weiß ich guten Rath. Zoge darauff herfuͤr ein
Chartek, mit der Uberſchrifft: Ratio ſtatus. Sihe da/ ſprach er/ mein
alter Ego, D. Schupp ſoll dich weiſen: Wie und auff was Wei-
ſe man heutiges Tages bey den Lutheriſchen die Kirchen-
Dienſt ſuchen muß? Haͤtteſt du dieſe Practic recht gelernet/ waͤre
dir vielleicht beſſer gelungen. Man muß ſich nach der Welt richten/
dann die Welt richtet ſich nicht nach uns.
Was Schuppius? was Ratio ſtatus? ſagt Cornelius: kommt der
kahle Salbader nun erſt in den Truck/ den ich vor etlich Jahren ſchon
ſchrifftlich herumb flattiren geſehen: welchen der Seel. D. Schupp
ſelbſt nicht fuͤr ſeine Geburt/ ſondern fuͤr einen Baſtart erkennet: und
mag der Editor wol ein Simpler Stuͤmpler geweſen ſeyn/ der nit ein-
mal gewuſt/ daß D. Schupp kein Præpoſitus zu Hamburg geweſt ſey?
Jch halt/ der gute Kerl ſey eben an der Schwindſucht auch gelegen/
darinnen ich lige. Haͤtte er zu Dienſt kommen koͤnnen/ er wuͤrde ſich
den Dativum nicht haben laſſen dauren/ weil es ihme am Genitivo
Zweiffelsfrey nicht gemangelt. Mein Bruder/ verſichere dich/ daß
ich ſo ein guter Statist in dem Fall bin geweſen/ als einer: Haͤtte ich
in ei-
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/915>, abgerufen am 22.07.2024. |