Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sieben Wort Christi.
Gedult/ seine feurige Liebe. Jch opffere dir seine harte Bande/ und al-
les was er gelitten hat/ da er ist von seinen Feinden geschlagen/ gestos-
sen/ getreten/ verachtet/ bespeyet/ verlachet/ und gelästert worden.

Diß alles opffere ich dir/ als ein würdig Opffer/ zu deiner höchsten
Ehr/ für alle meine Missethat und Versäumnis/ und bitte dich/ du
wollest die theure Verdienste deines eingebornen Sohnes annehmen
für meine vielfältige abscheuliche Sünde. Dann was ich böses ge-
than/ das alles hat er mit seinem Leyden bezahlet/ und außgetilget/
hat auch alle meine Mängel und Gebrechen erstattet und übergetra-
gen: Ja er hat dir vielmehr bezahlet/ dann ich schuldig war.

Ach wann du meine Boßheit/ und seine Gütigkeit; meine Sünde/
und seine Verdienste/ gegeneinander auff die Wage legen wollest/
fürwar so würden seine Verdiensten viel schwerer seyn/ dann meine
Ubelthaten. Und wie kan einige Missethat so groß und schrecklich
seyn auff Erden/ dafür die grosse Marter deines einigen Sohnes/
zur Außsöhnung nicht solte gnug seyn? Welche sündige Flecken mö-
gen so schändlich seyn/ die sein theur Blut nicht solt abwaschen kön-
nen? Fürwar sein Leiden und Todt überwindet alle Sünde: Der
grundlose Schatz seiner Verdienste übertrifft alle Missethat und
Versäumnis. Derowegen opffere ich dir den unschuldigen Todt dei-
nes allerliebsten Sohns/ und was er sonst in der angenommenen
menschlichen Natur gewircket hat. Das alles opffere ich dir für meine
Sünde/ und bitte dich/ du wollest mich zu Gnaden nehmen/ damit ich
dich mit allen Außerwehlten/ umb deiner Barmhertzigkeit willen/
möge preisen und loben in Ewigkeit/ Amen.

II.
Gebet zu Gott dem Sohn.

HDu Sohn deß lebendigen Gottes/ du König der Ehren Jesu
Christe/ erbarme dich über mich armen Sünder. Dann ich bin
nicht wehrt/ daß ich lebe auff Erden/ weil ich dir bißher so un-
danckbar gewesen bin/ und habe kein Scheuen getragen/ umb einer
augenblicklichen Freude willen/ die Ubelthat zubegehen/ welche du
hast mit deinem Blut bezahlen/ und mit deinem Todt abtragen
müssen. O gütiger Jesu ich bin mit unzehlbar vielen Sünden be-
schweret und bestricket: Wohin sol ich dann fliehen/ dann zu dir/ der du
voller Barmhertzigkeit? Derohalben werffe ich alle meine Sünde/
alle meine Undanckbarkeit und Ungehorsam/ in den tieffen Ab-
grund deiner Gnade/ und in deine bluttrieffende Wunden: Jch

bitte

Die Sieben Wort Chriſti.
Gedult/ ſeine feurige Liebe. Jch opffere dir ſeine harte Bande/ und al-
les was er gelitten hat/ da er iſt von ſeinen Feinden geſchlagen/ geſtoſ-
ſen/ getreten/ verachtet/ beſpeyet/ verlachet/ und gelaͤſtert worden.

Diß alles opffere ich dir/ als ein wuͤrdig Opffer/ zu deiner hoͤchſten
Ehr/ fuͤr alle meine Miſſethat und Verſaͤumnis/ und bitte dich/ du
wolleſt die theure Verdienſte deines eingebornen Sohnes annehmen
fuͤr meine vielfaͤltige abſcheuliche Suͤnde. Dann was ich boͤſes ge-
than/ das alles hat er mit ſeinem Leyden bezahlet/ und außgetilget/
hat auch alle meine Maͤngel und Gebrechen erſtattet und uͤbergetra-
gen: Ja er hat dir vielmehr bezahlet/ dann ich ſchuldig war.

Ach wann du meine Boßheit/ und ſeine Guͤtigkeit; meine Suͤnde/
und ſeine Verdienſte/ gegeneinander auff die Wage legen wolleſt/
fuͤrwar ſo wuͤrden ſeine Verdienſten viel ſchwerer ſeyn/ dann meine
Ubelthaten. Und wie kan einige Miſſethat ſo groß und ſchrecklich
ſeyn auff Erden/ dafuͤr die groſſe Marter deines einigen Sohnes/
zur Außſoͤhnung nicht ſolte gnug ſeyn? Welche ſuͤndige Flecken moͤ-
gen ſo ſchaͤndlich ſeyn/ die ſein theur Blut nicht ſolt abwaſchen koͤn-
nen? Fuͤrwar ſein Leiden und Todt uͤberwindet alle Suͤnde: Der
grundloſe Schatz ſeiner Verdienſte uͤbertrifft alle Miſſethat und
Verſaͤumnis. Derowegen opffere ich dir den unſchuldigen Todt dei-
nes allerliebſten Sohns/ und was er ſonſt in der angenommenen
menſchlichen Natur gewircket hat. Das alles opffere ich dir fuͤr meine
Suͤnde/ und bitte dich/ du wolleſt mich zu Gnaden nehmen/ damit ich
dich mit allen Außerwehlten/ umb deiner Barmhertzigkeit willen/
moͤge preiſen und loben in Ewigkeit/ Amen.

