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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der gedultige
gehabt: So werden ein Hauffen Weiber und Kinder von fernen
gestanden und für dem bösen Gestanck die Nase zu gehalten haben.

Da wird eine unter ihnen mit lauter Stimm geruffen haben:
Hiob/ du weist/ daß mein Mann ist dein Acker-Knecht gewesen/ und
hat dir viel Jahrlang treulich gedienet. Als nun die Araber deine
Rinder und Eselin wegtrieben/ und deine Knechte mit der Schärfe
des Schwerds schlugen/ da ist mein Mann mein allerliebster Mann
auch erschlagen worden/ und ich bin mit diesen meinen vielen Kin-
dern in betrübten Witben- und Waisen-Stand gesetzet worden. Jch
bin ein armes Weib/ und weiß nichts zuverdienen. Was soll ich mit
meinen Kindern essen? Was sollen wir trincken? Womit sollen wir
uns kleiden? Schaffe mir den Lohn/ den mein Mann im Schweiß
seines Angesichts verdienet hat. Dann ein Arbeiter seinen Lohn
auffhalten/ das ist eine unter den Sünden/ die gen Himmel schreyen.
Und du weist/ daß der Witben Geschrey zu Gott durch die Wolcken
dringe. Drum schaff mir den Lohn/ den mein Mann verdient hat/
oder ich und meine Kinder wollen Tag und Nacht über und wider
dich schreyen/ und Gott bitten/ daß er dich mit dem Schwerd tödte.
Was wolte Hiob hier machen? Patientia.

Wann er ein solches Weib mit grosser Mühe/ mit vielenguten
Worten kaum ein wenig gestillet hat/ so wird etwa ein Knab kom-
men seyn/ und gesagt haben: Hiob/ mein Vater ist der oberste unter
deinen Schäfern gewest. Und du weist/ daß er dir treulich diene.
Des Tages verschmachtete er für Hitz/ und des Nachts für Frost/ und
kam kein Schlaff in seine Augen. Deine Schaaff und Ziegen sind
nicht unfruchtbar gewesen. Die Widder deiner Herd hat er nie ges-
sen. Nun sihe/ da das Feuer Gottes vom Himmel fiel/ und verzeh-
rete deine Schaaf und Schäfer/ da ist mein Vater auch umbkom-
men/ und ich bin nun Vaterlos und Mutterlos/ und weiß weder
Hülff oder Raht. Jch wil unter die Frembde ziehen/ und mein
Glück suchen. Mehr aber hab ich nichts als diesen Schäfer-Stab.
Drumb schaffe mir den Lohn/ den mein Vater verdienet hat/ damit
ich mir ein gut Kleid an Leib schaffe/ und Zehrgeld hab/ biß mir Gott
bey guten Leuten unterhilfft. Du weist/ daß mein Vater war ein ehr-
licher frommer Mann. Aber wer weiß/ womit du es verdient habst/
daß dich Gott gestrafft/ und Feuer vom Himmel auff deine Schaaf
geworffen hat/ wie auff die Gottlose Bürger zu Sodoma/ für wel-
che dein Großvater Abraham so hefftig bate/ aber es wolt nichts helf-
fen. Dann ihre Missethat war zu groß. Jst es nicht gnug/ daß mein
Vater deinet halben ist umbs Leben kommen/ und du wilt noch dazu
machen/ daß ich gar an Bettelstab gerahte/ und um alle meine zeit-
liche Wolfahrt komme. O du Bluthund! Was solte Hiob hier
machen? Patientia.

Wann dieser kaum außgeredet/ wird vielleicht ein ander unnü-
tzer Schäfer-Knab kommen seyn/ und geruffen haben: Hiob solle

ihm

Der gedultige
gehabt: So werden ein Hauffen Weiber und Kinder von fernen
geſtanden und fuͤr dem boͤſen Geſtanck die Naſe zu gehalten haben.

