Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Regenten-Spiegel. die Waffen nieder gelegt/ und habe seine Authorität nicht conservirt,dadurch er sie erworben hatte. Jch sehe wol/ der Protector Cromvvel verstehet besser/ wie man mit seinen Consiliis durchdringen könne/ wann man 50000. Schreiber bey sich hat/ welche an statt des Din- tefasses Mußqueten und brennende Lunde brauchen. Es sind aber fe- ste Städte/ wolbestellte Proviant- und Zeughäuser nichts anders als Ovis induta pelle Leonina, nisi gens ipsa stirpe sua & ingenio sit fortis & militaris. Nec numerus ipse copiarum multum juvat, ubi milites imbel- les sunt & ignavi. Lupus numerum pecorum non curat. Wie das Kriegs- wesen wol anzuordnen sey/ davon leset den Sinnreichen Jesuiten Caus- sinum, disp. 38. 39. 40. item 75. 76. de regno Dei. Mancher Cavallier wird das vor eine Thorheit achten/ daß ein Pfaff/ ein Jesuit wolle vom Kriegswesen reden. Allein er redet davon auß Gottes Wort. Und es kan wol einer ein guter Kriegsrath seyn/ der einer gantzen Armee ei- nen guten Rath geben kan/ welchen ein Rittmeister im Felde zu kei- nem Corporal annehmen oder gebrauchen würde. Ein ander Mann ist der den Degen macht/ ein ander der ihn brauchet und den Feind schlägt. Ferner sehe ich/ daß Hiram seine Knechte/ die gute Schiffleute/ und auff dem Meer erfahren waren/ habe gesandt mit den Knechten Salomonis/ und sie seyn kom- men gen Ophir/ und haben geholet 420. Centner Gol- des/ und haben es dem König Salomo gebracht. Ob Ophi[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sey America gewesen/ davon hab ich geredet in einem Lateinischen tra- ctat, welchen ihr bald sehen werdet. Unterdessen ist die Schiffart eine sonderbare grosse Gabe Gottes. Die Schiffahrt macht/ daß in Am- sterdam ist klein Asia, klein Africa, klein America, klein Europa. Die Schiffart macht/ daß Hamburg ist klein Spanien/ klein Portugal/ klein Franckreich/ klein Engelland/ klein Holland/ klein Schweden/ klein Dennemarck und Norwegen. Was die Natur solchen Städten ver- sagt hat/ das erlangen sie durch Schiffarth. Und wann ein wolbela- denes Schiff ankömt/ das macht mehr als wann hundert Wagen zu Lande kämen. Und hierinne muß ich loben der Holländer Prudentz, welche/ was die Natur angefangen hat/ durch Kunst und Fleiß ver- bessern. Als zum Exempel: Von Leiden biß in Haag konte man Anno 1635. als ich von Leiden abzog/ zu Schiff nicht kommen. Allein/ nun höre ich/ daß alle Stunden ein Schifflein von Leiden nach dem Haag gehe. Warumb solte nicht mancher Fluß in Teutschland auch durch Kunst und Fleiß können verbessert/ und navigabel gemacht werden? Man sagt/ das der Gen. Tylli einsmals gesagt habe/ er habe hiebevor gehöret/ im Land zu Hessen gebe es grosse Schüsseln und wenig zu fres- sen. Allein er sehe/ dz es ein edles und köstliches Land sey Wann seine Armee ruinirt sey/ so wünschte er keinen bessern recruten Platz/ als das Land zu Hessen