II.
Gebet zu Gott dem Sohn.

HDu Sohn deß lebendigen Gottes/ du Koͤnig der Ehren Jeſu
Chriſte/ erbarme dich uͤber mich armen Suͤnder. Dann ich bin
nicht wehrt/ daß ich lebe auff Erden/ weil ich dir bißher ſo un-
danckbar geweſen bin/ und habe kein Scheuen getragen/ umb einer
augenblicklichen Freude willen/ die Ubelthat zubegehen/ welche du
haſt mit deinem Blut bezahlen/ und mit deinem Todt abtragen
muͤſſen. O guͤtiger Jeſu ich bin mit unzehlbar vielen Suͤnden be-
ſchweret und beſtricket: Wohin ſol ich dann fliehen/ dann zu dir/ der du
voller Barmhertzigkeit? Derohalben werffe ich alle meine Suͤnde/
alle meine Undanckbarkeit und Ungehorſam/ in den tieffen Ab-
grund deiner Gnade/ und in deine bluttrieffende Wunden: Jch

bitte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0501" n="459"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sieben Wort Chri&#x017F;ti.</hi></fw><lb/>
Gedult/ &#x017F;eine feurige Liebe. Jch opffere dir &#x017F;eine harte Bande/ und al-<lb/>
les was er gelitten hat/ da er i&#x017F;t von &#x017F;einen Feinden ge&#x017F;chlagen/ ge&#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ getreten/ verachtet/ be&#x017F;peyet/ verlachet/ und gela&#x0364;&#x017F;tert worden.</p><lb/>
            <p>Diß alles opffere ich dir/ als ein wu&#x0364;rdig Opffer/ zu deiner ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Ehr/ fu&#x0364;r alle meine Mi&#x017F;&#x017F;ethat und Ver&#x017F;a&#x0364;umnis/ und bitte dich/ du<lb/>
wolle&#x017F;t die theure Verdien&#x017F;te deines eingebornen Sohnes annehmen<lb/>
fu&#x0364;r meine vielfa&#x0364;ltige ab&#x017F;cheuliche Su&#x0364;nde. Dann was ich bo&#x0364;&#x017F;es ge-<lb/>
than/ das alles hat er mit &#x017F;einem Leyden bezahlet/ und außgetilget/<lb/>
hat auch alle meine Ma&#x0364;ngel und Gebrechen er&#x017F;tattet und u&#x0364;bergetra-<lb/>
gen: Ja er hat dir vielmehr bezahlet/ dann ich &#x017F;chuldig war.</p><lb/>
            <p>Ach wann du meine Boßheit/ und &#x017F;eine Gu&#x0364;tigkeit; meine Su&#x0364;nde/<lb/>
und &#x017F;eine Verdien&#x017F;te/ gegeneinander auff die Wage legen wolle&#x017F;t/<lb/>
fu&#x0364;rwar &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;eine Verdien&#x017F;ten viel &#x017F;chwerer &#x017F;eyn/ dann meine<lb/>
Ubelthaten. Und wie kan einige Mi&#x017F;&#x017F;ethat &#x017F;o groß und &#x017F;chrecklich<lb/>
&#x017F;eyn auff Erden/ dafu&#x0364;r die gro&#x017F;&#x017F;e Marter deines einigen Sohnes/<lb/>
zur Auß&#x017F;o&#x0364;hnung nicht &#x017F;olte gnug &#x017F;eyn? Welche &#x017F;u&#x0364;ndige Flecken mo&#x0364;-<lb/>
gen &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich &#x017F;eyn/ die &#x017F;ein theur Blut nicht &#x017F;olt abwa&#x017F;chen ko&#x0364;n-<lb/>
nen? Fu&#x0364;rwar &#x017F;ein Leiden und Todt u&#x0364;berwindet alle Su&#x0364;nde: Der<lb/>
grundlo&#x017F;e Schatz &#x017F;einer Verdien&#x017F;te u&#x0364;bertrifft alle Mi&#x017F;&#x017F;ethat und<lb/>
Ver&#x017F;a&#x0364;umnis. Derowegen opffere ich dir den un&#x017F;chuldigen Todt dei-<lb/>
nes allerlieb&#x017F;ten Sohns/ und was er &#x017F;on&#x017F;t in der angenommenen<lb/>
men&#x017F;chlichen Natur gewircket hat. Das alles opffere ich dir fu&#x0364;r meine<lb/>
Su&#x0364;nde/ und bitte dich/ du wolle&#x017F;t mich zu Gnaden nehmen/ damit ich<lb/>
dich mit allen Außerwehlten/ umb deiner Barmhertzigkeit willen/<lb/>
mo&#x0364;ge prei&#x017F;en und loben in Ewigkeit/ Amen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
Gebet zu Gott dem Sohn.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Du Sohn deß lebendigen Gottes/ du Ko&#x0364;nig der Ehren Je&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;te/ erbarme dich u&#x0364;ber mich armen Su&#x0364;nder. Dann ich bin<lb/>
nicht wehrt/ daß ich lebe auff Erden/ weil ich dir bißher &#x017F;o un-<lb/>
danckbar gewe&#x017F;en bin/ und habe kein Scheuen getragen/ umb einer<lb/>
augenblicklichen Freude willen/ die Ubelthat zubegehen/ welche du<lb/>
ha&#x017F;t mit deinem Blut bezahlen/ und mit deinem Todt abtragen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. O gu&#x0364;tiger Je&#x017F;u ich bin mit unzehlbar vielen Su&#x0364;nden be-<lb/>
&#x017F;chweret und be&#x017F;tricket: Wohin &#x017F;ol ich dann fliehen/ dann zu dir/ der du<lb/>
voller Barmhertzigkeit? Derohalben werffe ich alle meine Su&#x0364;nde/<lb/>
alle meine Undanckbarkeit und Ungehor&#x017F;am/ in den tieffen Ab-<lb/>
grund deiner Gnade/ und in deine bluttrieffende Wunden: Jch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bitte</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459/0501] Die Sieben Wort Chriſti. Gedult/ ſeine feurige Liebe. Jch opffere dir ſeine harte Bande/ und al- les was er gelitten hat/ da er iſt von ſeinen Feinden geſchlagen/ geſtoſ- ſen/ getreten/ verachtet/ beſpeyet/ verlachet/ und gelaͤſtert worden. Diß alles opffere ich dir/ als ein wuͤrdig Opffer/ zu deiner hoͤchſten Ehr/ fuͤr alle meine Miſſethat und Verſaͤumnis/ und bitte dich/ du wolleſt die theure Verdienſte deines eingebornen Sohnes annehmen fuͤr meine vielfaͤltige abſcheuliche Suͤnde. Dann was ich boͤſes ge- than/ das alles hat er mit ſeinem Leyden bezahlet/ und außgetilget/ hat auch alle meine Maͤngel und Gebrechen erſtattet und uͤbergetra- gen: Ja er hat dir vielmehr bezahlet/ dann ich ſchuldig war. Ach wann du meine Boßheit/ und ſeine Guͤtigkeit; meine Suͤnde/ und ſeine Verdienſte/ gegeneinander auff die Wage legen wolleſt/ fuͤrwar ſo wuͤrden ſeine Verdienſten viel ſchwerer ſeyn/ dann meine Ubelthaten. Und wie kan einige Miſſethat ſo groß und ſchrecklich ſeyn auff Erden/ dafuͤr die groſſe Marter deines einigen Sohnes/ zur Außſoͤhnung nicht ſolte gnug ſeyn? Welche ſuͤndige Flecken moͤ- gen ſo ſchaͤndlich ſeyn/ die ſein theur Blut nicht ſolt abwaſchen koͤn- nen? Fuͤrwar ſein Leiden und Todt uͤberwindet alle Suͤnde: Der grundloſe Schatz ſeiner Verdienſte uͤbertrifft alle Miſſethat und Verſaͤumnis. Derowegen opffere ich dir den unſchuldigen Todt dei- nes allerliebſten Sohns/ und was er ſonſt in der angenommenen menſchlichen Natur gewircket hat. Das alles opffere ich dir fuͤr meine Suͤnde/ und bitte dich/ du wolleſt mich zu Gnaden nehmen/ damit ich dich mit allen Außerwehlten/ umb deiner Barmhertzigkeit willen/ moͤge preiſen und loben in Ewigkeit/ Amen. II. Gebet zu Gott dem Sohn. HDu Sohn deß lebendigen Gottes/ du Koͤnig der Ehren Jeſu Chriſte/ erbarme dich uͤber mich armen Suͤnder. Dann ich bin nicht wehrt/ daß ich lebe auff Erden/ weil ich dir bißher ſo un- danckbar geweſen bin/ und habe kein Scheuen getragen/ umb einer augenblicklichen Freude willen/ die Ubelthat zubegehen/ welche du haſt mit deinem Blut bezahlen/ und mit deinem Todt abtragen muͤſſen. O guͤtiger Jeſu ich bin mit unzehlbar vielen Suͤnden be- ſchweret und beſtricket: Wohin ſol ich dann fliehen/ dann zu dir/ der du voller Barmhertzigkeit? Derohalben werffe ich alle meine Suͤnde/ alle meine Undanckbarkeit und Ungehorſam/ in den tieffen Ab- grund deiner Gnade/ und in deine bluttrieffende Wunden: Jch bitte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/501
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/501>, abgerufen am 15.06.2024.