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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Freund in der Noht.
thun mir wehe/ wann gelehrte Leute sagen: Dieser ist ein alter Aca-
demicus. Ergo,
Eben als wann einer/ der ein Jahr oder zehen auff
Universitäten gesoffen hat/ sich nothwendig müsse zu einem Doctor
sauffen! Jch versichere dich bey meiner conscienz, daß ein Mann zu
Amsterdam/ welcher bey den grossen Grammaticalischen Helden so
verachtet war/ daß ich seinen Namen fast nicht nennen darff/ mein be-
ster. Praeceptor in Holland gewesen sey. Er hat mir in meinen studiis
bessere Anleitung geben/ als zehen Heinsii. Famam quidam me-
rentur, quidam habent.
Jch bin nach Leyden gezogen/ nur zu dem
Ende/ daß ich die opinion haben möge/ daß ich mit dem grossen Hein-
sio,
dem General Majeur in dem bello Grammaticali, sey bekandt
gewesen. Allein/ Jhr Excell. waren so hoffärtig/ daß ich eh bey dem
Printzen von Uranien hätte audienz erlangen können/ als bey ihm.
Jch höre/ er hab sich eingebildet Caspar Scioppius in Jtalien sey
mein Verwandter. Wann du einmal ein paar junge Herren auß ei-
nem grossen Hause durch Holland/ Engelland/ Franckreich und Jtalien
führen kanst/ das halte vor ein groß Gluck. Dann man kan sich solcher
Herren authorität gebrauchen/ und man hat mehr occasion etwas
zu sehen und zu hören/ und mit grossen Leuten bekandt zu werden/ als
wann man auff seinen eigenen Beutel reyset. Wann du die Welt wilt
kennen lernen/ so must du die Welt sehen. Jch wil dir abschreiben las-
sen/ und mit nechster Gelegenheit überschicken/ das Leben Herrn D.
Johann Valentin Andreae/ Fürstl. Braunschw. Lüneb. und Würtenb.
Geistlichen Raths/ Abten zu Adelberg/ und General Superinten-
denten,
welches ich/ als ein sonderbares Kleinod/ auß Handen eines
grossen und Gottsfürchtigen Reichs-Fürsten empfangen. Darauß
wirst du sehen/ wie dieser auß einem vornehmen Hauß entsprossener/
tapfferer/ aufrichtiger Theologus, und in allen Wissenschafften wol-
erfahrne Mann/ sein Leben biß in das 76. Jahr/ so löblich geführet/
Teuffel/ Welt/ Mißgunst/ Verläumbdung/ und andere Widerwertig-
keiten/ mit grossem Heldenmuth überwunden/ und gleichsam mit
Füssen getreten hab. Lese dasselbe Manuscriptum nicht einmal/ son-
dern zwey oder deymal. Warumb etzliche Schwaben und andere/ die-
sen ehrlichen Mann geneidet/ und ihm viel Dings wider die Warheit
nachgeredet haben/ wil ich dir zu einer andern Zeit sagen. Es ist auch
einer unter deinen Anverwandten/ welcher seinen Vater nit 10. Reichs-
thl. gekostet hat. Er hat aber einem vornehmen jungen Grafen deß
Reichs aufgewartet/ und durch diese occasion die vornehmste Länder
und Königreiche in Europa gesehen/ mit den vornehmsten Leuten con-
versirt,
hat seine Eltern in ihrem hohen Alter erfreu@t/ und ist eine Zierd
worden/ nit allein seiner Familiae, sondern auch seines gantzen Vaterlan-
des. Dieses Exempel stelle dir allzeit für Augen. Jch wil dir mit Gottes

Hülff

Freund in der Noht.
thun mir wehe/ wann gelehrte Leute ſagen: Dieſer iſt ein alter Aca-
demicus. Ergò,
Eben als wann einer/ der ein Jahr oder zehen auff
Univerſitaͤten geſoffen hat/ ſich nothwendig muͤſſe zu einem Doctor
ſauffen! Jch verſichere dich bey meiner conſcienz, daß ein Mann zu
Amſterdam/ welcher bey den groſſen Grammaticaliſchen Helden ſo
verachtet war/ daß ich ſeinen Namen faſt nicht nennen darff/ mein be-
ſter. Præceptor in Holland geweſen ſey. Er hat mir in meinen ſtudiis
beſſere Anleitung geben/ als zehen Heinſii. Famam quidam me-
rentur, quidam habent.
