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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sieben böse Geister.
Nachts kein ander Bette begehrte als die harte Erde? 2. Sam. 12. Mord
und Ehebruch brachte ihn dazu. Was brachte ihn aber zu Mord
und Ehebruch? Der Müssiggang. Dann er zog damals nicht in Per-
son zu Felde/ sondern wolte ihm gute Tage machen/ schlaffen/ spatzie-
ren und zum Fenster hinauß gucken.

Otia si tollas, periere cupidinis arcus.

Wann mancher leichtfertiger Mensch arbeitete/ und nicht müssig
gienge/ so würde ihm der Kützel und der Vorwitz leicht vergehen. Hät-
te Potiphars Weib etwas zu thun und zu arbeiten gehabt/ sie hätte
den Joseph vielleicht gehen lassen/ wo er hingieng/ und hätte ihre unkeu-
sche Augen nicht auff ihn geworffen. Jch kan mich nicht gnugsam ver-
wundern über die vielfältigen Lügen/ die offtmals in dieser Stadt er-
zehlet werden/ mit solchen Umbständen/ daß einer schweren solte/ die
Leute hätten es mit Augen gesehen. Wann man aber eigentlich nach-
fraget/ so ist es erstuncken und erlogen. Und das kommet gemeiniglich
her von den Müssiggängern/ von den Pflastertrettern/ von den müs-
sigen Ammen/ von den müssigen Kinderwärterinnen oder Warts-
frauen/ von den Schnackschwestern. Dann wann sie zusammen kom-
men/ so wollen sie etwas zu reden haben. Wer nun viel reden wil/ der
muß entweder viel wissen/ oder viel lügen. Wann solche Leute arbeite-
ten/ und thäten was ihnen Gott befohlen hat/ sie würden anderer Leu-
te wol vergessen. Jch hab einen fürnehmen Mann gekannt/ welcher
seine Diener unterweilens etwas abschreiben ließ/ daran nicht viel
gelegen war/ nur zu Ende/ daß sie deß Müssiggangs nicht gewohne-
ten. Hieronymus sagt an einem Orte: Semper aliquid facito, ut
te Diabolus occupatum inveniat.
Das ist: Siehe/ daß du allzeit
etwas thust/ damit dich der Teuffel nicht müssig finde. Der Teuffel
ficht uns vielmehr an/ wann wir müssig gehen/ als wenn wir arbei-
ten. Das erfahren wir offtmals/ wenn wir im Bette ligen und nicht
schlaffen können. Müssige Leut hören den Eingebungen deß Teuffels
fleissig zu/ und dencken ihm nach. Das können die Arbeitsamen nicht
thun. Drumb wenn der Teuffel einen Menschen verführen will/ so zie-
het er ihn von der Arbeit/ und überredet ihn/ er könne und dürffe nicht
arbeiten. Da hat nun der Teuffel ein grosses gewonnen/ wenn ein sol-
cher müssiger Mensch sitzet/ und seinem Einblasen zuhöret. Gott hat
wol gewust/ daß uns der Müssigang nicht nütze/ sondern schädlich
sey/ darumb hat Er geboten/ sechs Tage in der Wochen zu arbeiten/
und nur einen Tag zu feyern. Höret ihr Regenten/ werdet ihr die
Müssiggänger abschaffen/ so werden viel Laster abgeschaffet werden.
Jhr könnet es vor Gott am Jüngsten Tage nicht verantworten/
wenn ihr muthwillige Knechte und Mägde/ welche Herrn und Frauen
nicht ein gut Wort geben/ sondern ihnen eigene Kammern mieten/

und

Sieben boͤſe Geiſter.
Nachts kein ander Bette begehꝛte als die haꝛte Erde? 2. Sam. 12. Moꝛd
und Ehebruch brachte ihn dazu. Was brachte ihn aber zu Mord
und Ehebruch? Der Muͤſſiggang. Dann er zog damals nicht in Per-
ſon zu Felde/ ſondern wolte ihm gute Tage machen/ ſchlaffen/ ſpatzie-
ren und zum Fenſter hinauß gucken.