Regenten-Spiegel. die Waffen nieder gelegt/ und habe ſeine Authoritaͤt nicht conſervirt,dadurch er ſie erworben hatte. Jch ſehe wol/ der Protector Cromvvel verſtehet beſſer/ wie man mit ſeinen Conſiliis durchdringen koͤnne/ wann man 50000. Schreiber bey ſich hat/ welche an ſtatt des Din- tefaſſes Mußqueten und brennende Lunde brauchen. Es ſind aber fe- ſte Staͤdte/ wolbeſtellte Proviant- und Zeughaͤuſer nichts anders als Ovis induta pelle Leonina, niſi gens ipſa ſtirpe ſua & ingenio ſit fortis & militaris. Nec numerus ipſe copiarum multum juvat, ubi milites imbel- les ſunt & ignavi. Lupus numerum pecorum nõ curat. Wie das Kꝛiegs- weſen wol anzuordnen ſey/ davon leſet den Sinnreichẽ Jeſuiten Cauſ- ſinum, diſp. 38. 39. 40. item 75. 76. de regno Dei. Mancher Cavallier wird das vor eine Thorheit achten/ daß ein Pfaff/ ein Jeſuit wolle vom Kriegsweſen reden. Allein er redet davon auß Gottes Wort. Und es kan wol einer ein guter Kriegsrath ſeyn/ der einer gantzen Armee ei- nen guten Rath geben kan/ welchen ein Rittmeiſter im Felde zu kei- nem Corporal annehmen oder gebrauchen wuͤrde. Ein ander Mann iſt der den Degen macht/ ein ander der ihn brauchet und den Feind ſchlaͤgt. Ferner ſehe ich/ daß Hiram ſeine Knechte/ die gute Schiffleute/ und auff dem Meer erfahren waren/ habe geſandt mit den Knechten Salomonis/ und ſie ſeyn kom- men gen Ophir/ und haben geholet 420. Centner Gol- des/ und haben es dem Koͤnig Salomo gebracht. Ob Ophi[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſey America geweſen/ davon hab ich geredet in einem Lateiniſchen tra- ctat, welchen ihr bald ſehen werdet. Unterdeſſen iſt die Schiffart eine ſonderbare groſſe Gabe Gottes. Die Schiffahrt macht/ daß in Am- ſterdam iſt klein Aſia, klein Africa, klein America, klein Europa. Die Schiffart macht/ daß Hamburg iſt klein Spanien/ klein Portugal/ klein Franckreich/ klein Engelland/ klein Holland/ klein Schweden/ klein Dennemarck und Norwegen. Was die Natur ſolchen Staͤdten ver- ſagt hat/ das erlangen ſie durch Schiffarth. Und wann ein wolbela- denes Schiff ankoͤmt/ das macht mehr als wann hundert Wagen zu Lande kaͤmen. Und hierinne muß ich loben der Hollaͤnder Prudentz, welche/ was die Natur angefangen hat/ durch Kunſt und Fleiß ver- beſſern. Als zum Exempel: Von Leiden biß in Haag konte man Anno 1635. als ich von Leiden abzog/ zu Schiff nicht kommen. Allein/ nun hoͤre ich/ daß alle Stunden ein Schifflein von Leiden nach dem Haag gehe. Warumb ſolte nicht mancher Fluß in Teutſchland auch durch Kunſt und Fleiß koͤnnen verbeſſert/ und navigabel gemacht werden? Man ſagt/ das der Gen. Tylli einsmals geſagt habe/ er habe hiebevor gehoͤret/ im Land zu Heſſen gebe es groſſe Schuͤſſeln und wenig zu freſ- ſẽ. Allein er ſehe/ dz es ein edles uñ koͤſtliches Land ſey Wañ ſeine Armee ruinirt ſey/ ſo wuͤnſchte er keinẽ beſſern recruten Platz/ als das Land zu Heſſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0135" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Regenten-Spiegel.</hi></fw><lb/> die Waffen nieder gelegt/ und habe ſeine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Authori</hi></hi>taͤt nicht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">conſervirt,</hi></hi><lb/> dadurch er ſie erworben hatte. Jch ſehe wol/ der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Protector Cromvvel</hi></hi><lb/> verſtehet beſſer/ wie man mit ſeinen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Conſiliis</hi></hi> durchdringen koͤnne/<lb/> wann man 50000. Schreiber bey ſich hat/ welche an ſtatt des Din-<lb/> tefaſſes Mußqueten und brennende Lunde brauchen. Es ſind aber fe-<lb/> ſte Staͤdte/ wolbeſtellte Proviant- und Zeughaͤuſer nichts anders als<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ovis induta pelle Leonina, niſi gens ipſa ſtirpe ſua & ingenio ſit fortis &<lb/> militaris. Nec numerus ipſe copiarum multum juvat, ubi milites imbel-<lb/> les ſunt & ignavi. Lupus numerum pecorum nõ curat.