Da wird eine unter ihnen mit lauter Stimm geruffen habẽ:
Hiob/ du weiſt/ daß mein Mañ iſt dein Acker-Knecht geweſen/ und
hat dir viel Jahrlang treulich gedienet. Als nun die Araber deine
Rinder und Eſelin wegtrieben/ und deine Knechte mit der Schaͤrfe
des Schwerds ſchlugen/ da iſt mein Mann mein allerliebſter Mañ
auch erſchlagen worden/ und ich bin mit dieſen meinen vielen Kin-
dern in betruͤbten Witben- und Waiſen-Stand geſetzet worden. Jch
bin ein armes Weib/ und weiß nichts zuverdienen. Was ſoll ich mit
meinen Kindern eſſen? Was ſollen wir trincken? Womit ſollen wir
uns kleiden? Schaffe mir den Lohn/ den mein Mann im Schweiß
ſeines Angeſichts verdienet hat. Dann ein Arbeiter ſeinen Lohn
auffhalten/ das iſt eine unter den Suͤnden/ die gen Himmel ſchreyẽ.
Und du weiſt/ daß der Witben Geſchrey zu Gott durch die Wolcken
dringe. Drum ſchaff mir den Lohn/ den mein Mann verdient hat/
oder ich und meine Kinder wollen Tag und Nacht uͤber und wider
dich ſchreyen/ und Gott bitten/ daß er dich mit dem Schwerd toͤdte.
Was wolte Hiob hier machen? Patientia.

Wann er ein ſolches Weib mit groſſer Muͤhe/ mit vielenguten
Worten kaum ein wenig geſtillet hat/ ſo wird etwa ein Knab kom-
men ſeyn/ und geſagt haben: Hiob/ mein Vater iſt der oberſte unter
deinen Schaͤfern geweſt. Und du weiſt/ daß er dir treulich diene.
Des Tages verſchmachtete er fuͤr Hitz/ und des Nachts fuͤr Froſt/ uñ
kam kein Schlaff in ſeine Augen. Deine Schaaff und Ziegen ſind
nicht unfruchtbar geweſen. Die Widder deiner Herd hat er nie geſ-
ſen. Nun ſihe/ da das Feuer Gottes vom Himmel fiel/ und verzeh-
rete deine Schaaf und Schaͤfer/ da iſt mein Vater auch umbkom-
men/ und ich bin nun Vaterlos und Mutterlos/ und weiß weder
Huͤlff oder Raht. Jch wil unter die Frembde ziehen/ und mein
Gluͤck ſuchen. Mehr aber hab ich nichts als dieſen Schaͤfer-Stab.
Drumb ſchaffe mir den Lohn/ den mein Vater verdienet hat/ damit
ich mir ein gut Kleid an Leib ſchaffe/ und Zehrgeld hab/ biß mir Gott
bey guten Leuten unterhilfft. Du weiſt/ daß mein Vater war ein ehr-
licher frommer Mann. Aber wer weiß/ womit du es verdient habſt/
daß dich Gott geſtrafft/ und Feuer vom Himmel auff deine Schaaf
geworffen hat/ wie auff die Gottloſe Buͤrger zu Sodoma/ fuͤr wel-
che dein Großvater Abraham ſo hefftig bate/ aber es wolt nichts helf-
fen. Dann ihre Miſſethat war zu groß. Jſt es nicht gnug/ daß mein
Vater deinet halben iſt umbs Leben kommen/ und du wilt noch dazu
machen/ daß ich gar an Bettelſtab gerahte/ und um alle meine zeit-
liche Wolfahrt komme. O du Bluthund! Was ſolte Hiob hier
machen? Patientia.

Wann dieſer kaum außgeredet/ wird vielleicht ein ander unnuͤ-
tzer Schaͤfer-Knab kommen ſeyn/ und geruffen haben: Hiob ſolle

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[168/0210] Der gedultige gehabt: So werden ein Hauffen Weiber und Kinder von fernen geſtanden und fuͤr dem boͤſen Geſtanck die Naſe zu gehalten haben. Da wird eine unter ihnen mit lauter Stimm geruffen habẽ: Hiob/ du weiſt/ daß mein Mañ iſt dein Acker-Knecht geweſen/ und hat dir viel Jahrlang treulich gedienet. Als nun die Araber deine Rinder und Eſelin wegtrieben/ und deine Knechte mit der Schaͤrfe des Schwerds ſchlugen/ da iſt mein Mann mein allerliebſter Mañ auch erſchlagen worden/ und ich bin mit dieſen meinen vielen Kin- dern in betruͤbten Witben- und Waiſen-Stand geſetzet worden. Jch bin ein armes Weib/ und weiß nichts zuverdienen. Was ſoll ich mit meinen Kindern eſſen? Was ſollen wir trincken? Womit ſollen wir uns kleiden? Schaffe mir den Lohn/ den mein Mann im Schweiß ſeines Angeſichts verdienet hat. Dann ein Arbeiter ſeinen Lohn auffhalten/ das iſt eine unter den Suͤnden/ die gen Himmel ſchreyẽ. Und du weiſt/ daß der Witben Geſchrey zu Gott durch die Wolcken dringe. Drum ſchaff mir den Lohn/ den mein Mann verdient hat/ oder ich und meine Kinder wollen Tag und Nacht uͤber und wider dich ſchreyen/ und Gott bitten/ daß er dich mit dem Schwerd toͤdte. Was wolte Hiob hier machen? Patientia. Wann er ein ſolches Weib mit groſſer Muͤhe/ mit vielenguten Worten kaum ein wenig geſtillet hat/ ſo wird etwa ein Knab kom- men ſeyn/ und geſagt haben: Hiob/ mein Vater iſt der oberſte unter deinen Schaͤfern geweſt. Und du weiſt/ daß er dir treulich diene. Des Tages verſchmachtete er fuͤr Hitz/ und des Nachts fuͤr Froſt/ uñ kam kein Schlaff in ſeine Augen. Deine Schaaff und Ziegen ſind nicht unfruchtbar geweſen. Die Widder deiner Herd hat er nie geſ- ſen. Nun ſihe/ da das Feuer Gottes vom Himmel fiel/ und verzeh- rete deine Schaaf und Schaͤfer/ da iſt mein Vater auch umbkom- men/ und ich bin nun Vaterlos und Mutterlos/ und weiß weder Huͤlff oder Raht. Jch wil unter die Frembde ziehen/ und mein Gluͤck ſuchen. Mehr aber hab ich nichts als dieſen Schaͤfer-Stab. Drumb ſchaffe mir den Lohn/ den mein Vater verdienet hat/ damit ich mir ein gut Kleid an Leib ſchaffe/ und Zehrgeld hab/ biß mir Gott bey guten Leuten unterhilfft. Du weiſt/ daß mein Vater war ein ehr- licher frommer Mann. Aber wer weiß/ womit du es verdient habſt/ daß dich Gott geſtrafft/ und Feuer vom Himmel auff deine Schaaf geworffen hat/ wie auff die Gottloſe Buͤrger zu Sodoma/ fuͤr wel- che dein Großvater Abraham ſo hefftig bate/ aber es wolt nichts helf- fen. Dann ihre Miſſethat war zu groß. Jſt es nicht gnug/ daß mein Vater deinet halben iſt umbs Leben kommen/ und du wilt noch dazu machen/ daß ich gar an Bettelſtab gerahte/ und um alle meine zeit- liche Wolfahrt komme. O du Bluthund! Was ſolte Hiob hier machen? Patientia. Wann dieſer kaum außgeredet/ wird vielleicht ein ander unnuͤ- tzer Schaͤfer-Knab kommen ſeyn/ und geruffen haben: Hiob ſolle ihm

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/210>, abgerufen am 22.11.2024.