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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Von der Einbilbung.
breischen welche/ wolte Gott daß sie besser getrieben/ wil ich nicht re-
den/ sondern nur von den gemeinen Sprachen/ welche eben so wol zur
Weißheit dienen/ als die Lateinische. Die Jtaltäner und Frantzosen
haben der gantzen Weißheit Wissenschafft in ihrer Sprache. Höret
und vernehmet doch; Jhr Schul Regenten. Es ist keine Sprache an
eine Facultet gebunden/ auch keine Facultet an die Sprache; war-
um solt man nicht eben so wol in der Teutschen/ als in der Lateinischen
Sprache sehen/ was recht oder unrecht seye? Jch halte man könne ei-
nen Krancken eben so wol auff Teutsch/ als auf Grichisch oder Arabisch
curiren. Und hätte mancher Medicus des Würsungs oder Offen-
bachs Artzney Buch nicht/ er stünde leiden übel. Es ist der allergrösse-
sten Thorheit eine/ so unter den Gelehrten getrieben wird/ daß man
die Kunst Latein zu reden/ der Jugend in Latein fürmahlet/ ja das
man zehen oder mehr Jahr auff die Lateinische Sprache wendet/ da
man kaum 3. oder 4. Jahr sich auff die Facultet legen kan. Fraget
jhr/ jhr Herren Scholastici, warumb ich dieses in Teutscher Spra-
che zu euch rede? Darum weil ich weis/ das viele unter euch die Latei-
nische Sprache lehren wollen/ und selbst nicht recht wissen/ wie theuer
ein Elle? Sehet ein wenig nur zurück und in die vorige Secula, und
betrachtet; was Gott außgeübet und verrichtet hat/ in dem Religions
Werck. Aber den Gelehrten ist dem gemeinen Sprichwort nach gut
Predigen! O daß Gott einen Mann sendete/ der die Schulen in un-
serm Vaterland teutscher Nation nicht auffrichtete/ sondern die schon
auffgerichtete nur besserte und enderte. Es sind Schulen genug/ aber
nicht gute Schulen genug/ und scheinet daß deren Vielheit dem ge-
meinen Wesen mehr schädlich als auffnehmlich. Doch sind wir allhier
ein wenig allzu scharff gegen unsere Vorfahren/ welche gutwillig des
Studirens sich enthalten/ sie haben aber gleich in ihrer Jugend er-
lernet/ was ihre Verrichtunge in ihrem Alter seyn sollen. Wir halb-
gelehrte Thiere aber heut zu Tage/ dieweil wir in der Jugend versäu-
met werden/ lernen wir eines oder das andere/ nur daß wir wieder et-
was haben zu vergessen/ das aber was uns zu thun seyn wolte/ das
unterlassen wir. Jch habe offt bey mir angestanden/ ob die Niederlän-
der dem König in Hispanien/ der einen Fuß hat in Auffgang/ den an-
dern in der Sonnen Niedergang/ mehr durch dero Stärcke als durch
klugen Verstand Abbruch gethan haben? Die haben so wolbestellte
Schulen allenthalben/ daß in allen Wissenschafften/ auch unter den
gemeinen Handwerckern/ die allergeschickteste gefunden werden/ das
der/ so mit ihnen umbgehet/ sich schämen muß/ zu gedencken daß er
studiret habe. Wenn aber die Handgewerbe wol floriren und im
Schwange gehen/ so muß denn auch das gemeine Wesen in gutem
Auffnehmen seyn/ und das Geld von andern Orten herbey gebracht
werden.

Was

Von der Einbilbung.
breiſchen welche/ wolte Gott daß ſie beſſer getrieben/ wil ich nicht re-
den/ ſondern nur von den gemeinen Sprachen/ welche eben ſo wol zur
Weißheit dienen/ als die Lateiniſche. Die Jtaltaͤner und Frantzoſen
haben der gantzen Weißheit Wiſſenſchafft in ihrer Sprache. Hoͤret
und vernehmet doch; Jhr Schul Regenten. Es iſt keine Sprache an
eine Facultet gebunden/ auch keine Facultet an die Sprache; war-
um ſolt man nicht eben ſo wol in der Teutſchen/ als in der Lateiniſchen
Sprache ſehen/ was recht oder unrecht ſeye? Jch halte man koͤnne ei-
nen Krancken eben ſo wol auff Teutſch/ als auf Grichiſch oder Arabiſch
curiren. Und haͤtte mancher Medicus des Wuͤrſungs oder Offen-
bachs Artzney Buch nicht/ er ſtuͤnde leiden uͤbel. Es iſt der allergroͤſſe-
ſten Thorheit eine/ ſo unter den Gelehrten getrieben wird/ daß man
die Kunſt Latein zu reden/ der Jugend in Latein fuͤrmahlet/ ja das
man zehen oder mehr Jahr auff die Lateiniſche Sprache wendet/ da
man kaum 3. oder 4. Jahr ſich auff die Facultet legen kan. Fraget
jhr/ jhr Herren Scholaſtici, warumb ich dieſes in Teutſcher Spra-
che zu euch rede? Darum weil ich weis/ das viele unter euch die Latei-
niſche Sprache lehren wollen/ und ſelbſt nicht recht wiſſen/ wie theuer
ein Elle? Sehet ein wenig nur zuruͤck und in die vorige Secula, und
betrachtet; was Gott außgeuͤbet und verrichtet hat/ in dem Religions
Werck. Aber den Gelehrten iſt dem gemeinen Sprichwort nach gut
Predigen! O daß Gott einen Mann ſendete/ der die Schulen in un-
ſerm Vaterland teutſcher Nation nicht auffrichtete/ ſondern die ſchon
auffgerichtete nur beſſerte und enderte. Es ſind Schulen genug/ aber
nicht gute Schulen genug/ und ſcheinet daß deren Vielheit dem ge-
meinen Weſen mehr ſchaͤdlich als auffnehmlich. Doch ſind wir allhieꝛ
ein wenig allzu ſcharff gegen unſere Vorfahren/ welche gutwillig des
Studirens ſich enthalten/ ſie haben aber gleich in ihrer Jugend er-
lernet/ was ihre Verrichtunge in ihrem Alter ſeyn ſollen. Wir halb-
gelehrte Thiere aber heut zu Tage/ dieweil wir in der Jugend verſaͤu-
met werden/ lernen wir eines oder das andere/ nur daß wir wieder et-
was haben zu vergeſſen/ das aber was uns zu thun ſeyn wolte/ das
unterlaſſen wir. Jch habe offt bey mir angeſtanden/ ob die Niederlaͤn-
der dem Koͤnig in Hiſpanien/ der einen Fuß hat in Auffgang/ den an-
dern in der Sonnen Niedergang/ mehr durch dero Staͤrcke als durch
klugen Verſtand Abbruch gethan haben? Die haben ſo wolbeſtellte
Schulen allenthalben/ daß in allen Wiſſenſchafften/ auch unter den
gemeinen Handwerckern/ die allergeſchickteſte gefunden werden/ das
der/ ſo mit ihnen umbgehet/ ſich ſchaͤmen muß/ zu gedencken daß er
ſtudiret habe. Wenn aber die Handgewerbe wol floriren und im
Schwange gehen/ ſo muß denn auch das gemeine Weſen in gutem
Auffnehmen ſeyn/ und das Geld von andern Orten herbey gebracht
werden.

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/580>, abgerufen am 22.11.2024.