Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die eibare Hure. die Obrigkeit selbst in solchen Lastern/ biß über die Ohren stecket/daß man saget/ thut es doch unser Amptmann/ unser Juncker/ unser Voigt/ unser Bürgermeister/ ja unser Fürst/ unser König. Da mey- nen die gemeinen Leute/ was solche hohe Häupter thun/ daß sey thnen unverboten. Aber wehe dem/ der Ergernüß giebet! Der H. Geist sa- get nicht ohne Ursache/ von den Königen in Jsrael: Er wandelt in den Wegen Jerobeams/ der Jsrael sündigen machte. Jch wil itzo nit sagen/ wie Gott der HErr/ 4. Mose 25. 4. über solche Dinge hefftig gezörnet/ und zu Mose gesaget habe: Nim alle Obristen des Volcks/ und henge sie dem HErrn an die Sonne/ auff daß der grimmige Zorn des HErrn von Jsrael gewant werde; sondern ich erinnere mich/ wie die erbaren heydenischen Regenten dieses Laster/ mit so grossem Ernst und Eyfer/ gestraffet haben. Vom Käyser Aurelio lieset man/ daß er einsmals einen Frauen- Käyser Macrinus hat einsmals zween seiner Soldaten in ei- Wann in Egypten einer eine Jungfrau schändete/ so wurde Zeleucus machte ein Gesetz/ daß man einen Ehebrecher bey- Die alten Teutschen haben Hurerey und Unzucht treflich ge- sche K k
Die eibare Hure. die Obrigkeit ſelbſt in ſolchen Laſtern/ biß uͤber die Ohren ſtecket/daß man ſaget/ thut es doch unſer Amptmann/ unſer Juncker/ unſer Voigt/ unſer Buͤrgermeiſter/ ja unſer Fuͤrſt/ unſer Koͤnig. Da mey- nen die gemeinen Leute/ was ſolche hohe Haͤupter thun/ daß ſey thnen unverboten. Aber wehe dem/ der Ergernuͤß giebet! Der H. Geiſt ſa- get nicht ohne Urſache/ von den Koͤnigen in Jſrael: Er wandelt in den Wegen Jerobeams/ der Jſrael ſuͤndigen machte. Jch wil itzo nit ſagen/ wie Gott der HErꝛ/ 4. Moſe 25. 4. uͤber ſolche Dinge hefftig gezoͤrnet/ und zu Moſe geſaget habe: Nim alle Obriſten des Volcks/ und henge ſie dem HErꝛn an die Sonne/ auff daß der grimmige Zorn des HErꝛn von Jſrael gewant werde; ſondern ich erinnere mich/ wie die erbaren heydeniſchen Regenten dieſes Laſter/ mit ſo groſſem Ernſt und Eyfer/ geſtraffet haben. Vom Kaͤyſer Aurelio lieſet man/ daß er einsmals einen Frauen- Kaͤyſer Macrinus hat einsmals zween ſeiner Soldaten in ei- Wann in Egypten einer eine Jungfrau ſchaͤndete/ ſo wurde Zeleucus machte ein Geſetz/ daß man einen Ehebrecher bey- Die alten Teutſchen haben Hurerey und Unzucht treflich ge- ſche K k
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0555" n="513"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die eibare Hure.</hi></fw><lb/> die Obrigkeit ſelbſt in ſolchen Laſtern/ biß uͤber die Ohren ſtecket/<lb/> daß man ſaget/ thut es doch unſer Amptmann/ unſer Juncker/ unſer<lb/> Voigt/ unſer Buͤrgermeiſter/ ja unſer Fuͤrſt/ unſer Koͤnig. Da mey-<lb/> nen die gemeinen Leute/ was ſolche hohe Haͤupter thun/ daß ſey thnen<lb/> unverboten. Aber wehe dem/ der Ergernuͤß giebet! Der H. Geiſt ſa-<lb/> get nicht ohne Urſache/ von den Koͤnigen in Jſrael: Er wandelt in<lb/> den Wegen Jerobeams/ der Jſrael ſuͤndigen machte. Jch wil itzo nit<lb/> ſagen/ wie Gott der HErꝛ/ 4. Moſe 25. 