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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
offenbaret es einem guten Freunde/ so düncket ihn es sey ihm schon
halb geholffen/ wiewol ihm der Freund nicht helffen kan. Comin[ae]us sagt
von seinem alten Herrn/ Hertzog Carolo/ daß er seine Secreta keinem
Menschen habe offenbahren wollen. Et hanc animi obtectionem poste-
rioribus vitae annis, intellectum ipsius nonnihil debilitasse & vitiasse.

Grosse Herrn/ welche grosse negocia tractiret haben/ und so offt sind
betrogen worden/ gerathen endlich dahin/ daß sie gar zu suspicios und
argwöhnisch werden/ und keinem Menschen mehr trauen. Wann sie
nun ein Anliegen haben/ so verkochen sie es bey sich selbst/ und fressen
gleichsam ihr eigen Hertz. Darumb ist es gut/ wann sie unterweilens
einen guten ehrlichen Schlucker haben/ den sie wol leiden mögen/ bey
dem sie ihr Hertz außschütten/ und dasselbe erleichtern können.

Es werden in diesem Capitel namhafft gemachet alle hohe Officirer/
welche Salomo im geistlichen und weltlichen Stande gehabt. Allein
ich kan nicht finden wer Jägermeister gewesen sey? Es sagte einsmals
ein vornehmer vom Adel zu mir/ er glaube nicht daß sein Herr jemals
ein Stück von einem Wild anff seiner Tafel gehabt habe/ davon ihn
nicht das Pfund zum wenigsten ein Reichsthaler gekostet habe/ wann
er rechnen wolle was deß Jahrs über/ auff Jäger/ Jagthunde und
Jagezeug spendiret werde. Dann die werden auch Jäger genandt die
nichts fangen. Es scheint daß Salomo nach dieser kostbaren Lust nicht
viel gefraget habe/ sondern seine Schäfereyen desto besser bestellet ha-
be. Jagen zur Lust/ und den armen Leuten zu Leid/ das Wild schirmen
und den Leuten schaden/ davon hat der Teuffel Freud. Und wer Wild
so sehr liebet/ der wird gemeiniglich auch wild. Jäger werden weder in
heiliger Schrifft oder in Historien viel gelobet. Wer einen Menschen
tödtet/ der tödtet ein Bild Gottes und Glied Christi. Wer aber ein
Wild scheust/ der tödtet ein Bild deß Jägers. Und grosse Herren wer-
den heutiges Tages offt zorniger über Wildschützen als über Men-
schenmörder/ und wolten jene gern härter straffen als diese.

Zum andern wird auch nicht gedacht wer kurtzweiliger Rath oder
Hof Narr gewesen sey/ bey Salomons Hofstatt. Es sagte einsmals
ein vornehmer Politicus, ein grosser Herr solle entweder Historicos lesen
oder Narren halten. Dann was unterweilens ein Cantzler nicht wil sa-
gen/ und was ein Hofprediger nicht darff oder sich erkühnt zu sagen/
das sagt ein Narr und ein Historicus. Ein Historicus sagt/ es sey gesche-
hen. Ein Narr sagt/ es geschehe noch. Man sagt/ Kinder und Narren
sagen die Warheit. Weil nun Cantzler und Räth oder andere Gran-
des/ Hofprediger und Superintendens/ nicht wollen für Kinder oder
Narren angesehen werden/ daher kombt es/ daß grosse Herren so selten
die Warheit hören. Sonderlich können die Poetische und gelahrte
Narren/ welche gute Einfälle haben/ wie Clement Marott in Franck-

reich

SALOMO oder
offenbaret es einem guten Freunde/ ſo duͤncket ihn es ſey ihm ſchon
halb geholffen/ wiewol ihm der Freund nicht helffen kan. Comin[æ]us ſagt
von ſeinem alten Herꝛn/ Hertzog Carolo/ daß er ſeine Secreta keinem
Menſchen habe offenbahren wollen. Et hanc animi obtectionem poſte-
rioribus vitæ annis, intellectum ipſius nonnihil debilitaſſe & vitiaſſe.

Groſſe Herꝛn/ welche groſſe negocia tractiret haben/ und ſo offt ſind
betrogen worden/ gerathen endlich dahin/ daß ſie gar zu ſuſpicios und
argwoͤhniſch werden/ und keinem Menſchen mehr trauen. Wann ſie
nun ein Anliegen haben/ ſo verkochen ſie es bey ſich ſelbſt/ und freſſen
gleichſam ihr eigen Hertz. Darumb iſt es gut/ wann ſie unterweilens
einen guten ehrlichen Schlucker haben/ den ſie wol leiden moͤgen/ bey
dem ſie ihr Hertz außſchuͤtten/ und daſſelbe erleichtern koͤnnen.

