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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der rachgierige
würde das Bad außgeschüttet werden. Da hat nun Ahitophel ver-
meynet/ er müsse etwas angeben und vorschlagen/ daß ein unversöhn-
licher Haß/ eine unversöhnliche Feindschafft zwischen Vater und
Sohn gestifftet würde/ daß jederman dencken könne/ es sey unmüglich
daß diese beyde wider könten zusammen verglichen und vereiniget
werden. Wann dieses nun geschehen sey/ und eine unversöhnliche
Feindschafft zwischen Vater und Sohn sey/ so würde das gemeine
Volck dencken: Plures adorare solem orientem quam occiden-
tem,
Absolon gehe in die Welt/ David aber gehe auß der Welt. David
sey ein alter abgelebter Herr/ der sein Lebetage grosse Arbeit gethan
habe/ der an allen Kräfften deß Leibes täglich abnehme und schon einen
Fuß gleichsam im Grabe habe. Es sey umb zwey Augen zu thun/ wann
die zugethan seyn so sey Absolon König. Der werde alsdann all die je-
nige/ welche es mit David gehalten/ mit ungnädigen Augen ansehen.
Wann aber durch eine solche öffentliche That/ David sey stinckend ge-
machet worden/ so werde jedermans Hand desto kühner seyn/ und dem
Absolon desto besser beystehen. Sehet doch/ was dieser arglistige
Fuchs für einen bösen Anschlag gegeben habe/ daß er Vater und
Sohn zusammen hetze/ damit er auß ihrer ruin wachsen/ und sich
groß und reich machen möge. Jch erinnere mich jetzo an Lutherum der
ist mit den Juristen zu seiner Zeit nicht zu frieden gewest. Einsmals
sagt er in Tischreden: Man nehme alle Juristen auff einen Hauffen
in der gantzen Welt/ und sehe ob einer unter ihnen die Theologiam
und H. Schrifft also gelobt hab/ wie ich ihre Profession und Kunst
gelobt hab. Ferner sagt er D. Gregor. Brück/ gib Gott was Gottes
ist/ und dem Käyser was deß Käysers ist. Aber die andern geben Gott
nicht/ sondern ihnen selbst. Und anderswo in Tischreden/ thut er eine
scharffe Vermahnung an sie und sagt: Jch wil euch ernstlich vermah-
net haben/ versucht mich nicht zu hart. Jst euch zu wol/ ich wil euch
den Kützel wol vertreiben. Könt ihr es nicht leiden daß ich euch schön
und weiß gemacht hab/ ey so wil euch wol wider schwartz machen/ der
Teuffel sol euch schänden. Jch wil dir es wol sagen/ wo deine Sam-
metete und Dammaschen Schauben herkommen. Gelüstets euch/ so
biete ich euch Trotz mit mir drümb zu kämpffen. Was/ meynt ihr ich
wisse nicht/ was Juristen können? Jch wils euch wol sagen/ seyd lü-
stern: Jch fürchte mich Gott Lob für keinem Juristen, er sey auch wie
geschickt und gelehrt er könne: Setz deine Hörner nur auff bist du
lustig. Jch wil meine auch auffsetzen/ und dich stossen der Rücke soll
dir krachen. Wilt du es nicht gläuben so versuche es. Also redet Lu-
therus.
