Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die eibare Hure. damit gute Nacht/ bleibet bey einander/ und macht euch mit einan-der bekant. Es war kaum Tag worden/ da kam ein Priester auß der Nach- Als wir uns nun allhier zu Ninive niedersetzten/ das Bürger- Endlich wurde mein Juncker etwas hoffärtig/ und sagte zu Deinem Vater wolte dieses Werck nicht gefallen/ und mein und
Die eibare Hure. damit gute Nacht/ bleibet bey einander/ und macht euch mit einan-der bekant. Es war kaum Tag worden/ da kam ein Prieſter auß der Nach- Als wir uns nun allhier zu Ninive niederſetzten/ das Buͤrger- Endlich wurde mein Juncker etwas hoffaͤrtig/ und ſagte zu Deinem Vater wolte dieſes Werck nicht gefallen/ und mein und
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Die eibare Hure.
damit gute Nacht/ bleibet bey einander/ und macht euch mit einan-
der bekant.
Es war kaum Tag worden/ da kam ein Prieſter auß der Nach-
barſchafft/ und muſte uns eilends copuliren (zuſammengeben) dar-
auff ließ mein Juncker ein Fruͤhſtuͤck anrichten/ und war den gantzen
Tag mit dem Paſtorn und allen ſeinen Leuten luſtig. Jederman ver-
wunderte ſich das Philinus und Crobyle ſeyn Eheleute worden/ eher
man gehoͤret habe/ daß ſie Braut und Braͤutigam ſeyn/ allein mein
Juncker wolte es alſo haben.
Als wir uns nun allhier zu Ninive niederſetzten/ das Buͤrger-
recht/ und die Schmiedezunfft nahmen/ da kam mein Juncker offt zu
uns/ und nahm ſeine Herberge bey uns/ und ich hatte keinen Schaden
davon/ ich verdiente offt in einer Stunde mehr/ als dein Vater mit
ſeinem Schmiedehammer in einem gantzen Monat.
Endlich wurde mein Juncker etwas hoffaͤrtig/ und ſagte zu
mir: Crobyle/ biſt du nicht mit jungen luſtigen Frauenzimmer bekant?
Bitte ſie doch einmal zu Gaſte/ ich wil gern alles bezahlen. Jch bate
die vornehmſten Frauen und Jungfrauen zu Gaſte/ und mein Jun-
cker war ein artiger Courtiſan, welcher lang in Jtalien und Franck-
reich geweſen war/ und wuſte/ wie er dem Frauenzimmer auffwarten
ſolte: Zuvor hatte meiner niemand viel geachtet/ allein wann ich
hernach durch die vornehmſten Straſſen gieng/ und mir eine vorneh-
me Frau oder Jungfrau begegnete/ ſtund ſie ſtill/ und ſagte: Guten
Tag Crobyle/ iſt es noch wohl mit euch und den eurigen? Koͤmmet
euer Juncker nicht bald wieder hieher? Ach wie geht es doch dem ehr-
lichen Edelman? Jch weis nicht wie es kam/ mein Juncker konte von
Ninive nicht bleiben/ ſondern muſte alle acht oder vierzehen Tage bey
uns ſeyn.
Deinem Vater wolte dieſes Werck nicht gefallen/ und mein
Juncker war ihm endlich nicht mehr guͤnſtig/ ſondern ſagte ihm ins
Geſichte/ er ſey ein alter melancholiſcher Lemmel/ er ſey nicht wehrt/
daß er eine ſolche Edele Dame haben ſolle/ wie Crobyle ſey. Dein Va-
ter antwortete immer auß der Bibel/ aber mein Juncker lachte darzu.
Endlich ſtarb dein Vater ploͤtzlich/ wie du wol weiſt/ und mein Jun-
cker hat mir geholffen/ daß ich ihn ehrlich habe begraben laſſen/ nach
ſeinem Tode beſuchte er mich offt als eine arme verlaſſene Witwe. Al-
lein die Leute und ſonderlich die Pfaffen/ deuteten es uͤbel auß/ was a-
ber ſolte ich machen? Wann er kam und ich betruͤbet war/ ſagte er:
Crobyle ich ſehe/ daß du nicht mehr die alte Crobyle ſeyeſt/ laß doch
ein paar Jungfrauen herkommen/ die mit mir eſſen/ und mir die Zeit
vertreiben. Jch gieng hin und bat eine oder die andere/ der mehr da-
mit gedienet war als mir. Und als er juͤngſt ſo hertzlich luſtig war/
und
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