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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sieben böse Geister.
Hauß nicht belohnt. Allein Gott lohnte ihm/ machte ihn zu einem
grossen Herrn/ daß er nicht allein kondte Vater und Brüder ernehren/
sondern auch die Augen des gantzen Königreichs Egypten ihm end-
lich in die Hände sahen. Es meynen Knecht und Mägde/ ihr Stand
sey gar ein beschwerlicher Stand. Aber ich frage/ ob sie nicht wissen/
daß auch die H. Engel werden unsere Mitknechte und dienstbare Gei-
ster genennet? Viel heilige Leute haben in diesem Stande gelebet.
Der Ertzvater Jacob war in seiner Jugend ein Knecht. Er dienet
dem Laban/ seiner Mutter Bruder welcher ihn nicht auff ein Sam-
mets Küssen setzte/ sondern deß Tages verschmachtete er für Hitz/ deß
Nachts für frost/ und kam kein Schlaff in seine Augen. Christus selbst
hat Knechts Gestalt an sich genommen. Darumb sollen Knecht und
Mägd zusehen/ daß sie sich also in ihrem Stande verhalten/ daß sie
am Jüngsten Tage hören die fröliche Stimme: Ey du/ frommer und
getreuer Knecht/ du bist über wenigem getreu gewesen/ Jch will dich
über viel setzen. Gehe ein zu deines HErren Freude. Knechte und
Mägde solten billich mit danckbarem Hertzen erkennen/ daß sie es
heutiges Tages viel besser haben/ als die Knechte und Mägde bey den
Jüden im Alten Testament/ Jtem bey den Römern und andern. Ja
sie haben es offt besser als die Herren. Wann ein Knecht wol gessen
und getruncken hat/ leget er sich nieder und schläfft/ und lässet seinen
Herren sich im Bette ohne Schlaff herumb wenden/ und lässet ihn
sorgen vor morgen. Jch muß euch ein wenig erzehlen/ wie die Knecht
und Mägde im Alten Testament bey den Jüden seyen tractiret wor-
den. Erstlich waren sie Leibeygen/ und ein reicher Mann zehlete seine
Knechte und Mägde unter seinen Reichthumb/ gleich wie Camel/
Esel/ Rinder und Schaafe. Und wann ein Mann eine Tochter auß-
gab/ so gab er Knechte und Mägde ihr gleichsam zur Brautgabe mit.
Also stehet von Laban Jacobs Schwieger-Vater/ daß er seinen Töch-
tern/ Rahel und Lea habe die Magd Silpa und Bilha mit geben/
Gen. am 29. Und von Raguel stehet geschrieben/ Tob. 10. Daß er
seiner Tochter Sara habe mit gegeben die Helffte aller seiner Güter/
an Knechten/ Mägden/ an Viehe/ Camelen und Rindern/ und viel
Geld. II. Konten die Knechte und Mägde nicht freyen/ als wann
und wie es ihren Herren gefiehl/ die gaben ihren Knechten Weiber/
und ihren Mägden Männer. Exod. 21. Und die Kinder die sie zeuge-
ten/ waren der Herren Leibeigene. III. Konten die Knechte und
Mägde bey ihren Herren nicht loß werden/ biß sie frey gegeben wur-
den/ gleich wie Judith ihre Magd die Abra frey machte/ Judith. 16.
IV. Hatte zwar GOtt der HErr von Knechten und Mägden ein
Gesetz gemacht/ daß sie nicht solten Unmenschlich/ und gar zu Ty-
rannisch geschlagen und verwundet werden/ Exod. 21. Gleichwol

wann

Sieben boͤſe Geiſter.
Hauß nicht belohnt. Allein Gott lohnte ihm/ machte ihn zu einem
groſſen Herrn/ daß er nicht allein kondte Vater und Bruͤder ernehren/
ſondern auch die Augen des gantzen Koͤnigreichs Egypten ihm end-
lich in die Haͤnde ſahen. Es meynen Knecht und Maͤgde/ ihr Stand
ſey gar ein beſchwerlicher Stand. Aber ich frage/ ob ſie nicht wiſſen/
daß auch die H. Engel werden unſere Mitknechte und dienſtbare Gei-
ſter genennet? Viel heilige Leute haben in dieſem Stande gelebet.
Der Ertzvater Jacob war in ſeiner Jugend ein Knecht. Er dienet
dem Laban/ ſeiner Mutter Bruder welcher ihn nicht auff ein Sam-
mets Kuͤſſen ſetzte/ ſondern deß Tages verſchmachtete er fuͤr Hitz/ deß
Nachts fuͤr froſt/ und kam kein Schlaff in ſeine Augen. Chriſtus ſelbſt
hat Knechts Geſtalt an ſich genommen. Darumb ſollen Knecht und
Maͤgd zuſehen/ daß ſie ſich alſo in ihrem Stande verhalten/ daß ſie
am Juͤngſten Tage hoͤren die froͤliche Stimme: Ey du/ frommer und
getreuer Knecht/ du biſt uͤber wenigem getreu geweſen/ Jch will dich
uͤber viel ſetzen. Gehe ein zu deines HErren Freude. Knechte und
Maͤgde ſolten billich mit danckbarem Hertzen erkennen/ daß ſie es
heutiges Tages viel beſſer haben/ als die Knechte und Maͤgde bey den
Juͤden im Alten Teſtament/ Jtem bey den Roͤmern und andern. Ja
ſie haben es offt beſſer als die Herren. Wann ein Knecht wol geſſen
und getruncken hat/ leget er ſich nieder und ſchlaͤfft/ und laͤſſet ſeinen
Herren ſich im Bette ohne Schlaff herumb wenden/ und laͤſſet ihn
ſorgen vor morgen. Jch muß euch ein wenig erzehlen/ wie die Knecht
und Maͤgde im Alten Teſtament bey den Juͤden ſeyen tractiret wor-
den. Erſtlich waren ſie Leibeygen/ und ein reicher Mann zehlete ſeine
Knechte und Maͤgde unter ſeinen Reichthumb/ gleich wie Camel/
Eſel/ Rinder und Schaafe. Und wann ein Mann eine Tochter auß-
gab/ ſo gab er Knechte und Maͤgde ihr gleichſam zur Brautgabe mit.
Alſo ſtehet von Laban Jacobs Schwieger-Vater/ daß er ſeinen Toͤch-
tern/ Rahel und Lea habe die Magd Silpa und Bilha mit geben/
Gen. am 29. Und von Raguel ſtehet geſchrieben/ Tob. 10. Daß er
ſeiner Tochter Sara habe mit gegeben die Helffte aller ſeiner Guͤter/
an Knechten/ Maͤgden/ an Viehe/ Camelen und Rindern/ und viel
Geld. II. Konten die Knechte und Maͤgde nicht freyen/ als wann
und wie es ihren Herren gefiehl/ die gaben ihren Knechten Weiber/
und ihren Maͤgden Maͤnner. Exod. 21. Und die Kinder die ſie zeuge-
ten/ waren der Herren Leibeigene. III. Konten die Knechte und
Maͤgde bey ihren Herren nicht loß werden/ biß ſie frey gegeben wur-
den/ gleich wie Judith ihre Magd die Abra frey machte/ Judith. 16.
IV. Hatte zwar GOtt der HErr von Knechten und Maͤgden ein
Geſetz gemacht/ daß ſie nicht ſolten Unmenſchlich/ und gar zu Ty-
ranniſch geſchlagen und verwundet werden/ Exod. 21. Gleichwol