O Luthere/ lebtest du doch noch anjetzo! O wie werden sich
doch die Papiermacher und die Zungendrescher heutiges Tages er-
freuen/ wann sie hören/ daß zwey reiche Leute in Zanck/ Hader und

Rechts-

Der rachgierige
wuͤrde das Bad außgeſchuͤttet werden. Da hat nun Ahitophel ver-
meynet/ er muͤſſe etwas angeben und vorſchlagen/ daß ein unverſoͤhn-
licher Haß/ eine unverſoͤhnliche Feindſchafft zwiſchen Vater und
Sohn geſtifftet wuͤrde/ daß jederman dencken koͤnne/ es ſey unmuͤglich
daß dieſe beyde wider koͤnten zuſammen verglichen und vereiniget
werden. Wann dieſes nun geſchehen ſey/ und eine unverſoͤhnliche
Feindſchafft zwiſchen Vater und Sohn ſey/ ſo wuͤrde das gemeine
Volck dencken: Plures adorare ſolem orientem quàm occiden-
tem,
Abſolon gehe in die Welt/ David aber gehe auß der Welt. David
ſey ein alter abgelebter Herr/ der ſein Lebetage groſſe Arbeit gethan
habe/ der an allen Kraͤfften deß Leibes taͤglich abnehme und ſchon einẽ
Fuß gleichſam im Grabe habe. Es ſey umb zwey Augen zu thun/ wañ
die zugethan ſeyn ſo ſey Abſolon Koͤnig. Der werde alsdann all die je-
nige/ welche es mit David gehalten/ mit ungnaͤdigen Augen anſehen.
Wann aber durch eine ſolche oͤffentliche That/ David ſey ſtinckend ge-
machet worden/ ſo werde jedermans Hand deſto kuͤhner ſeyn/ und dem
Abſolon deſto beſſer beyſtehen. Sehet doch/ was dieſer argliſtige
Fuchs fuͤr einen boͤſen Anſchlag gegeben habe/ daß er Vater und
Sohn zuſammen hetze/ damit er auß ihrer ruin wachſen/ und ſich
groß und reich machen moͤge. Jch erinnere mich jetzo an Lutherum der
iſt mit den Juriſten zu ſeiner Zeit nicht zu frieden geweſt. Einsmals
ſagt er in Tiſchreden: Man nehme alle Juriſten auff einen Hauffen
in der gantzen Welt/ und ſehe ob einer unter ihnen die Theologiam
und H. Schrifft alſo gelobt hab/ wie ich ihre Profeſſion und Kunſt
gelobt hab. Ferner ſagt er D. Gregor. Bruͤck/ gib Gott was Gottes
iſt/ und dem Kaͤyſer was deß Kaͤyſers iſt. Aber die andern geben Gott
nicht/ ſondern ihnen ſelbſt. Und anderswo in Tiſchreden/ thut er eine
ſcharffe Vermahnung an ſie und ſagt: Jch wil euch ernſtlich vermah-
net haben/ verſucht mich nicht zu hart. Jſt euch zu wol/ ich wil euch
den Kuͤtzel wol vertreiben. Koͤnt ihr es nicht leiden daß ich euch ſchoͤn
und weiß gemacht hab/ ey ſo wil euch wol wider ſchwartz machen/ der
Teuffel ſol euch ſchaͤnden. Jch wil dir es wol ſagen/ wo deine Sam-
metete und Dammaſchen Schauben herkommen. Geluͤſtets euch/ ſo
biete ich euch Trotz mit mir druͤmb zu kaͤmpffen. Was/ meynt ihr ich
wiſſe nicht/ was Juriſten koͤnnen? Jch wils euch wol ſagen/ ſeyd luͤ-
ſtern: Jch fuͤrchte mich Gott Lob fuͤr keinem Juriſten, er ſey auch wie
geſchickt und gelehrt er koͤnne: Setz deine Hoͤrner nur auff biſt du
luſtig. Jch wil meine auch auffſetzen/ und dich ſtoſſen der Ruͤcke ſoll
dir krachen. Wilt du es nicht glaͤuben ſo verſuche es. Alſo redet Lu-
therus.