Otia ſi tollas, periere cupidinis arcus.

Wann mancher leichtfertiger Menſch arbeitete/ und nicht muͤſſig
gienge/ ſo wuͤrde ihm der Kuͤtzel und der Vorwitz leicht vergehen. Haͤt-
te Potiphars Weib etwas zu thun und zu arbeiten gehabt/ ſie haͤtte
den Joſeph vielleicht gehen laſſen/ wo er hingieng/ uñ haͤtte ihre unkeu-
ſche Augen nicht auff ihn geworffen. Jch kan mich nicht gnugſam ver-
wundern uͤber die vielfaͤltigen Luͤgen/ die offtmals in dieſer Stadt er-
zehlet werden/ mit ſolchen Umbſtaͤnden/ daß einer ſchweren ſolte/ die
Leute haͤtten es mit Augen geſehen. Wann man aber eigentlich nach-
fraget/ ſo iſt es erſtuncken und erlogen. Und das kommet gemeiniglich
her von den Muͤſſiggaͤngern/ von den Pflaſtertrettern/ von den muͤſ-
ſigen Ammen/ von den muͤſſigen Kinderwaͤrterinnen oder Warts-
frauen/ von den Schnackſchweſtern. Dann wann ſie zuſammen kom-
men/ ſo wollen ſie etwas zu reden haben. Wer nun viel reden wil/ der
muß entweder viel wiſſen/ oder viel luͤgen. Wann ſolche Leute arbeite-
ten/ und thaͤten was ihnen Gott befohlen hat/ ſie wuͤrden anderer Leu-
te wol vergeſſen. Jch hab einen fuͤrnehmen Mann gekannt/ welcher
ſeine Diener unterweilens etwas abſchreiben ließ/ daran nicht viel
gelegen war/ nur zu Ende/ daß ſie deß Muͤſſiggangs nicht gewohne-
ten. Hieronymus ſagt an einem Orte: Semper aliquid facito, ut
te Diabolus occupatum inveniat.
Das iſt: Siehe/ daß du allzeit
etwas thuſt/ damit dich der Teuffel nicht muͤſſig finde. Der Teuffel
ficht uns vielmehr an/ wann wir muͤſſig gehen/ als wenn wir arbei-
ten. Das erfahren wir offtmals/ wenn wir im Bette ligen und nicht
ſchlaffen koͤnnen. Muͤſſige Leut hoͤren den Eingebungen deß Teuffels
fleiſſig zu/ und dencken ihm nach. Das koͤnnen die Arbeitſamen nicht
thun. Drumb wenn der Teuffel einen Menſchen verfuͤhren will/ ſo zie-
het er ihn von der Arbeit/ und uͤberredet ihn/ er koͤnne und duͤrffe nicht
arbeiten. Da hat nun der Teuffel ein groſſes gewonnen/ wenn ein ſol-
cher muͤſſiger Menſch ſitzet/ und ſeinem Einblaſen zuhoͤret. Gott hat
wol gewuſt/ daß uns der Muͤſſigang nicht nuͤtze/ ſondern ſchaͤdlich
ſey/ darumb hat Er geboten/ ſechs Tage in der Wochen zu arbeiten/
und nur einen Tag zu feyern. Hoͤret ihr Regenten/ werdet ihr die
Muͤſſiggaͤnger abſchaffen/ ſo werden viel Laſter abgeſchaffet werden.
Jhr koͤnnet es vor Gott am Juͤngſten Tage nicht verantworten/
wenn ihr muthwillige Knechte und Maͤgde/ welche Herrn und Frauẽ
nicht ein gut Wort geben/ ſondern ihnen eigene Kammern mieten/

und
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[340/0382] Sieben boͤſe Geiſter. Nachts kein ander Bette begehꝛte als die haꝛte Erde? 2. Sam. 12. Moꝛd und Ehebruch brachte ihn dazu. Was brachte ihn aber zu Mord und Ehebruch? Der Muͤſſiggang. Dann er zog damals nicht in Per- ſon zu Felde/ ſondern wolte ihm gute Tage machen/ ſchlaffen/ ſpatzie- ren und zum Fenſter hinauß gucken. Otia ſi tollas, periere cupidinis arcus. Wann mancher leichtfertiger Menſch arbeitete/ und nicht muͤſſig gienge/ ſo wuͤrde ihm der Kuͤtzel und der Vorwitz leicht vergehen. Haͤt- te Potiphars Weib etwas zu thun und zu arbeiten gehabt/ ſie haͤtte den Joſeph vielleicht gehen laſſen/ wo er hingieng/ uñ haͤtte ihre unkeu- ſche Augen nicht auff ihn geworffen. Jch kan mich nicht gnugſam ver- wundern uͤber die vielfaͤltigen Luͤgen/ die offtmals in dieſer Stadt er- zehlet werden/ mit ſolchen Umbſtaͤnden/ daß einer ſchweren ſolte/ die Leute haͤtten es mit Augen geſehen. Wann man aber eigentlich nach- fraget/ ſo iſt es erſtuncken und erlogen. Und das kommet gemeiniglich her von den Muͤſſiggaͤngern/ von den Pflaſtertrettern/ von den muͤſ- ſigen Ammen/ von den muͤſſigen Kinderwaͤrterinnen oder Warts- frauen/ von den Schnackſchweſtern. Dann wann ſie zuſammen kom- men/ ſo wollen ſie etwas zu reden haben. Wer nun viel reden wil/ der muß entweder viel wiſſen/ oder viel luͤgen. Wann ſolche Leute arbeite- ten/ und thaͤten was ihnen Gott befohlen hat/ ſie wuͤrden anderer Leu- te wol vergeſſen. Jch hab einen fuͤrnehmen Mann gekannt/ welcher ſeine Diener unterweilens etwas abſchreiben ließ/ daran nicht viel gelegen war/ nur zu Ende/ daß ſie deß Muͤſſiggangs nicht gewohne- ten. Hieronymus ſagt an einem Orte: Semper aliquid facito, ut te Diabolus occupatum inveniat. Das iſt: Siehe/ daß du allzeit etwas thuſt/ damit dich der Teuffel nicht muͤſſig finde. Der Teuffel ficht uns vielmehr an/ wann wir muͤſſig gehen/ als wenn wir arbei- ten. Das erfahren wir offtmals/ wenn wir im Bette ligen und nicht ſchlaffen koͤnnen. Muͤſſige Leut hoͤren den Eingebungen deß Teuffels fleiſſig zu/ und dencken ihm nach. Das koͤnnen die Arbeitſamen nicht thun. Drumb wenn der Teuffel einen Menſchen verfuͤhren will/ ſo zie- het er ihn von der Arbeit/ und uͤberredet ihn/ er koͤnne und duͤrffe nicht arbeiten. Da hat nun der Teuffel ein groſſes gewonnen/ wenn ein ſol- cher muͤſſiger Menſch ſitzet/ und ſeinem Einblaſen zuhoͤret. Gott hat wol gewuſt/ daß uns der Muͤſſigang nicht nuͤtze/ ſondern ſchaͤdlich ſey/ darumb hat Er geboten/ ſechs Tage in der Wochen zu arbeiten/ und nur einen Tag zu feyern. Hoͤret ihr Regenten/ werdet ihr die Muͤſſiggaͤnger abſchaffen/ ſo werden viel Laſter abgeſchaffet werden. Jhr koͤnnet es vor Gott am Juͤngſten Tage nicht verantworten/ wenn ihr muthwillige Knechte und Maͤgde/ welche Herrn und Frauẽ nicht ein gut Wort geben/ ſondern ihnen eigene Kammern mieten/ und

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/382>, abgerufen am 22.11.2024.