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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Die Sieben Wort Christi.
bitte dich/ du wollest alles mit deinem theuerbaren Blute dergestalt
abwaschen/ und durch die Verdienste deines bittern Leydens also auß-
tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedenckest.

O allerliebster HERR Jesu Christe/ mein einiger Trost/ sihe ich
komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbrün-
stig lieben möge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zurücke
halten und abziehen kan. O wie groß ist deine Liebe gegen mich gewe-
sen? Du hast meine Natur angenommen/ du bist mein Bruder wor-
den/ auff daß du mich erlösetest. Du bist traurig gewesen/ auff daß ich
frölich würde/ du bist verwund worden/ auff daß ich geheilet würde/
du hast dein heiliges Blut vergossen/ auff daß ich gereiniget würde/
du hast sterben wollen/ auff daß ich lebte.

Und wie hab ich doch so blind von Hertzen seyn können/ mein
Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und
alles gut kömbt) abgewendet/ und zu irdischen vergänglichen Dingen
gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er-
warten kan? Wunder ists/ daß ich nu Lust habe/ an etwas anders zu
gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget
hast: Oder daß ich in einigen andern Dingen Trost und Ergetzung
deß Gemüths suche/ dann in deinem allerheiligsten Leben und Todt/
in deinen süssen und honigfliessenden Wunden.

O gütiger Jesu/ stehe mir bey/ und stärcke dein armes schwaches
Geschöpffe: dann du bist meine gantze Hoffnung und Zuversicht:
Wie mich meine Sünde betrüben und nidertrucken/ also erfreuet/ und
richtet mich widerumb auff deine unendliche Gütigkeit/ und dein al-
lerheiligst Leyden. Dann alles was ich böses gethan habe/ das ist mit
deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch
die Verdienste deines allerheiligsten Leydens reichlich erfüllet. Und ob
wol meine Sünde groß und unzehlbar viel sind; so sind sie gleichwol
gering zu achten/ weil sie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge-
halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen
Gütigkeit/ du wirst mich nimmermehr verderben lassen/ weil du mich
nach deinem Ebenbild erschaffen/ und mit solcher Mühe auch so theuer
erkaufft hast.

Ach gütiger JEsu/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner
Liebe/ daß ich dich so feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet seyn.
Entzünde mich gar/ daß ich in mir selbst zergehe/ auch allerding
durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und also ein Geist mit dir
sey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein sondern dein Wille geschehe. Si-
he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem
Göttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es geschehe in und mit mir
dein allerliebster Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/
AMEN.

CORIN-

Die Sieben Wort Chriſti.
bitte dich/ du wolleſt alles mit deinem theuerbaren Blute dergeſtalt
abwaſchen/ und durch die Verdienſte deines bittern Leydens alſo auß-
tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedenckeſt.

O allerliebſter HERR Jeſu Chriſte/ mein einiger Troſt/ ſihe ich
komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbruͤn-
ſtig lieben moͤge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zuruͤcke
halten und abziehen kan. O wie groß iſt deine Liebe gegen mich gewe-
ſen? Du haſt meine Natur angenommen/ du biſt mein Bruder wor-
den/ auff daß du mich erloͤſeteſt. Du biſt traurig geweſen/ auff daß ich
froͤlich wuͤrde/ du biſt verwund worden/ auff daß ich geheilet wuͤrde/
du haſt dein heiliges Blut vergoſſen/ auff daß ich gereiniget wuͤrde/
du haſt ſterben wollen/ auff daß ich lebte.

Und wie hab ich doch ſo blind von Hertzen ſeyn koͤnnen/ mein
Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und
alles gut koͤmbt) abgewendet/ und zu irdiſchen vergaͤnglichen Dingen
gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er-
warten kan? Wunder iſts/ daß ich nu Luſt habe/ an etwas anders zu
gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget
haſt: Oder daß ich in einigen andern Dingen Troſt und Ergetzung
deß Gemuͤths ſuche/ dann in deinem allerheiligſten Leben und Todt/
in deinen ſuͤſſen und honigflieſſenden Wunden.

O guͤtiger Jeſu/ ſtehe mir bey/ und ſtaͤrcke dein armes ſchwaches
Geſchoͤpffe: dann du biſt meine gantze Hoffnung und Zuverſicht:
Wie mich meine Suͤnde betruͤben und nidertrucken/ alſo erfreuet/ und
richtet mich widerumb auff deine unendliche Guͤtigkeit/ und dein al-
lerheiligſt Leyden. Dann alles was ich boͤſes gethan habe/ das iſt mit
deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch
die Verdienſte deines allerheiligſten Leydens reichlich erfuͤllet. Und ob
wol meine Suͤnde groß und unzehlbar viel ſind; ſo ſind ſie gleichwol
gering zu achten/ weil ſie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge-
halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen
Guͤtigkeit/ du wirſt mich nimmermehr verderben laſſen/ weil du mich
nach deinem Ebenbild erſchaffen/ und mit ſolcher Muͤhe auch ſo theuer
erkaufft haſt.

Ach guͤtiger JEſu/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner
Liebe/ daß ich dich ſo feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet ſeyn.
Entzuͤnde mich gar/ daß ich in mir ſelbſt zergehe/ auch allerding
durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und alſo ein Geiſt mit dir
ſey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein ſondern dein Wille geſchehe. Si-
he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem
Goͤttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es geſchehe in und mit mir
dein allerliebſter Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/
AMEN.

CORIN-
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[460/0502] Die Sieben Wort Chriſti. bitte dich/ du wolleſt alles mit deinem theuerbaren Blute dergeſtalt abwaſchen/ und durch die Verdienſte deines bittern Leydens alſo auß- tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedenckeſt. O allerliebſter HERR Jeſu Chriſte/ mein einiger Troſt/ ſihe ich komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbruͤn- ſtig lieben moͤge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zuruͤcke halten und abziehen kan. O wie groß iſt deine Liebe gegen mich gewe- ſen? Du haſt meine Natur angenommen/ du biſt mein Bruder wor- den/ auff daß du mich erloͤſeteſt. Du biſt traurig geweſen/ auff daß ich froͤlich wuͤrde/ du biſt verwund worden/ auff daß ich geheilet wuͤrde/ du haſt dein heiliges Blut vergoſſen/ auff daß ich gereiniget wuͤrde/ du haſt ſterben wollen/ auff daß ich lebte. Und wie hab ich doch ſo blind von Hertzen ſeyn koͤnnen/ mein Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und alles gut koͤmbt) abgewendet/ und zu irdiſchen vergaͤnglichen Dingen gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er- warten kan? Wunder iſts/ daß ich nu Luſt habe/ an etwas anders zu gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget haſt: Oder daß ich in einigen andern Dingen Troſt und Ergetzung deß Gemuͤths ſuche/ dann in deinem allerheiligſten Leben und Todt/ in deinen ſuͤſſen und honigflieſſenden Wunden. O guͤtiger Jeſu/ ſtehe mir bey/ und ſtaͤrcke dein armes ſchwaches Geſchoͤpffe: dann du biſt meine gantze Hoffnung und Zuverſicht: Wie mich meine Suͤnde betruͤben und nidertrucken/ alſo erfreuet/ und richtet mich widerumb auff deine unendliche Guͤtigkeit/ und dein al- lerheiligſt Leyden. Dann alles was ich boͤſes gethan habe/ das iſt mit deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch die Verdienſte deines allerheiligſten Leydens reichlich erfuͤllet. Und ob wol meine Suͤnde groß und unzehlbar viel ſind; ſo ſind ſie gleichwol gering zu achten/ weil ſie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge- halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen Guͤtigkeit/ du wirſt mich nimmermehr verderben laſſen/ weil du mich nach deinem Ebenbild erſchaffen/ und mit ſolcher Muͤhe auch ſo theuer erkaufft haſt. Ach guͤtiger JEſu/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner Liebe/ daß ich dich ſo feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet ſeyn. Entzuͤnde mich gar/ daß ich in mir ſelbſt zergehe/ auch allerding durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und alſo ein Geiſt mit dir ſey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein ſondern dein Wille geſchehe. Si- he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem Goͤttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es geſchehe in und mit mir dein allerliebſter Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/ AMEN. CORIN-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/502>, abgerufen am 15.06.2024.