Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sieben Wort Christi.
bitte dich/ du wollest alles mit deinem theuerbaren Blute dergestalt
abwaschen/ und durch die Verdienste deines bittern Leydens also auß-
tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedenckest.

O allerliebster HERR Jesu Christe/ mein einiger Trost/ sihe ich
komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbrün-
stig lieben möge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zurücke
halten und abziehen kan. O wie groß ist deine Liebe gegen mich gewe-
sen? Du hast meine Natur angenommen/ du bist mein Bruder wor-
den/ auff daß du mich erlösetest. Du bist traurig gewesen/ auff daß ich
frölich würde/ du bist verwund worden/ auff daß ich geheilet würde/
du hast dein heiliges Blut vergossen/ auff daß ich gereiniget würde/
du hast sterben wollen/ auff daß ich lebte.

Und wie hab ich doch so blind von Hertzen seyn können/ mein
Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und
alles gut kömbt) abgewendet/ und zu irdischen vergänglichen Dingen
gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er-
warten kan? Wunder ists/ daß ich nu Lust habe/ an etwas anders zu
gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget
hast: Oder daß ich in einigen andern Dingen Trost und Ergetzung
deß Gemüths suche/ dann in deinem allerheiligsten Leben und Todt/
in deinen süssen und honigfliessenden Wunden.

O gütiger Jesu/ stehe mir bey/ und stärcke dein armes schwaches
Geschöpffe: dann du bist meine gantze Hoffnung und Zuversicht:
Wie mich meine Sünde betrüben und nidertrucken/ also erfreuet/ und
richtet mich widerumb auff deine unendliche Gütigkeit/ und dein al-
lerheiligst Leyden. Dann alles was ich böses gethan habe/ das ist mit
deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch
die Verdienste deines allerheiligsten Leydens reichlich erfüllet. Und ob
wol meine Sünde groß und unzehlbar viel sind; so sind sie gleichwol
gering zu achten/ weil sie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge-
halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen
Gütigkeit/ du wirst mich nimmermehr verderben lassen/ weil du mich
nach deinem Ebenbild erschaffen/ und mit solcher Mühe auch so theuer
erkaufft hast.

Ach gütiger JEsu/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner
Liebe/ daß ich dich so feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet seyn.
Entzünde mich gar/ daß ich in mir selbst zergehe/ auch allerding
durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und also ein Geist mit dir
sey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein sondern dein Wille geschehe. Si-
he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem
Göttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es geschehe in und mit mir
dein allerliebster Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/
AMEN.

CORIN-

Die Sieben Wort Chriſti.
bitte dich/ du wolleſt alles mit deinem theuerbaren Blute dergeſtalt
abwaſchen/ und durch die Verdienſte deines bittern Leydens alſo auß-
tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedenckeſt.

O allerliebſter HERR Jeſu Chriſte/ mein einiger Troſt/ ſihe ich
komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbruͤn-
ſtig lieben moͤge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zuruͤcke
halten und abziehen kan. O wie groß iſt deine Liebe gegen mich gewe-
ſen? Du haſt meine Natur angenommen/ du biſt mein Bruder wor-
den/ auff daß du mich erloͤſeteſt. Du biſt traurig geweſen/ auff daß ich
froͤlich wuͤrde/ du biſt verwund worden/ auff daß ich geheilet wuͤrde/
du haſt dein heiliges Blut vergoſſen/ auff daß ich gereiniget wuͤrde/
du haſt ſterben wollen/ auff daß ich lebte.

Und wie hab ich doch ſo blind von Hertzen ſeyn koͤnnen/ mein
Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und
alles gut koͤmbt) abgewendet/ und zu irdiſchen vergaͤnglichen Dingen
gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er-
warten kan? Wunder iſts/ daß ich nu Luſt habe/ an etwas anders zu
gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget
haſt: Oder daß ich in einigen andern Dingen Troſt und Ergetzung
deß Gemuͤths ſuche/ dann in deinem allerheiligſten Leben und Todt/
in deinen ſuͤſſen und honigflieſſenden Wunden.

O guͤtiger Jeſu/ ſtehe mir bey/ und ſtaͤrcke dein armes ſchwaches
Geſchoͤpffe: dann du biſt meine gantze Hoffnung und Zuverſicht:
Wie mich meine Suͤnde betruͤben und nidertrucken/ alſo erfreuet/ und
richtet mich widerumb auff deine unendliche Guͤtigkeit/ und dein al-
lerheiligſt Leyden. Dann alles was ich boͤſes gethan habe/ das iſt mit
deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch
die Verdienſte deines allerheiligſten Leydens reichlich erfuͤllet. Und ob
wol meine Suͤnde groß und unzehlbar viel ſind; ſo ſind ſie gleichwol
gering zu achten/ weil ſie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge-
halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen
Guͤtigkeit/ du wirſt mich nimmermehr verderben laſſen/ weil du mich
nach deinem Ebenbild erſchaffen/ und mit ſolcher Muͤhe auch ſo theuer
erkaufft haſt.

Ach guͤtiger JEſu/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner
Liebe/ daß ich dich ſo feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet ſeyn.
Entzuͤnde mich gar/ daß ich in mir ſelbſt zergehe/ auch allerding
durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und alſo ein Geiſt mit dir
ſey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein ſondern dein Wille geſchehe. Si-
he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem
Goͤttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es geſchehe in und mit mir
dein allerliebſter Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/
AMEN.

CORIN-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0502" n="460"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sieben Wort Chri&#x017F;ti.</hi></fw><lb/>
bitte dich/ du wolle&#x017F;t alles mit deinem theuerbaren Blute derge&#x017F;talt<lb/>
abwa&#x017F;chen/ und durch die Verdien&#x017F;te deines bittern Leydens al&#x017F;o auß-<lb/>
tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedencke&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>O allerlieb&#x017F;ter HERR Je&#x017F;u Chri&#x017F;te/ mein einiger Tro&#x017F;t/ &#x017F;ihe ich<lb/>
komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tig lieben mo&#x0364;ge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zuru&#x0364;cke<lb/>
halten und abziehen kan. O wie groß i&#x017F;t deine Liebe gegen mich gewe-<lb/>
&#x017F;en? Du ha&#x017F;t meine Natur angenommen/ du bi&#x017F;t mein Bruder wor-<lb/>
den/ auff daß du mich erlo&#x0364;&#x017F;ete&#x017F;t. Du bi&#x017F;t traurig gewe&#x017F;en/ auff daß ich<lb/>
fro&#x0364;lich wu&#x0364;rde/ du bi&#x017F;t verwund worden/ auff daß ich geheilet wu&#x0364;rde/<lb/>
du ha&#x017F;t dein heiliges Blut vergo&#x017F;&#x017F;en/ auff daß ich gereiniget wu&#x0364;rde/<lb/>
du ha&#x017F;t &#x017F;terben wollen/ auff daß ich lebte.</p><lb/>
            <p>Und wie hab ich doch &#x017F;o blind von Hertzen &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen/ mein<lb/>
Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und<lb/>
alles gut ko&#x0364;mbt) abgewendet/ und zu irdi&#x017F;chen verga&#x0364;nglichen Dingen<lb/>
gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er-<lb/>
warten kan? Wunder i&#x017F;ts/ daß ich nu Lu&#x017F;t habe/ an etwas anders zu<lb/>
gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget<lb/>
ha&#x017F;t: Oder daß ich in einigen andern Dingen Tro&#x017F;t und Ergetzung<lb/>
deß Gemu&#x0364;ths &#x017F;uche/ dann in deinem allerheilig&#x017F;ten Leben und Todt/<lb/>
in deinen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und honigflie&#x017F;&#x017F;enden Wunden.</p><lb/>
            <p>O gu&#x0364;tiger Je&#x017F;u/ &#x017F;tehe mir bey/ und &#x017F;ta&#x0364;rcke dein armes &#x017F;chwaches<lb/>
Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe: dann du bi&#x017F;t meine gantze Hoffnung und Zuver&#x017F;icht:<lb/>
Wie mich meine Su&#x0364;nde betru&#x0364;ben und nidertrucken/ al&#x017F;o erfreuet/ und<lb/>
richtet mich widerumb auff deine unendliche Gu&#x0364;tigkeit/ und dein al-<lb/>
lerheilig&#x017F;t Leyden. Dann alles was ich bo&#x0364;&#x017F;es gethan habe/ das i&#x017F;t mit<lb/>
deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch<lb/>
die Verdien&#x017F;te deines allerheilig&#x017F;ten Leydens reichlich erfu&#x0364;llet. Und ob<lb/>
wol meine Su&#x0364;nde groß und unzehlbar viel &#x017F;ind; &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie gleichwol<lb/>
gering zu achten/ weil &#x017F;ie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge-<lb/>
halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen<lb/>
Gu&#x0364;tigkeit/ du wir&#x017F;t mich nimmermehr verderben la&#x017F;&#x017F;en/ weil du mich<lb/>
nach deinem Ebenbild er&#x017F;chaffen/ und mit &#x017F;olcher Mu&#x0364;he auch &#x017F;o theuer<lb/>
erkaufft ha&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Ach gu&#x0364;tiger JE&#x017F;u/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner<lb/>
Liebe/ daß ich dich &#x017F;o feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet &#x017F;eyn.<lb/>
Entzu&#x0364;nde mich gar/ daß ich in mir &#x017F;elb&#x017F;t zergehe/ auch allerding<lb/>
durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und al&#x017F;o ein Gei&#x017F;t mit dir<lb/>
&#x017F;ey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein &#x017F;ondern dein Wille ge&#x017F;chehe. Si-<lb/>
he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem<lb/><hi rendition="#c">Go&#x0364;ttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es ge&#x017F;chehe in und mit mir<lb/>
dein allerlieb&#x017F;ter Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/<lb/><hi rendition="#g">AMEN.</hi></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">CORIN-</hi> </hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0502] Die Sieben Wort Chriſti. bitte dich/ du wolleſt alles mit deinem theuerbaren Blute dergeſtalt abwaſchen/ und durch die Verdienſte deines bittern Leydens alſo auß- tilgen/ daß du nimmermehr widerumb dran gedenckeſt. O allerliebſter HERR Jeſu Chriſte/ mein einiger Troſt/ ſihe ich komme zu dir mit einem hertzlichen Verlangen/ daß ich dich inbruͤn- ſtig lieben moͤge/ und alles meiden/ das mich von deiner Liebe zuruͤcke halten und abziehen kan. O wie groß iſt deine Liebe gegen mich gewe- ſen? Du haſt meine Natur angenommen/ du biſt mein Bruder wor- den/ auff daß du mich erloͤſeteſt. Du biſt traurig geweſen/ auff daß ich froͤlich wuͤrde/ du biſt verwund worden/ auff daß ich geheilet wuͤrde/ du haſt dein heiliges Blut vergoſſen/ auff daß ich gereiniget wuͤrde/ du haſt ſterben wollen/ auff daß ich lebte. Und wie hab ich doch ſo blind von Hertzen ſeyn koͤnnen/ mein Gott/ daß ich mich von dir (von welchem mir doch die Seligkeit/ und alles gut koͤmbt) abgewendet/ und zu irdiſchen vergaͤnglichen Dingen gekehret habe/ darauß ich nichts/ dann Verderben/ und alles Elend er- warten kan? Wunder iſts/ daß ich nu Luſt habe/ an etwas anders zu gedencken/ dann an deine unmeßliche Wolthaten/ die du mir erzeiget haſt: Oder daß ich in einigen andern Dingen Troſt und Ergetzung deß Gemuͤths ſuche/ dann in deinem allerheiligſten Leben und Todt/ in deinen ſuͤſſen und honigflieſſenden Wunden. O guͤtiger Jeſu/ ſtehe mir bey/ und ſtaͤrcke dein armes ſchwaches Geſchoͤpffe: dann du biſt meine gantze Hoffnung und Zuverſicht: Wie mich meine Suͤnde betruͤben und nidertrucken/ alſo erfreuet/ und richtet mich widerumb auff deine unendliche Guͤtigkeit/ und dein al- lerheiligſt Leyden. Dann alles was ich boͤſes gethan habe/ das iſt mit deinem bittern Todte außgetilget: Was mir mangelt/ das wird durch die Verdienſte deines allerheiligſten Leydens reichlich erfuͤllet. Und ob wol meine Suͤnde groß und unzehlbar viel ſind; ſo ſind ſie gleichwol gering zu achten/ weil ſie gegen deine unermeßlich Barmhertzigkeit ge- halten werden/ daher ich das Vertrauen habe/ zu deiner unmeßlichen Guͤtigkeit/ du wirſt mich nimmermehr verderben laſſen/ weil du mich nach deinem Ebenbild erſchaffen/ und mit ſolcher Muͤhe auch ſo theuer erkaufft haſt. Ach guͤtiger JEſu/ verwunde mein Hertz mit den Pfeilen deiner Liebe/ daß ich dich ſo feurig liebe/ wie du von mir wilt geliebet ſeyn. Entzuͤnde mich gar/ daß ich in mir ſelbſt zergehe/ auch allerding durch die Liebe in dich verwandelt werde/ und alſo ein Geiſt mit dir ſey. Jedoch lieber HErr/ nicht mein ſondern dein Wille geſchehe. Si- he ich ergebe mich dir gantz und gar; Handle mit mir nach deinem Goͤttlichen Wolgefallen. Ja HErr/ es geſchehe in und mit mir dein allerliebſter Wille/ jetzt und hernach in Ewigkeit/ AMEN. CORIN-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/502
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/502>, abgerufen am 22.11.2024.