Jch bin nach Leyden gezogen/ nur zu dem
Ende/ daß ich die opinion habẽ moͤge/ daß ich mit dem groſſen Hein-
ſio,
dem General Majeur in dem bello Grammaticali, ſey bekandt
geweſen. Allein/ Jhr Excell. waren ſo hoffaͤrtig/ daß ich eh bey dem
Printzen von Uranien haͤtte audienz erlangen koͤnnen/ als bey ihm.
Jch hoͤre/ er hab ſich eingebildet Caſpar Scioppius in Jtalien ſey
mein Verwandter. Wann du einmal ein paar junge Herren auß ei-
nem groſſen Hauſe durch Holland/ Engelland/ Franckreich uñ Jtalien
fuͤhren kanſt/ das halte vor ein groß Gluck. Dann man kan ſich ſolcher
Herren authoritaͤt gebrauchen/ und man hat mehr occaſion etwas
zu ſehen und zu hoͤren/ und mit groſſen Leuten bekandt zu werden/ als
wann man auff ſeinen eigenen Beutel reyſet. Wann du die Welt wilt
kennen lernen/ ſo muſt du die Welt ſehen. Jch wil dir abſchreiben laſ-
ſen/ und mit nechſter Gelegenheit uͤberſchicken/ das Leben Herrn D.
Johann Valentin Andreæ/ Fuͤrſtl. Braunſchw. Luͤneb. und Wuͤrtenb.
Geiſtlichen Raths/ Abten zu Adelberg/ und General Superinten-
denten,
welches ich/ als ein ſonderbares Kleinod/ auß Handen eines
groſſen und Gottsfuͤrchtigen Reichs-Fuͤrſten empfangen. Darauß
wirſt du ſehen/ wie dieſer auß einem vornehmen Hauß entſproſſener/
tapfferer/ aufrichtiger Theologus, und in allen Wiſſenſchafften wol-
erfahrne Mann/ ſein Leben biß in das 76. Jahr/ ſo loͤblich gefuͤhret/
Teuffel/ Welt/ Mißgunſt/ Verlaͤumbdung/ und andere Widerwertig-
keiten/ mit groſſem Heldenmuth uͤberwunden/ und gleichſam mit
Fuͤſſen getreten hab. Leſe daſſelbe Manuſcriptum nicht einmal/ ſon-
dern zwey oder deymal. Warumb etzliche Schwaben und andere/ die-
ſen ehrlichen Mann geneidet/ und ihm viel Dings wider die Warheit
nachgeredet haben/ wil ich dir zu einer andern Zeit ſagen. Es iſt auch
einer unter deinen Anverwandten/ welcher ſeinẽ Vater nit 10. Reichs-
thl. gekoſtet hat. Er hat aber einem vornehmen jungen Grafen deß
Reichs aufgewartet/ und durch dieſe occaſion die vornehmſte Laͤnder
und Koͤnigreiche in Europa geſehen/ mit den vornehmſtẽ Leuten con-
verſirt,
hat ſeine Eltern in ihrem hohen Alter erfreuət/ uñ iſt eine Zierd
wordẽ/ nit allein ſeiner Familiæ, ſondern auch ſeines gantzẽ Vaterlan-
des. Dieſes Exempel ſtelle dir allzeit fuͤr Augẽ. Jch wil dir mit Gottes