4. uͤber ſolche Dinge hefftig<lb/> gezoͤrnet/ und zu Moſe geſaget habe: Nim alle Obriſten des Volcks/<lb/> und henge ſie dem HErꝛn an die Sonne/ auff daß der grimmige Zorn<lb/> des HErꝛn von Jſrael gewant werde; ſondern ich erinnere mich/ wie<lb/> die erbaren heydeniſchen Regenten dieſes Laſter/ mit ſo groſſem Ernſt<lb/> und Eyfer/ geſtraffet haben.</p><lb/> <p>Vom Kaͤyſer <hi rendition="#aq">Aurelio</hi> lieſet man/ daß er einsmals einen Frauen-<lb/> ſchaͤnder bekommen/ den hab er an zwey zuſammengebogene Baͤume<lb/> binden laſſen/ je ein Bein an einen Baum/ und habe darnach die Baͤu-<lb/> me wieder auffſchnellen laſſen/ daß alſo dieſer Hurer mitten von ein-<lb/> ander in zwey Stuͤcke ſey geriſſen worden.</p><lb/> <p>Kaͤyſer <hi rendition="#aq">Macrinus</hi> hat einsmals zween ſeiner Soldaten in ei-<lb/> ne Ochſenhaut naͤhen laſſen/ mit außgereckten Koͤpffen/ daß ſie mit-<lb/> einander haben reden koͤnnen/ biß ſie elendig in dieſer Ochſenhaut ge-<lb/> ſtorben ſind.</p><lb/> <p>Wann in Egypten einer eine Jungfrau ſchaͤndete/ ſo wurde<lb/> ihm/ mit Reverentz/ auß geſchnitten/ alles was er hatte; Einen Ehe-<lb/> brecher aber ſtrichen die Egypter mit Ruthen auß/ und gaben ihm<lb/> tauſend Streiche/ konte er dieſelben außſtehen/ ſo moͤchte er weiter<lb/> fortlauffen. Einer Ehebrecherin lieſſen die Egyptier die Naſe ab-<lb/> ſchneiden. Wann dieſes heutigen Tages geſchehe/ wie manche Frau<lb/> wuͤrde keine Naſe mehr haben.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Zeleucus</hi> machte ein Geſetz/ daß man einen Ehebrecher bey-<lb/> de Augen außſtechen ſolle. Kurtz hernach gerieht ſein eigener Sohn in<lb/> Ehebruch/ da wolte der Vater kurtzuͤm haben/ daß dieſes Geſetz an ſei-<lb/> nem Sohn vollzogen wurde. Es geſchahe aber viel Vorbitte/ und der<lb/> Vater wurde ſelbſt zu Mitleiden an ſeinem Sohn bewogen. Damit<lb/> aber dem Geſetz Genuͤgen geſchehe/ ließ der Vater ihm ein Auge auß-<lb/> ſtechen/ und gleichfals dem Sohne ein Auge nehmen. Wann dieſes<lb/> heutigen Tages geſchehen ſolte/ O wieviel blinde und ſcheele Leute<lb/> wuͤrden an manchem Ort gefunden werden? Die Juden haben einen<lb/> Ehebrecher mit Steinen zu Tode geworffen.</p><lb/> <p>Die alten Teutſchen haben Hurerey und Unzucht treflich ge-<lb/> haſſet/ und erſchrecklich geſtraffet. Dañ wann ſie eine Hure oder Ehe-<lb/> brecherin unter ſich gefunden/ haben ſie dieſelbe verbrant/ und die A-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K k</fw><fw place="bottom" type="catch">ſche</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [513/0555]
Die eibare Hure.
die Obrigkeit ſelbſt in ſolchen Laſtern/ biß uͤber die Ohren ſtecket/
daß man ſaget/ thut es doch unſer Amptmann/ unſer Juncker/ unſer
Voigt/ unſer Buͤrgermeiſter/ ja unſer Fuͤrſt/ unſer Koͤnig. Da mey-
nen die gemeinen Leute/ was ſolche hohe Haͤupter thun/ daß ſey thnen
unverboten. Aber wehe dem/ der Ergernuͤß giebet! Der H. Geiſt ſa-
get nicht ohne Urſache/ von den Koͤnigen in Jſrael: Er wandelt in
den Wegen Jerobeams/ der Jſrael ſuͤndigen machte. Jch wil itzo nit
ſagen/ wie Gott der HErꝛ/ 4. Moſe 25. 4. uͤber ſolche Dinge hefftig
gezoͤrnet/ und zu Moſe geſaget habe: Nim alle Obriſten des Volcks/
und henge ſie dem HErꝛn an die Sonne/ auff daß der grimmige Zorn
des HErꝛn von Jſrael gewant werde; ſondern ich erinnere mich/ wie
die erbaren heydeniſchen Regenten dieſes Laſter/ mit ſo groſſem Ernſt
und Eyfer/ geſtraffet haben.
Vom Kaͤyſer Aurelio lieſet man/ daß er einsmals einen Frauen-
ſchaͤnder bekommen/ den hab er an zwey zuſammengebogene Baͤume
binden laſſen/ je ein Bein an einen Baum/ und habe darnach die Baͤu-
me wieder auffſchnellen laſſen/ daß alſo dieſer Hurer mitten von ein-
ander in zwey Stuͤcke ſey geriſſen worden.
Kaͤyſer Macrinus hat einsmals zween ſeiner Soldaten in ei-
ne Ochſenhaut naͤhen laſſen/ mit außgereckten Koͤpffen/ daß ſie mit-
einander haben reden koͤnnen/ biß ſie elendig in dieſer Ochſenhaut ge-
ſtorben ſind.
Wann in Egypten einer eine Jungfrau ſchaͤndete/ ſo wurde
ihm/ mit Reverentz/ auß geſchnitten/ alles was er hatte; Einen Ehe-
brecher aber ſtrichen die Egypter mit Ruthen auß/ und gaben ihm
tauſend Streiche/ konte er dieſelben außſtehen/ ſo moͤchte er weiter
fortlauffen. Einer Ehebrecherin lieſſen die Egyptier die Naſe ab-
ſchneiden. Wann dieſes heutigen Tages geſchehe/ wie manche Frau
wuͤrde keine Naſe mehr haben.
Zeleucus machte ein Geſetz/ daß man einen Ehebrecher bey-
de Augen außſtechen ſolle. Kurtz hernach gerieht ſein eigener Sohn in
Ehebruch/ da wolte der Vater kurtzuͤm haben/ daß dieſes Geſetz an ſei-
nem Sohn vollzogen wurde. Es geſchahe aber viel Vorbitte/ und der
Vater wurde ſelbſt zu Mitleiden an ſeinem Sohn bewogen. Damit
aber dem Geſetz Genuͤgen geſchehe/ ließ der Vater ihm ein Auge auß-
ſtechen/ und gleichfals dem Sohne ein Auge nehmen. Wann dieſes
heutigen Tages geſchehen ſolte/ O wieviel blinde und ſcheele Leute
wuͤrden an manchem Ort gefunden werden? Die Juden haben einen
Ehebrecher mit Steinen zu Tode geworffen.
Die alten Teutſchen haben Hurerey und Unzucht treflich ge-
haſſet/ und erſchrecklich geſtraffet. Dañ wann ſie eine Hure oder Ehe-
brecherin unter ſich gefunden/ haben ſie dieſelbe verbrant/ und die A-
ſche
K k
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |