Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die erbare Hure. nen Schrifften redete/ vorgeworffen worden/ daß Elias Prätoriusals ein Feind deß Predigambts von solchen Dingen Anlaß nehmen werde/ von dem Predigambt schimpflich zu reden und zu schreiben. Al- lein/ ich habe dich entschuldiget/ du seyest Mannes genug dem Elia Prätorio seinen Schultheisen das Maul zu stopffen/ wann er so toll seyn und etwas wider dich schreiben wolle. Jch zweiffle nicht du wer- dest dem Eliä Prätorio Trutz unter Augen bieten/ daß er nur so toll werde/ und wider dich in Particulier schreibe. Jch achte wol/ du in sol- chem Fall deine Feder nicht in den Hosensack stecken werdest. Allein/ was sol ich sagen? Es ist an diesem Ort und in dieser Stadt nicht Herkommens/ daß man also schreibe. Ehrenhold antwortete: Du edler Nicodeme/ ich habe dich allzeit Ninive ist eine Stadt Gottes/ wie der Prophet Jonas redet/ eine Jch habe einen Studenten gekant/ welcher eines Schmides Sohn Der Vater ließ die gantze Zunfft der Schmide zusammen kom- Der Vater antwortete: Wol ihr lieben Zunfftbrüder/ weil es seyn/
Die erbare Hure. nen Schrifften redete/ vorgeworffen worden/ daß Elias Praͤtoriusals ein Feind deß Predigambts von ſolchen Dingen Anlaß nehmen werde/ von dem Predigambt ſchimpflich zu reden und zu ſchreiben. Al- lein/ ich habe dich entſchuldiget/ du ſeyeſt Mannes genug dem Elia Praͤtorio ſeinen Schultheiſen das Maul zu ſtopffen/ wann er ſo toll ſeyn und etwas wider dich ſchreiben wolle. Jch zweiffle nicht du wer- deſt dem Eliaͤ Praͤtorio Trutz unter Augen bieten/ daß er nur ſo toll werde/ und wider dich in Particulier ſchreibe. Jch achte wol/ du in ſol- chem Fall deine Feder nicht in den Hoſenſack ſtecken werdeſt. Allein/ was ſol ich ſagen? Es iſt an dieſem Ort und in dieſer Stadt nicht Herkommens/ daß man alſo ſchreibe. Ehrenhold antwortete: Du edler Nicodeme/ ich habe dich allzeit Ninive iſt eine Stadt Gottes/ wie der Prophet Jonas redet/ eine Jch habe einen Studenten gekant/ welcher eines Schmides Sohn Der Vater ließ die gantze Zunfft der Schmide zuſammen kom- Der Vater antwortete: Wol ihr lieben Zunfftbruͤder/ weil es ſeyn/
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Die erbare Hure.
nen Schrifften redete/ vorgeworffen worden/ daß Elias Praͤtorius
als ein Feind deß Predigambts von ſolchen Dingen Anlaß nehmen
werde/ von dem Predigambt ſchimpflich zu reden und zu ſchreiben. Al-
lein/ ich habe dich entſchuldiget/ du ſeyeſt Mannes genug dem Elia
Praͤtorio ſeinen Schultheiſen das Maul zu ſtopffen/ wann er ſo toll
ſeyn und etwas wider dich ſchreiben wolle. Jch zweiffle nicht du wer-
deſt dem Eliaͤ Praͤtorio Trutz unter Augen bieten/ daß er nur ſo toll
werde/ und wider dich in Particulier ſchreibe. Jch achte wol/ du in ſol-
chem Fall deine Feder nicht in den Hoſenſack ſtecken werdeſt. Allein/
was ſol ich ſagen? Es iſt an dieſem Ort und in dieſer Stadt nicht
Herkommens/ daß man alſo ſchreibe.
Ehrenhold antwortete: Du edler Nicodeme/ ich habe dich allzeit
fuͤr meinen groſſen Patron gehalten/ du biſt ein Mann von groſſem
Verſtande/ von vieler Wiſſenſchafft/ von vieler Erfahrung/ und wei-
ſeſt/ was fuͤr ein Unterſchied ſey/ inter ves & va, ich bitte dich/ ſetze
deine Gunſt zu mir ferner fort/ und mache dadurch in der Welt kund-
dar/ daß noch Leute zu Ninive ſeyn/ welche ohn Affecten judiciren
koͤnnen.
Ninive iſt eine Stadt Gottes/ wie der Prophet Jonas redet/ eine
Stadt/ darin Gott viele groſſe Gaben geſchuͤttet hat/ und ich werde
Ninive biß an meinen Todt getreu verbleiben/ wann ich auch ſchon in
Orient oder in Occident kommen ſolte. Aber Nicodeme/ du edler und
hochweiſer Weltmann/ erklaͤre mir doch das Wort Herkommens/
ſage mir doch/ wie ſol ich das recht verſtehen/ daß du ſprichſt/ es ſey zu
Ninive nicht Herkommens/ daß man alſo ſchreibe?
Jch habe einen Studenten gekant/ welcher eines Schmides Sohn
war/ auß einem Land-Staͤtgen/ der behalff ſich auff Univerſitaͤten
gar elend/ und ſtudirte ſehr fleiſſig/ er brachte es endlich ſo weit/ daß er
mit hoͤchſtem Ruhm ein Doctor der beyden Rechten werden koͤnte.
Er ſchrieb an ſeinen Vater/ und hate ihn hoͤchlich/ er wolle doch ſein
euſſerſtes Vermoͤgen angreiffen/ und ihm befoͤrderlich ſeyn/ daß er
Doctor werden koͤnne. Er wolle hernach mit Gottes Huͤlffe wider-
umb ſein und ſeines Hauſes Joſeph ſeyn.
Der Vater ließ die gantze Zunfft der Schmide zuſammen kom-
men/ und fragte: Obwol hiebevor geſchehen/ daß eines Schmides
Sohn Doctor worden ſey? Da antwortete ihm die gantze Zunfft der
Schmide/ Nein/ das ſey in ihrer Stadt nicht Herkommens/ ſon-
dern es ſey ein unerhoͤrtes/ ungereimtes Ding/ in ihrer gantzen Stad/
daß Schmidskinder Doctores wuͤrdẽ/ uñ man ſolle es billich bey dem
Herkom̃en/ (bey der alten loͤblichen Gewonheit) verbleiben laſſen.
Der Vater antwortete: Wol ihr lieben Zunfftbruͤder/ weil es
nicht Herkommens iſt/ ſo ſol auch mein Sohn der erſte nicht
ſeyn/
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/540>, abgerufen am 15.06.2024. |