Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die erbare Hure. weges das Wort geredet/ sondern Christus hat allein dieses redenwollen/ daß er nicht auff Erden kommen sey/ leibliche und weltliche Sünden zu straffen/ sondern das wolle er der weltlichen Obrigkeit hingestellet seyn lassen/ ebener maß wie er Luc. 12. v. 13. 14. zu dem/ von welchem er versucht wurde der Erbtheilung beyzuwohnen/ sag- te: Mensch/ wer hat mich zum Richter oder Erbschichter über euch ge- setzet? Welche Erklärung auß den vorigen Worten abzunehmen/ da der HErr Christus zu dem Weib also spricht. Hat dich niemand ver- dammet/ so verdamme ich dich auch nicht; Das ist/ so die weltliche Ob- rigkeit ihr Ampt hindan setzet/ und die Sünde mit leiblicher Straffe nicht beleget/ so wil mirs nicht gebühren/ dieselbe jemand auffzulegen/ dann ich bin nicht kommen weltliche Gericht zu üben/ sondern die Sünder zur Busse zu ruffen. Bleibet demnach gewiß und unwieder- sprechlich/ daß Gott alle Uneinigkeit/ Hurerey und Ehebruch mit grossem Ernst gestraffet und verbotten/ und dannenhero jederman schuldig sey/ für solcher Sünden mit allem Fleiß sich zuhüten: Dann die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Ebr. 13. 4. Gott/ sage ch/ der da ist ein gerechter eyfferiger Gott/ wird die Hurer und Ehe- ibrecher richten. Corinna sagte: Ach Ehrwürdiger Vater/ mein gantzes Hertz ver-
Die erbare Hure. weges das Wort geredet/ ſondern Chriſtus hat allein dieſes redenwollen/ daß er nicht auff Erden kommen ſey/ leibliche und weltliche Suͤnden zu ſtraffen/ ſondern das wolle er der weltlichen Obrigkeit hingeſtellet ſeyn laſſen/ ebener maß wie er Luc. 12. v. 13. 14. zu dem/ von welchem er verſucht wurde der Erbtheilung beyzuwohnen/ ſag- te: Menſch/ wer hat mich zum Richter oder Erbſchichter uͤber euch ge- ſetzet? Welche Erklaͤrung auß den vorigen Worten abzunehmen/ da der HErꝛ Chriſtus zu dem Weib alſo ſpricht. Hat dich niemand ver- dammet/ ſo verdamme ich dich auch nicht; Das iſt/ ſo die weltliche Ob- rigkeit ihr Ampt hindan ſetzet/ und die Suͤnde mit leiblicher Straffe nicht beleget/ ſo wil mirs nicht gebuͤhren/ dieſelbe jemand auffzulegen/ dann ich bin nicht kommen weltliche Gericht zu uͤben/ ſondern die Suͤnder zur Buſſe zu ruffen. Bleibet demnach gewiß und unwieder- ſprechlich/ daß Gott alle Uneinigkeit/ Hurerey und Ehebruch mit groſſem Ernſt geſtraffet und verbotten/ und dannenhero jederman ſchuldig ſey/ fuͤr ſolcher Suͤnden mit allem Fleiß ſich zuhuͤten: Dann die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Ebr. 13. 4. Gott/ ſage ch/ der da iſt ein gerechter eyfferiger Gott/ wird die Hurer und Ehe- ibrecher richten. Corinna ſagte: Ach Ehrwuͤrdiger Vater/ mein gantzes Hertz ver-
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Die erbare Hure.
weges das Wort geredet/ ſondern Chriſtus hat allein dieſes reden
wollen/ daß er nicht auff Erden kommen ſey/ leibliche und weltliche
Suͤnden zu ſtraffen/ ſondern das wolle er der weltlichen Obrigkeit
hingeſtellet ſeyn laſſen/ ebener maß wie er Luc. 12. v. 13. 14. zu dem/
von welchem er verſucht wurde der Erbtheilung beyzuwohnen/ ſag-
te: Menſch/ wer hat mich zum Richter oder Erbſchichter uͤber euch ge-
ſetzet? Welche Erklaͤrung auß den vorigen Worten abzunehmen/ da
der HErꝛ Chriſtus zu dem Weib alſo ſpricht. Hat dich niemand ver-
dammet/ ſo verdamme ich dich auch nicht; Das iſt/ ſo die weltliche Ob-
rigkeit ihr Ampt hindan ſetzet/ und die Suͤnde mit leiblicher Straffe
nicht beleget/ ſo wil mirs nicht gebuͤhren/ dieſelbe jemand auffzulegen/
dann ich bin nicht kommen weltliche Gericht zu uͤben/ ſondern die
Suͤnder zur Buſſe zu ruffen. Bleibet demnach gewiß und unwieder-
ſprechlich/ daß Gott alle Uneinigkeit/ Hurerey und Ehebruch mit
groſſem Ernſt geſtraffet und verbotten/ und dannenhero jederman
ſchuldig ſey/ fuͤr ſolcher Suͤnden mit allem Fleiß ſich zuhuͤten: Dann
die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Ebr. 13. 4. Gott/ ſage
ch/ der da iſt ein gerechter eyfferiger Gott/ wird die Hurer und Ehe-
ibrecher richten.
Corinna ſagte: Ach Ehrwuͤrdiger Vater/ mein gantzes Hertz
iſt durch den Hammer des Geſetzes zerknirſchet und geſchlagen/ euere
ſcharffe Geſetz-Predigten habe ich offt hiebevorn angehoͤret/ allein ich
bekenne/ daß ich und meine Mutter ein Geſpoͤtt damit getrieben ha-
ben/ wann wir wieder nach Hauſe kommen ſind/ ſonderlich wann ein
junger Courtiſan oder ein alter Suſannen-Bruder zu uns kommen
iſt: Nun aber kommen alle dieſe Predigten wieder vor meine Ohren/
wie ein harter Donnerſchlag/ und mich duͤncket/ die gantze Stadt
Ninive wolle mir zu enge werden. Wann ich wuͤſte ein gantz Keyſer-
thum zu gewinnen/ ich wolte nicht wiederum thun/ was ich zuvor ge-
than habe/ itzt/ itzt betrachtet mein Hertz/ was ihr offtmals geſaget ha-
bet auß Matth. 16. v. 26. Was huͤlffe es dem Menſchen/ ſo er die gan-
tze Welt gewinne/ und nehme Schaden an ſeiner Seele? Ach du mei-
ne edele Seele/ die du mit dem Blute JEſu Chriſti ſo theuer erkauf-
fet biſt/ wie habe ich dich ſo gering geachtet? Ach mein Gott/ ſol es ja ſo
ſeyn/ daß Straff und Pein auff Suͤnde folgen muͤſſen/ ſo fahr hie fort/
und ſchone dort/ und laß mich hie wol buͤſſen. Ach ehꝛwuͤrdiger Vater/
iſt keine Huͤlffe/ kein Raht/ kein Troſt mehr uͤbrig fuͤr meine arme be-
truͤbte Seele? Jch erkenne und bekenne/ daß ich geſuͤndiget habe/ wie
Maria Magdalena; ich bin eine Suͤnderin/ wie die jenige war/ derer
Luc. 7. v. 37. gedacht wird. Ach wehe Himmel/ ach wehe Erde/ ach wehe/
ach wo werde ich mich nun hinwenden? hebe ich meine Augen zu dem
Himmel/ ſo muß ich bekennen/ daß ich denſelben mit meinen Suͤnden
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