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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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RELATION auß dem Parnasso.
nem Todtbette auff dem Hertzen ligen/ als weren es lauter Mühl-
steine. Jch weiß/ daßviel fromme einfältige Handwercksleut seyen/
welche/ wann sie diesen Nectarium Butyrolambium werden hören
nennen/ sagen werden: Weil du uns betrübet hast/ so betrübe
dich der HErr an diesem Tag.
Es wird dieser Nachteule/ dem
Butyrolambio, Straffe genug seyn/ daß er von dieser Zeit an/ einen
nagenden Wurm in seinem Gewissen wird haben/ daß sein eigenes
Gewissen wird sein Ankläger/ sein Zeug/ sein Richter/ sein Scharff-
richter seyn/ daß er hinfüro alle Tag und alle Stund wird müssen in
Furchten stehen/ daß er namhafft gemacht/ Criminaliter angeklagt/
und für der gantzen Welt zu Schanden gemachet werde. Zum andern
wird er nicht mit gutem Gewissen können zum H. Abendmal gehen/
wo er nicht zuvor zu mir kombt/ und sich mit mir versohnet. Dann
Christus sagt: Wenn du deine Gabe auff dem Altar opfferst/ und
wirst allda eindencken/ daß dein Bruder etwas wider dich
habe/
so laß allda für dem Altar deine Gabe/ und geh zuvor hin und
versühne dich mit deinem Bruder/ und alsdann komm und opffere
deine Gabe/ Matth. 5. Jch habe das Unglück in dieser Welt/ daß ich
muß verfolget werden/ und soltens auch die jenigen thun/ welchen ich
am meisten guts gethan habe. Allein ich habe auch widerumb das Ge-
lück/ daß mir niemand etwas zu leide thut/ dem es nicht leyd wird/ eh
denn er stirbet. Gemeiniglich gibt mir Gott das nobile vindictae
genus
an die Hand/ daß ich mich durch Gutthaten an meinen Fein-
den rächen/ und ihnen feurige Kohlen auff ihre Köpffe samlen kan. Als
ich meine Profession zu Marpurg quitirete, und mich an den Fürstl.
Hessen-Braubachischen Hofbegabe/ und jetzo Abschied nahm/ da sag-
te Hr. Doctor Tonsor seliger/ ein auffrichtiger in Schola lucis &
crucis
wolgeübter Theologus zu mir: Nun wolan/ so ziehet hin
mein lieber Herr Collega. Es sitzt allbereit ein Teufflichen zu Brau-
bach/ das wartet auff eure Ankunfft. Als ich dorthin kam/ fande ich ein
solches Teufflichen. Aber es war ein alber einfältig Teufflichen/ es
kunte mir nicht grossen Schaden thun. Dann ich dienete einem Für-
sten/ der wuste was für ein Unterscheid sey unter Linck und Recht.
Aber seither ich zu Hamburg gewesen bin/ hat mir ein gantz Legion
Teuffel zugesetzt. Da hab ich streiten und kämpffen müssen wider den
stoltzen Lucifer und seinen Anhang/ wider den Mammon/ wider den
Asmodi. Wann mich Gott nicht sonderlich erhalten hätte/ wann der
H. Geist/ der höchste Tröster in aller Noth/ mir mit seinem sonder-
baren Trost nicht beygestanden hätte/ ich hätte müssen verschmachten
in meinem vielfältigen Elend. Aber gelobet sey Gott der Vater un-
sers HErrn Jesu Christi/ der mich auß sechs Trübsalen errettet hat/
der wird mich auch in der siebenden nicht stecken lassen. Butyrolam-

bius
N n 3

RELATION auß dem Parnaſſo.
nem Todtbette auff dem Hertzen ligen/ als weren es lauter Muͤhl-
ſteine. Jch weiß/ daßviel fromme einfaͤltige Handwercksleut ſeyen/
welche/ wann ſie dieſen Nectarium Butyrolambium werden hoͤren
nennen/ ſagen werden: Weil du uns betruͤbet haſt/ ſo betruͤbe
dich der HErr an dieſem Tag.
Es wird dieſer Nachteule/ dem
Butyrolambio, Straffe genug ſeyn/ daß er von dieſer Zeit an/ einen
nagenden Wurm in ſeinem Gewiſſen wird haben/ daß ſein eigenes
Gewiſſen wird ſein Anklaͤger/ ſein Zeug/ ſein Richter/ ſein Scharff-
richter ſeyn/ daß er hinfuͤro alle Tag und alle Stund wird muͤſſen in
Furchten ſtehen/ daß er namhafft gemacht/ Criminaliter angeklagt/
und fuͤr der gantzen Welt zu Schanden gemachet werde. Zum andern
wird er nicht mit gutem Gewiſſen koͤnnen zum H. Abendmal gehen/
wo er nicht zuvor zu mir kombt/ und ſich mit mir verſohnet. Dann
Chriſtus ſagt: Wenn du deine Gabe auff dem Altar opfferſt/ und
wirſt allda eindencken/ daß dein Bruder etwas wider dich
habe/
ſo laß allda fuͤr dem Altar deine Gabe/ und geh zuvor hin und
verſuͤhne dich mit deinem Bruder/ und alsdann komm und opffere
deine Gabe/ Matth. 5. Jch habe das Ungluͤck in dieſer Welt/ daß ich
muß verfolget werden/ und ſoltens auch die jenigen thun/ welchen ich
am meiſten guts gethan habe. Allein ich habe auch widerumb das Ge-
luͤck/ daß mir niemand etwas zu leide thut/ dem es nicht leyd wird/ eh
denn er ſtirbet. Gemeiniglich gibt mir Gott das nobile vindictæ
genus
an die Hand/ daß ich mich durch Gutthaten an meinen Fein-
den raͤchen/ und ihnen feurige Kohlen auff ihre Koͤpffe ſamlen kan. Als
ich meine Profeſſion zu Marpurg quitirete, und mich an den Fuͤrſtl.
Heſſen-Braubachiſchen Hofbegabe/ und jetzo Abſchied nahm/ da ſag-
te Hr. Doctor Tonſor ſeliger/ ein auffrichtiger in Schola lucis &
crucis
wolgeuͤbter Theologus zu mir: Nun wolan/ ſo ziehet hin
mein lieber Herꝛ Collega. Es ſitzt allbereit ein Teufflichen zu Brau-
bach/ das wartet auff eure Ankunfft. Als ich dorthin kam/ fande ich ein
ſolches Teufflichen. Aber es war ein alber einfaͤltig Teufflichen/ es
kunte mir nicht groſſen Schaden thun. Dann ich dienete einem Fuͤr-
ſten/ der wuſte was fuͤr ein Unterſcheid ſey unter Linck und Recht.
Aber ſeither ich zu Hamburg geweſen bin/ hat mir ein gantz Legion
Teuffel zugeſetzt. Da hab ich ſtreiten und kaͤmpffen muͤſſen wider den
ſtoltzen Lucifer und ſeinen Anhang/ wider den Mammon/ wider den
Aſmodi. Wann mich Gott nicht ſonderlich erhalten haͤtte/ wann der
H. Geiſt/ der hoͤchſte Troͤſter in aller Noth/ mir mit ſeinem ſonder-
baren Troſt nicht beygeſtanden haͤtte/ ich haͤtte muͤſſen verſchmachten
in meinem vielfaͤltigen Elend. Aber gelobet ſey Gott der Vater un-
ſers HErꝛn Jeſu Chriſti/ der mich auß ſechs Truͤbſalen erꝛettet hat/
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[565/0607] RELATION auß dem Parnaſſo. nem Todtbette auff dem Hertzen ligen/ als weren es lauter Muͤhl- ſteine. Jch weiß/ daßviel fromme einfaͤltige Handwercksleut ſeyen/ welche/ wann ſie dieſen Nectarium Butyrolambium werden hoͤren nennen/ ſagen werden: Weil du uns betruͤbet haſt/ ſo betruͤbe dich der HErr an dieſem Tag. Es wird dieſer Nachteule/ dem Butyrolambio, Straffe genug ſeyn/ daß er von dieſer Zeit an/ einen nagenden Wurm in ſeinem Gewiſſen wird haben/ daß ſein eigenes Gewiſſen wird ſein Anklaͤger/ ſein Zeug/ ſein Richter/ ſein Scharff- richter ſeyn/ daß er hinfuͤro alle Tag und alle Stund wird muͤſſen in Furchten ſtehen/ daß er namhafft gemacht/ Criminaliter angeklagt/ und fuͤr der gantzen Welt zu Schanden gemachet werde. Zum andern wird er nicht mit gutem Gewiſſen koͤnnen zum H. Abendmal gehen/ wo er nicht zuvor zu mir kombt/ und ſich mit mir verſohnet. Dann Chriſtus ſagt: Wenn du deine Gabe auff dem Altar opfferſt/ und wirſt allda eindencken/ daß dein Bruder etwas wider dich habe/ ſo laß allda fuͤr dem Altar deine Gabe/ und geh zuvor hin und verſuͤhne dich mit deinem Bruder/ und alsdann komm und opffere deine Gabe/ Matth. 5. Jch habe das Ungluͤck in dieſer Welt/ daß ich muß verfolget werden/ und ſoltens auch die jenigen thun/ welchen ich am meiſten guts gethan habe. Allein ich habe auch widerumb das Ge- luͤck/ daß mir niemand etwas zu leide thut/ dem es nicht leyd wird/ eh denn er ſtirbet. Gemeiniglich gibt mir Gott das nobile vindictæ genus an die Hand/ daß ich mich durch Gutthaten an meinen Fein- den raͤchen/ und ihnen feurige Kohlen auff ihre Koͤpffe ſamlen kan. Als ich meine Profeſſion zu Marpurg quitirete, und mich an den Fuͤrſtl. Heſſen-Braubachiſchen Hofbegabe/ und jetzo Abſchied nahm/ da ſag- te Hr. Doctor Tonſor ſeliger/ ein auffrichtiger in Schola lucis & crucis wolgeuͤbter Theologus zu mir: Nun wolan/ ſo ziehet hin mein lieber Herꝛ Collega. Es ſitzt allbereit ein Teufflichen zu Brau- bach/ das wartet auff eure Ankunfft. Als ich dorthin kam/ fande ich ein ſolches Teufflichen. Aber es war ein alber einfaͤltig Teufflichen/ es kunte mir nicht groſſen Schaden thun. Dann ich dienete einem Fuͤr- ſten/ der wuſte was fuͤr ein Unterſcheid ſey unter Linck und Recht. Aber ſeither ich zu Hamburg geweſen bin/ hat mir ein gantz Legion Teuffel zugeſetzt. Da hab ich ſtreiten und kaͤmpffen muͤſſen wider den ſtoltzen Lucifer und ſeinen Anhang/ wider den Mammon/ wider den Aſmodi. Wann mich Gott nicht ſonderlich erhalten haͤtte/ wann der H. Geiſt/ der hoͤchſte Troͤſter in aller Noth/ mir mit ſeinem ſonder- baren Troſt nicht beygeſtanden haͤtte/ ich haͤtte muͤſſen verſchmachten in meinem vielfaͤltigen Elend. Aber gelobet ſey Gott der Vater un- ſers HErꝛn Jeſu Chriſti/ der mich auß ſechs Truͤbſalen erꝛettet hat/ der wird mich auch in der ſiebenden nicht ſtecken laſſen. Butyrolam- bius N n 3

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/607>, abgerufen am 23.11.2024.