</hi></hi> Wie das Kꝛiegs-<lb/> weſen wol anzuordnen ſey/ davon leſet den Sinnreichẽ Jeſuiten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cauſ-<lb/> ſinum, diſp. 38. 39. 40. item 75. 76. de regno Dei.</hi></hi> Mancher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cavallier</hi></hi><lb/> wird das vor eine Thorheit achten/ daß ein Pfaff/ ein Jeſuit wolle vom<lb/> Kriegsweſen reden. Allein er redet davon auß Gottes Wort. Und es<lb/> kan wol einer ein guter Kriegsrath ſeyn/ der einer gantzen Armee ei-<lb/> nen guten Rath geben kan/ welchen ein Rittmeiſter im Felde zu kei-<lb/> nem Corporal annehmen oder gebrauchen wuͤrde. Ein ander Mann<lb/> iſt der den Degen macht/ ein ander der ihn brauchet und den Feind<lb/> ſchlaͤgt. Ferner ſehe ich/ daß <hi rendition="#fr">Hiram ſeine Knechte/ die gute<lb/> Schiffleute/ und auff dem Meer erfahren waren/ habe<lb/> geſandt mit den Knechten Salomonis/ und ſie ſeyn kom-<lb/> men gen Ophir/ und haben geholet 420. Centner Gol-<lb/> des/ und haben es dem Koͤnig Salomo gebracht.</hi> Ob Ophi<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/> ſey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">America</hi></hi> geweſen/ davon hab ich geredet in einem Lateiniſchen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tra-<lb/> ctat,</hi></hi> welchen ihr bald ſehen werdet. Unterdeſſen iſt die Schiffart eine<lb/> ſonderbare groſſe Gabe Gottes. Die Schiffahrt macht/ daß in Am-<lb/> ſterdam iſt klein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aſia,</hi></hi> klein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Africa,</hi></hi> klein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">America,</hi></hi> klein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Europa.</hi></hi> Die<lb/> Schiffart macht/ daß Hamburg iſt klein Spanien/ klein Portugal/<lb/> klein Franckreich/ klein Engelland/ klein Holland/ klein Schweden/ klein<lb/> Dennemarck und Norwegen. Was die Natur ſolchen Staͤdten ver-<lb/> ſagt hat/ das erlangen ſie durch Schiffarth. Und wann ein wolbela-<lb/> denes Schiff ankoͤmt/ das macht mehr als wann hundert Wagen zu<lb/> Lande kaͤmen. Und hierinne muß ich loben der Hollaͤnder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Prudentz,</hi></hi><lb/> welche/ was die Natur angefangen hat/ durch Kunſt und Fleiß ver-<lb/> beſſern. Als zum Exempel: Von Leiden biß in Haag konte man Anno<lb/> 1635. als ich von Leiden abzog/ zu Schiff nicht kommen. Allein/ nun<lb/> hoͤre ich/ daß alle Stunden ein Schifflein von Leiden nach dem Haag<lb/> gehe. Warumb ſolte nicht mancher Fluß in Teutſchland auch durch<lb/> Kunſt und Fleiß koͤnnen verbeſſert/ und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">navigabel</hi></hi> gemacht werden?<lb/> Man ſagt/ das der Gen. Tylli einsmals geſagt habe/ er habe hiebevor<lb/> gehoͤret/ im Land zu Heſſen gebe es groſſe Schuͤſſeln und wenig zu freſ-<lb/> ſẽ. Allein er ſehe/ dz es ein edles uñ koͤſtliches Land ſey Wañ ſeine Armee<lb/> ruinirt ſey/ ſo wuͤnſchte er keinẽ beſſern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">recruten</hi></hi> Platz/ als das Land zu<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Heſſen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0135]
Regenten-Spiegel.