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[267/0309] Freund in der Noht. thun mir wehe/ wann gelehrte Leute ſagen: Dieſer iſt ein alter Aca- demicus. Ergò, Eben als wann einer/ der ein Jahr oder zehen auff Univerſitaͤten geſoffen hat/ ſich nothwendig muͤſſe zu einem Doctor ſauffen! Jch verſichere dich bey meiner conſcienz, daß ein Mann zu Amſterdam/ welcher bey den groſſen Grammaticaliſchen Helden ſo verachtet war/ daß ich ſeinen Namen faſt nicht nennen darff/ mein be- ſter. Præceptor in Holland geweſen ſey. Er hat mir in meinen ſtudiis beſſere Anleitung geben/ als zehen Heinſii. Famam quidam me- rentur, quidam habent. Jch bin nach Leyden gezogen/ nur zu dem Ende/ daß ich die opinion habẽ moͤge/ daß ich mit dem groſſen Hein- ſio, dem General Majeur in dem bello Grammaticali, ſey bekandt geweſen. Allein/ Jhr Excell. waren ſo hoffaͤrtig/ daß ich eh bey dem Printzen von Uranien haͤtte audienz erlangen koͤnnen/ als bey ihm. Jch hoͤre/ er hab ſich eingebildet Caſpar Scioppius in Jtalien ſey mein Verwandter. Wann du einmal ein paar junge Herren auß ei- nem groſſen Hauſe durch Holland/ Engelland/ Franckreich uñ Jtalien fuͤhren kanſt/ das halte vor ein groß Gluck. Dann man kan ſich ſolcher Herren authoritaͤt gebrauchen/ und man hat mehr occaſion etwas zu ſehen und zu hoͤren/ und mit groſſen Leuten bekandt zu werden/ als wann man auff ſeinen eigenen Beutel reyſet. Wann du die Welt wilt kennen lernen/ ſo muſt du die Welt ſehen. Jch wil dir abſchreiben laſ- ſen/ und mit nechſter Gelegenheit uͤberſchicken/ das Leben Herrn D. Johann Valentin Andreæ/ Fuͤrſtl. Braunſchw. Luͤneb. und Wuͤrtenb. Geiſtlichen Raths/ Abten zu Adelberg/ und General Superinten- denten, welches ich/ als ein ſonderbares Kleinod/ auß Handen eines groſſen und Gottsfuͤrchtigen Reichs-Fuͤrſten empfangen. Darauß wirſt du ſehen/ wie dieſer auß einem vornehmen Hauß entſproſſener/ tapfferer/ aufrichtiger Theologus, und in allen Wiſſenſchafften wol- erfahrne Mann/ ſein Leben biß in das 76. Jahr/ ſo loͤblich gefuͤhret/ Teuffel/ Welt/ Mißgunſt/ Verlaͤumbdung/ und andere Widerwertig- keiten/ mit groſſem Heldenmuth uͤberwunden/ und gleichſam mit Fuͤſſen getreten hab. Leſe daſſelbe Manuſcriptum nicht einmal/ ſon- dern zwey oder deymal. Warumb etzliche Schwaben und andere/ die- ſen ehrlichen Mann geneidet/ und ihm viel Dings wider die Warheit nachgeredet haben/ wil ich dir zu einer andern Zeit ſagen. Es iſt auch einer unter deinen Anverwandten/ welcher ſeinẽ Vater nit 10. Reichs- thl. gekoſtet hat. Er hat aber einem vornehmen jungen Grafen deß Reichs aufgewartet/ und durch dieſe occaſion die vornehmſte Laͤnder und Koͤnigreiche in Europa geſehen/ mit den vornehmſtẽ Leuten con- verſirt, hat ſeine Eltern in ihrem hohen Alter erfreuət/ uñ iſt eine Zierd wordẽ/ nit allein ſeiner Familiæ, ſondern auch ſeines gantzẽ Vaterlan- des. Dieſes Exempel ſtelle dir allzeit fuͤr Augẽ. Jch wil dir mit Gottes Huͤlff

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/309>, abgerufen am 22.11.2024.