Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die erbare Hure. er verschlinge. Wer nun Hurerey und Unzucht/ als einer Todsündewiderstehen wil/ der widerstehe solchem des Teuffels Einbilden und Einblasen. Die andere Ursache/ welche die Menschen zur Unzucht reitzet/ Es wird aber unsere gifftige Natur gebessert/ und dem Bösen/ Weil aber das gemeine Volck heutiges Tages/ das Wort Die dritte Ursache/ daß so viel Unzucht und Hurerey heutigen Die Eltern selbst stellen sich offt in Gegenwart der Kinder also/ von
Die erbare Hure. er verſchlinge. Wer nun Hurerey und Unzucht/ als einer Todſuͤndewiderſtehen wil/ der widerſtehe ſolchem des Teuffels Einbilden und Einblaſen. Die andere Urſache/ welche die Menſchen zur Unzucht reitzet/ Es wird aber unſere gifftige Natur gebeſſert/ und dem Boͤſen/ Weil aber das gemeine Volck heutiges Tages/ das Wort Die dritte Urſache/ daß ſo viel Unzucht und Hurerey heutigen Die Eltern ſelbſt ſtellen ſich offt in Gegenwart der Kinder alſo/ von
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Die erbare Hure.
er verſchlinge. Wer nun Hurerey und Unzucht/ als einer Todſuͤnde
widerſtehen wil/ der widerſtehe ſolchem des Teuffels Einbilden und
Einblaſen.
Die andere Urſache/ welche die Menſchen zur Unzucht reitzet/
iſt unſere eigene boͤſe vergiffte Natur/ und die Verderbung des gan-
tzen Menſchens am Verſtande/ Willen und Hertzen. Dieſer verderb-
ten Natur folgen nun die Leute/ und dencken offimals wie die Medæa:
video meliora, proboque, deteriora ſequor, das iſt: ich ſehe das
Gute/ und lobe es zwar/ und folge doch dem Argen gar.
Es wird aber unſere gifftige Natur gebeſſert/ und dem Boͤſen/
das ſie angerichtet/ geſteuret/ durch den H. Geiſt. Der H. Geiſt aber
wird niemand gegeben/ dann denen/ ſo Gottes Wort hoͤren/ lernen
und ſtudiren/ und alſo in Chriſti Schule gehen/ und ſeine Juͤnger
werden/ und darnach durch ſolche gehoͤrte Lehre und Predigt zum Er-
kaͤntnis Chriſti kommen/ und in deſſen Namen den Himliſchen Va-
ter anruffen/ Luc. 11. 13. Wie vielmehr wil Gott geben/ den H. Geiſt/
denen ſo ihn darumb bitten. Apoſt. Geſch. c. 1. 37. 38. ſtehet/ daß der
H. Geiſt ſey gegeben worden/ denen ſo der Predigt Petri zuhoͤreten/
darum ſolten wir billich Gottes Wort lieb haben/ es gern hoͤren/ un-
ſere verderbte Natur darauß lernen erkennen/ fuͤrſichtig leben/ und
nach des Wortes Warnung uns ſelbſt nicht zu viel trauen/ ſondern
dem Geiſt Gottes folgen/ der uns im Wort gegeben wird/ daß der
unſere Hertzen regiere/ und uns durchfuͤhre/ unſerer verderbten Na-
tur ſteure und wehre/ daß ſie nicht ihren Willen vollbringe. Das heiſt
im Geiſt wandeln/ oder im Geiſt leben. Gal. 5. 16. 25.
Weil aber das gemeine Volck heutiges Tages/ das Wort
Gottes nicht mit rechter Andacht anhoͤrt/ daher komt es/ daß ſie nicht
im Geiſt wandeln/ ſondern die Luͤſte des Fleiſches vollbringen. S.
Paulus ſaget: Offenbar ſind die Wercke des Fleiſches/ als da ſind
Ehebruch/ Hurerey/ Unzucht und Unreinigkeit/ von welchem ich euch
zuvor geſaget habe/ und ſage noch zuvor/ daß/ die ſolches thun/ wer-
den das Reich Gottes nicht ererben. Gal. 5. 21.
Die dritte Urſache/ daß ſo viel Unzucht und Hurerey heutigen
Tages getrieben wird/ iſt die boͤſe nachlaͤſſige Kinderzucht/ und dieſe
iſt gemein in aller Welt. Da ſehen wir/ daß die Eltern den Kindern
allen Muthwillen geſtatten. Wann die Kinder noch klein/ und uner-
zogen ſind/ ſo laſſen ſie dieſelben nackend und bloß untereinander
lauffen/ daß ſie alſo von Kindheit an der Schamhafftigkeit vergeſſen/
und der Unzucht gewonnen. Die Gottloſen Huren die Ammen/ trei-
ben allerhand Leichtfertigkeit mit ihnen/ mit Worten und Gebaͤrden.
Die Eltern ſelbſt ſtellen ſich offt in Gegenwart der Kinder alſo/
daß ſie nit viel Zucht uñ Erbarkeit/ ſondern Geilheit uñ Leichtfertigkeit
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