die Waffen nieder gelegt/ und habe ſeine Authoritaͤt nicht conſervirt,
dadurch er ſie erworben hatte. Jch ſehe wol/ der Protector Cromvvel
verſtehet beſſer/ wie man mit ſeinen Conſiliis durchdringen koͤnne/
wann man 50000. Schreiber bey ſich hat/ welche an ſtatt des Din-
tefaſſes Mußqueten und brennende Lunde brauchen. Es ſind aber fe-
ſte Staͤdte/ wolbeſtellte Proviant- und Zeughaͤuſer nichts anders als
Ovis induta pelle Leonina, niſi gens ipſa ſtirpe ſua & ingenio ſit fortis &
militaris. Nec numerus ipſe copiarum multum juvat, ubi milites imbel-
les ſunt & ignavi. Lupus numerum pecorum nõ curat. Wie das Kꝛiegs-
weſen wol anzuordnen ſey/ davon leſet den Sinnreichẽ Jeſuiten Cauſ-
ſinum, diſp. 38. 39. 40. item 75. 76. de regno Dei. Mancher Cavallier
wird das vor eine Thorheit achten/ daß ein Pfaff/ ein Jeſuit wolle vom
Kriegsweſen reden. Allein er redet davon auß Gottes Wort. Und es
kan wol einer ein guter Kriegsrath ſeyn/ der einer gantzen Armee ei-
nen guten Rath geben kan/ welchen ein Rittmeiſter im Felde zu kei-
nem Corporal annehmen oder gebrauchen wuͤrde. Ein ander Mann
iſt der den Degen macht/ ein ander der ihn brauchet und den Feind
ſchlaͤgt. Ferner ſehe ich/ daß Hiram ſeine Knechte/ die gute
Schiffleute/ und auff dem Meer erfahren waren/ habe
geſandt mit den Knechten Salomonis/ und ſie ſeyn kom-
men gen Ophir/ und haben geholet 420. Centner Gol-
des/ und haben es dem Koͤnig Salomo gebracht. Ob Ophi_
ſey America geweſen/ davon hab ich geredet in einem Lateiniſchen tra-
ctat, welchen ihr bald ſehen werdet. Unterdeſſen iſt die Schiffart eine
ſonderbare groſſe Gabe Gottes. Die Schiffahrt macht/ daß in Am-
ſterdam iſt klein Aſia, klein Africa, klein America, klein Europa. Die
Schiffart macht/ daß Hamburg iſt klein Spanien/ klein Portugal/
klein Franckreich/ klein Engelland/ klein Holland/ klein Schweden/ klein
Dennemarck und Norwegen. Was die Natur ſolchen Staͤdten ver-
ſagt hat/ das erlangen ſie durch Schiffarth. Und wann ein wolbela-
denes Schiff ankoͤmt/ das macht mehr als wann hundert Wagen zu
Lande kaͤmen. Und hierinne muß ich loben der Hollaͤnder Prudentz,
welche/ was die Natur angefangen hat/ durch Kunſt und Fleiß ver-
beſſern. Als zum Exempel: Von Leiden biß in Haag konte man Anno
1635. als ich von Leiden abzog/ zu Schiff nicht kommen. Allein/ nun
hoͤre ich/ daß alle Stunden ein Schifflein von Leiden nach dem Haag
gehe. Warumb ſolte nicht mancher Fluß in Teutſchland auch durch
Kunſt und Fleiß koͤnnen verbeſſert/ und navigabel gemacht werden?
Man ſagt/ das der Gen. Tylli einsmals geſagt habe/ er habe hiebevor
gehoͤret/ im Land zu Heſſen gebe es groſſe Schuͤſſeln und wenig zu freſ-
ſẽ. Allein er ſehe/ dz es ein edles uñ koͤſtliches Land ſey Wañ ſeine Armee
ruinirt ſey/ ſo wuͤnſchte er keinẽ beſſern recruten Platz/ als das Land zu
Heſſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |