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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Lueidor.
böses wünschen wolte/ und vermöge meines Christenthumbs wün-
schen könte/ so wolt ich ihm wünschen/ daß er einen Rechtshandel
nach dem andern führen müste. Jch erinnere mich/ daß einsmals ein
vornehmer vom Adel zu mir sagte? Er habe viel Unglück. 1. Habe er
eine böse Frau. 2. Habe er viel Landgüter und kein baar Geld/ und
sölle in wehrenden Kriegswesen viel Contribution geben/ und die
Güter tragen nichts ein. 3. Sey er nicht gesund. 4. Habe er einen
Rechts-proceß mit seinem Vettern. Allein bey dem Rechts-proceß
machten ihm die Procuratores und Advocaten so viel zu schaffen/
daß er der andern Unglück leicht vergesse. Nun sehet/ von diesem U-
bel/ von diesem Unglück/ wolte euch Gott gerne erlöset sehen/ befih-
let euch demnach/ daß ihr das böse mit gutem überwinden/ und eurem
Feind feurige Kohlen auff sein Haupt samlen sollet/ allein ihr wollet
nicht. Jch sehe daß ihr es mit dem gemeinen Nutzen treulich und red-
lich meinet. Allein/ so lang ihr in Haß und Uneinigkeit mit eurem
Nechsten lebet/ ist alle eure Müh und Arbeit/ die ihr des gemeinen be-
sten wegen anwendet/ vergebens und umbsonst. Dann S. Paulus
sagt: Wann ich schon meinen Leib brennen ließ/ und hät-
te die Liebe nicht/ so ist es mir nichts nütze.
Jedermann gibt
euch das Zeugniß/ daß ihr sonst in äusserlichem Handel und Wandel
euch erbar erzeiget/ daß ihr kein Flucher/ kein Hurer seyd. Allein/ in
dem ihr Feindschafft und Uneinigkeit mit eurem Nechsten lebet/ sün-
diget ihr wieder alle Gebot Gottes. Dann das ist die Summa der
Geboten Gottes: Du solt GOtt deinen HErrn lieben von
gantzem Hertzen/ von gantzer Seele/ von gantzem Ge-
müthe/ und deinen Nechsten als dich selbst.
Die Feindschaft
aber/ so ihr zu eurem Nechsten traget/ ist eine Zerstörerin der Liebe
Gottes. Dann S. Johannes sagt: Wer da spricht/ er liebe GOtt
und hasset seinen Bruder/ der ist ein Lügner. Dann wer seinen Bru-
der nicht liebet/ den er sihet? Wie solt er Gott lieben/ den er nicht si-
het? Wo nun nicht ist die Liebe Gottes und des Nechsten/ da ist kein
Glaube. Dann der Glaube ist durch die Liebe thätig. Wo kein Glau-
be ist/ da ist kein Wollgefallen GOttes. Heb. 11. Ja was nicht auß
dem Glauben geschicht/ das ist Sünde/ Röm. am 14. So lang ihr
nun in Uneinigkeit mit eurem Nechsten lebet/ ist vergebens und umb-
sonst/ daß ihr euch rühmet/ ihr seyd ein Lutheraner. Es ist umbsonst
daß ihr sprechet/ ihr glaubet alles/ was in der unveränderten Aug-
spurgischen Confession, in deren Apologi, in den Schmalkaldischen
Artickuln/ in der Formula Concordiae, in beyden Catechismis
Lutheri stehet. Sondern Gott hat eben so grossen Mißfallen an euch/
als an Juden und Portugiesen/ an Türcken und Heyden/ an Arria-
nern und Photinianern und andern Ketzern. Dann mit dem Mund

sprechet
S v

Lueidor.
boͤſes wuͤnſchen wolte/ und vermoͤge meines Chriſtenthumbs wuͤn-
ſchen koͤnte/ ſo wolt ich ihm wuͤnſchen/ daß er einen Rechtshandel
nach dem andern fuͤhren muͤſte. Jch erinnere mich/ daß einsmals ein
vornehmer vom Adel zu mir ſagte? Er habe viel Ungluͤck. 1. Habe er
eine boͤſe Frau. 2. Habe er viel Landguͤter und kein baar Geld/ und
ſoͤlle in wehrenden Kriegsweſen viel Contribution geben/ und die
Guͤter tragen nichts ein. 3. Sey er nicht geſund. 4. Habe er einen
Rechts-proceß mit ſeinem Vettern. Allein bey dem Rechts-proceß
machten ihm die Procuratores und Advocaten ſo viel zu ſchaffen/
daß er der andern Ungluͤck leicht vergeſſe. Nun ſehet/ von dieſem U-
bel/ von dieſem Ungluͤck/ wolte euch Gott gerne erloͤſet ſehen/ befih-
let euch demnach/ daß ihr das boͤſe mit gutem uͤberwinden/ und eurem
Feind feurige Kohlen auff ſein Haupt ſamlen ſollet/ allein ihr wollet
nicht. Jch ſehe daß ihr es mit dem gemeinen Nutzen treulich und red-
lich meinet. Allein/ ſo lang ihr in Haß und Uneinigkeit mit eurem
Nechſten lebet/ iſt alle eure Muͤh und Arbeit/ die ihr des gemeinen be-
ſten wegen anwendet/ vergebens und umbſonſt. Dann S. Paulus
ſagt: Wann ich ſchon meinen Leib brennen ließ/ und haͤt-
te die Liebe nicht/ ſo iſt es mir nichts nuͤtze.
Jedermann gibt
euch das Zeugniß/ daß ihr ſonſt in aͤuſſerlichem Handel und Wandel
euch erbar erzeiget/ daß ihr kein Flucher/ kein Hurer ſeyd. Allein/ in
dem ihr Feindſchafft und Uneinigkeit mit eurem Nechſten lebet/ ſuͤn-
diget ihr wieder alle Gebot Gottes. Dann das iſt die Summa der
Geboten Gottes: Du ſolt GOtt deinen HErrn lieben von
gantzem Hertzen/ von gantzer Seele/ von gantzem Ge-
muͤthe/ und deinen Nechſten als dich ſelbſt.
Die Feindſchaft
aber/ ſo ihr zu eurem Nechſten traget/ iſt eine Zerſtoͤrerin der Liebe
Gottes. Dann S. Johannes ſagt: Wer da ſpricht/ er liebe GOtt
und haſſet ſeinen Bruder/ der iſt ein Luͤgner. Dann wer ſeinen Bru-
der nicht liebet/ den er ſihet? Wie ſolt er Gott lieben/ den er nicht ſi-
het? Wo nun nicht iſt die Liebe Gottes und des Nechſten/ da iſt kein
Glaube. Dann der Glaube iſt durch die Liebe thaͤtig. Wo kein Glau-
be iſt/ da iſt kein Wollgefallen GOttes. Heb. 11. Ja was nicht auß
dem Glauben geſchicht/ das iſt Suͤnde/ Roͤm. am 14. So lang ihr
nun in Uneinigkeit mit eurem Nechſten lebet/ iſt vergebens und umb-
ſonſt/ daß ihr euch ruͤhmet/ ihr ſeyd ein Lutheraner. Es iſt umbſonſt
daß ihr ſprechet/ ihr glaubet alles/ was in der unveraͤnderten Aug-
ſpurgiſchen Confeſſion, in deren Apologi, in den Schmalkaldiſchen
Artickuln/ in der Formula Concordiæ, in beyden Catechismis
Lutheri ſtehet. Sondern Gott hat eben ſo groſſen Mißfallen an euch/
als an Juden und Portugieſen/ an Tuͤrcken und Heyden/ an Arria-
nern und Photinianern und andern Ketzern. Dann mit dem Mund

ſprechet
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[281/0323] Lueidor. boͤſes wuͤnſchen wolte/ und vermoͤge meines Chriſtenthumbs wuͤn- ſchen koͤnte/ ſo wolt ich ihm wuͤnſchen/ daß er einen Rechtshandel nach dem andern fuͤhren muͤſte. Jch erinnere mich/ daß einsmals ein vornehmer vom Adel zu mir ſagte? Er habe viel Ungluͤck. 1. Habe er eine boͤſe Frau. 2. Habe er viel Landguͤter und kein baar Geld/ und ſoͤlle in wehrenden Kriegsweſen viel Contribution geben/ und die Guͤter tragen nichts ein. 3. Sey er nicht geſund. 4. Habe er einen Rechts-proceß mit ſeinem Vettern. Allein bey dem Rechts-proceß machten ihm die Procuratores und Advocaten ſo viel zu ſchaffen/ daß er der andern Ungluͤck leicht vergeſſe. Nun ſehet/ von dieſem U- bel/ von dieſem Ungluͤck/ wolte euch Gott gerne erloͤſet ſehen/ befih- let euch demnach/ daß ihr das boͤſe mit gutem uͤberwinden/ und eurem Feind feurige Kohlen auff ſein Haupt ſamlen ſollet/ allein ihr wollet nicht. Jch ſehe daß ihr es mit dem gemeinen Nutzen treulich und red- lich meinet. Allein/ ſo lang ihr in Haß und Uneinigkeit mit eurem Nechſten lebet/ iſt alle eure Muͤh und Arbeit/ die ihr des gemeinen be- ſten wegen anwendet/ vergebens und umbſonſt. Dann S. Paulus ſagt: Wann ich ſchon meinen Leib brennen ließ/ und haͤt- te die Liebe nicht/ ſo iſt es mir nichts nuͤtze. Jedermann gibt euch das Zeugniß/ daß ihr ſonſt in aͤuſſerlichem Handel und Wandel euch erbar erzeiget/ daß ihr kein Flucher/ kein Hurer ſeyd. Allein/ in dem ihr Feindſchafft und Uneinigkeit mit eurem Nechſten lebet/ ſuͤn- diget ihr wieder alle Gebot Gottes. Dann das iſt die Summa der Geboten Gottes: Du ſolt GOtt deinen HErrn lieben von gantzem Hertzen/ von gantzer Seele/ von gantzem Ge- muͤthe/ und deinen Nechſten als dich ſelbſt. Die Feindſchaft aber/ ſo ihr zu eurem Nechſten traget/ iſt eine Zerſtoͤrerin der Liebe Gottes. Dann S. Johannes ſagt: Wer da ſpricht/ er liebe GOtt und haſſet ſeinen Bruder/ der iſt ein Luͤgner. Dann wer ſeinen Bru- der nicht liebet/ den er ſihet? Wie ſolt er Gott lieben/ den er nicht ſi- het? Wo nun nicht iſt die Liebe Gottes und des Nechſten/ da iſt kein Glaube. Dann der Glaube iſt durch die Liebe thaͤtig. Wo kein Glau- be iſt/ da iſt kein Wollgefallen GOttes. Heb. 11. Ja was nicht auß dem Glauben geſchicht/ das iſt Suͤnde/ Roͤm. am 14. So lang ihr nun in Uneinigkeit mit eurem Nechſten lebet/ iſt vergebens und umb- ſonſt/ daß ihr euch ruͤhmet/ ihr ſeyd ein Lutheraner. Es iſt umbſonſt daß ihr ſprechet/ ihr glaubet alles/ was in der unveraͤnderten Aug- ſpurgiſchen Confeſſion, in deren Apologi, in den Schmalkaldiſchen Artickuln/ in der Formula Concordiæ, in beyden Catechismis Lutheri ſtehet. Sondern Gott hat eben ſo groſſen Mißfallen an euch/ als an Juden und Portugieſen/ an Tuͤrcken und Heyden/ an Arria- nern und Photinianern und andern Ketzern. Dann mit dem Mund ſprechet S v

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/323>, abgerufen am 22.11.2024.