O Luthere/ lebteſt du doch noch anjetzo! O wie werden ſich
doch die Papiermacher und die Zungendreſcher heutiges Tages er-
freuen/ wann ſie hoͤren/ daß zwey reiche Leute in Zanck/ Hader und

Rechts-
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[302/0344] Der rachgierige wuͤrde das Bad außgeſchuͤttet werden. Da hat nun Ahitophel ver- meynet/ er muͤſſe etwas angeben und vorſchlagen/ daß ein unverſoͤhn- licher Haß/ eine unverſoͤhnliche Feindſchafft zwiſchen Vater und Sohn geſtifftet wuͤrde/ daß jederman dencken koͤnne/ es ſey unmuͤglich daß dieſe beyde wider koͤnten zuſammen verglichen und vereiniget werden. Wann dieſes nun geſchehen ſey/ und eine unverſoͤhnliche Feindſchafft zwiſchen Vater und Sohn ſey/ ſo wuͤrde das gemeine Volck dencken: Plures adorare ſolem orientem quàm occiden- tem, Abſolon gehe in die Welt/ David aber gehe auß der Welt. David ſey ein alter abgelebter Herr/ der ſein Lebetage groſſe Arbeit gethan habe/ der an allen Kraͤfften deß Leibes taͤglich abnehme und ſchon einẽ Fuß gleichſam im Grabe habe. Es ſey umb zwey Augen zu thun/ wañ die zugethan ſeyn ſo ſey Abſolon Koͤnig. Der werde alsdann all die je- nige/ welche es mit David gehalten/ mit ungnaͤdigen Augen anſehen. Wann aber durch eine ſolche oͤffentliche That/ David ſey ſtinckend ge- machet worden/ ſo werde jedermans Hand deſto kuͤhner ſeyn/ und dem Abſolon deſto beſſer beyſtehen. Sehet doch/ was dieſer argliſtige Fuchs fuͤr einen boͤſen Anſchlag gegeben habe/ daß er Vater und Sohn zuſammen hetze/ damit er auß ihrer ruin wachſen/ und ſich groß und reich machen moͤge. Jch erinnere mich jetzo an Lutherum der iſt mit den Juriſten zu ſeiner Zeit nicht zu frieden geweſt. Einsmals ſagt er in Tiſchreden: Man nehme alle Juriſten auff einen Hauffen in der gantzen Welt/ und ſehe ob einer unter ihnen die Theologiam und H. Schrifft alſo gelobt hab/ wie ich ihre Profeſſion und Kunſt gelobt hab. Ferner ſagt er D. Gregor. Bruͤck/ gib Gott was Gottes iſt/ und dem Kaͤyſer was deß Kaͤyſers iſt. Aber die andern geben Gott nicht/ ſondern ihnen ſelbſt. Und anderswo in Tiſchreden/ thut er eine ſcharffe Vermahnung an ſie und ſagt: Jch wil euch ernſtlich vermah- net haben/ verſucht mich nicht zu hart. Jſt euch zu wol/ ich wil euch den Kuͤtzel wol vertreiben. Koͤnt ihr es nicht leiden daß ich euch ſchoͤn und weiß gemacht hab/ ey ſo wil euch wol wider ſchwartz machen/ der Teuffel ſol euch ſchaͤnden. Jch wil dir es wol ſagen/ wo deine Sam- metete und Dammaſchen Schauben herkommen. Geluͤſtets euch/ ſo biete ich euch Trotz mit mir druͤmb zu kaͤmpffen. Was/ meynt ihr ich wiſſe nicht/ was Juriſten koͤnnen? Jch wils euch wol ſagen/ ſeyd luͤ- ſtern: Jch fuͤrchte mich Gott Lob fuͤr keinem Juriſten, er ſey auch wie geſchickt und gelehrt er koͤnne: Setz deine Hoͤrner nur auff biſt du luſtig. Jch wil meine auch auffſetzen/ und dich ſtoſſen der Ruͤcke ſoll dir krachen. Wilt du es nicht glaͤuben ſo verſuche es. Alſo redet Lu- therus. O Luthere/ lebteſt du doch noch anjetzo! O wie werden ſich doch die Papiermacher und die Zungendreſcher heutiges Tages er- freuen/ wann ſie hoͤren/ daß zwey reiche Leute in Zanck/ Hader und Rechts-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/344>, abgerufen am 22.11.2024.