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[354/0396] Sieben boͤſe Geiſter. Hauß nicht belohnt. Allein Gott lohnte ihm/ machte ihn zu einem groſſen Herrn/ daß er nicht allein kondte Vater und Bruͤder ernehren/ ſondern auch die Augen des gantzen Koͤnigreichs Egypten ihm end- lich in die Haͤnde ſahen. Es meynen Knecht und Maͤgde/ ihr Stand ſey gar ein beſchwerlicher Stand. Aber ich frage/ ob ſie nicht wiſſen/ daß auch die H. Engel werden unſere Mitknechte und dienſtbare Gei- ſter genennet? Viel heilige Leute haben in dieſem Stande gelebet. Der Ertzvater Jacob war in ſeiner Jugend ein Knecht. Er dienet dem Laban/ ſeiner Mutter Bruder welcher ihn nicht auff ein Sam- mets Kuͤſſen ſetzte/ ſondern deß Tages verſchmachtete er fuͤr Hitz/ deß Nachts fuͤr froſt/ und kam kein Schlaff in ſeine Augen. Chriſtus ſelbſt hat Knechts Geſtalt an ſich genommen. Darumb ſollen Knecht und Maͤgd zuſehen/ daß ſie ſich alſo in ihrem Stande verhalten/ daß ſie am Juͤngſten Tage hoͤren die froͤliche Stimme: Ey du/ frommer und getreuer Knecht/ du biſt uͤber wenigem getreu geweſen/ Jch will dich uͤber viel ſetzen. Gehe ein zu deines HErren Freude. Knechte und Maͤgde ſolten billich mit danckbarem Hertzen erkennen/ daß ſie es heutiges Tages viel beſſer haben/ als die Knechte und Maͤgde bey den Juͤden im Alten Teſtament/ Jtem bey den Roͤmern und andern. Ja ſie haben es offt beſſer als die Herren. Wann ein Knecht wol geſſen und getruncken hat/ leget er ſich nieder und ſchlaͤfft/ und laͤſſet ſeinen Herren ſich im Bette ohne Schlaff herumb wenden/ und laͤſſet ihn ſorgen vor morgen. Jch muß euch ein wenig erzehlen/ wie die Knecht und Maͤgde im Alten Teſtament bey den Juͤden ſeyen tractiret wor- den. Erſtlich waren ſie Leibeygen/ und ein reicher Mann zehlete ſeine Knechte und Maͤgde unter ſeinen Reichthumb/ gleich wie Camel/ Eſel/ Rinder und Schaafe. Und wann ein Mann eine Tochter auß- gab/ ſo gab er Knechte und Maͤgde ihr gleichſam zur Brautgabe mit. Alſo ſtehet von Laban Jacobs Schwieger-Vater/ daß er ſeinen Toͤch- tern/ Rahel und Lea habe die Magd Silpa und Bilha mit geben/ Gen. am 29. Und von Raguel ſtehet geſchrieben/ Tob. 10. Daß er ſeiner Tochter Sara habe mit gegeben die Helffte aller ſeiner Guͤter/ an Knechten/ Maͤgden/ an Viehe/ Camelen und Rindern/ und viel Geld. II. Konten die Knechte und Maͤgde nicht freyen/ als wann und wie es ihren Herren gefiehl/ die gaben ihren Knechten Weiber/ und ihren Maͤgden Maͤnner. Exod. 21. Und die Kinder die ſie zeuge- ten/ waren der Herren Leibeigene. III. Konten die Knechte und Maͤgde bey ihren Herren nicht loß werden/ biß ſie frey gegeben wur- den/ gleich wie Judith ihre Magd die Abra frey machte/ Judith. 16. IV. Hatte zwar GOtt der HErr von Knechten und Maͤgden ein Geſetz gemacht/ daß ſie nicht ſolten Unmenſchlich/ und gar zu Ty- ranniſch geſchlagen und verwundet werden/ Exod. 21. Gleichwol wann

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/396>, abgerufen am 22.11.2024.