Es werden in dieſem Capitel namhafft gemachet alle hohe Officirer/
welche Salomo im geiſtlichen und weltlichen Stande gehabt. Allein
ich kan nicht finden wer Jaͤgermeiſter geweſen ſey? Es ſagte einsmals
ein vornehmer vom Adel zu mir/ er glaube nicht daß ſein Herꝛ jemals
ein Stuͤck von einem Wild anff ſeiner Tafel gehabt habe/ davon ihn
nicht das Pfund zum wenigſten ein Reichsthaler gekoſtet habe/ wann
er rechnen wolle was deß Jahrs uͤber/ auff Jaͤger/ Jagthunde und
Jagezeug ſpendiret werde. Dann die werden auch Jaͤger genandt die
nichts fangen. Es ſcheint daß Salomo nach dieſer koſtbaren Luſt nicht
viel gefraget habe/ ſondern ſeine Schaͤfereyen deſto beſſer beſtellet ha-
be. Jagen zur Luſt/ und den armen Leuten zu Leid/ das Wild ſchirmen
und den Leuten ſchaden/ davon hat der Teuffel Freud. Und wer Wild
ſo ſehr liebet/ der wird gemeiniglich auch wild. Jaͤger werden weder in
heiliger Schrifft oder in Hiſtorien viel gelobet. Wer einen Menſchen
toͤdtet/ der toͤdtet ein Bild Gottes und Glied Chriſti. Wer aber ein
Wild ſcheuſt/ der toͤdtet ein Bild deß Jaͤgers. Und groſſe Herꝛen wer-
den heutiges Tages offt zorniger uͤber Wildſchuͤtzen als uͤber Men-
ſchenmoͤrder/ und wolten jene gern haͤrter ſtraffen als dieſe.

Zum andern wird auch nicht gedacht wer kurtzweiliger Rath oder
Hof Narꝛ geweſen ſey/ bey Salomons Hofſtatt. Es ſagte einsmals
ein vornehmer Politicus, ein groſſer Herꝛ ſolle entweder Hiſtoricos leſen
oder Narꝛen halten. Dann was unterweilens ein Cantzler nicht wil ſa-
gen/ und was ein Hofprediger nicht darff oder ſich erkuͤhnt zu ſagen/
das ſagt ein Narꝛ und ein Hiſtoricus. Ein Hiſtoricus ſagt/ es ſey geſche-
hen. Ein Narꝛ ſagt/ es geſchehe noch. Man ſagt/ Kinder und Narꝛen
ſagen die Warheit. Weil nun Cantzler und Raͤth oder andere Gran-
des/ Hofprediger und Superintendens/ nicht wollen fuͤr Kinder oder
Narꝛen angeſehen werden/ daher kombt es/ daß groſſe Herren ſo ſelten
die Warheit hoͤren. Sonderlich koͤnnen die Poetiſche und gelahrte
Narꝛen/ welche gute Einfaͤlle haben/ wie Clement Marott in Franck-

reich
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[42/0084] SALOMO oder offenbaret es einem guten Freunde/ ſo duͤncket ihn es ſey ihm ſchon halb geholffen/ wiewol ihm der Freund nicht helffen kan. Cominæus ſagt von ſeinem alten Herꝛn/ Hertzog Carolo/ daß er ſeine Secreta keinem Menſchen habe offenbahren wollen. Et hanc animi obtectionem poſte- rioribus vitæ annis, intellectum ipſius nonnihil debilitaſſe & vitiaſſe. Groſſe Herꝛn/ welche groſſe negocia tractiret haben/ und ſo offt ſind betrogen worden/ gerathen endlich dahin/ daß ſie gar zu ſuſpicios und argwoͤhniſch werden/ und keinem Menſchen mehr trauen. Wann ſie nun ein Anliegen haben/ ſo verkochen ſie es bey ſich ſelbſt/ und freſſen gleichſam ihr eigen Hertz. Darumb iſt es gut/ wann ſie unterweilens einen guten ehrlichen Schlucker haben/ den ſie wol leiden moͤgen/ bey dem ſie ihr Hertz außſchuͤtten/ und daſſelbe erleichtern koͤnnen. Es werden in dieſem Capitel namhafft gemachet alle hohe Officirer/ welche Salomo im geiſtlichen und weltlichen Stande gehabt. Allein ich kan nicht finden wer Jaͤgermeiſter geweſen ſey? Es ſagte einsmals ein vornehmer vom Adel zu mir/ er glaube nicht daß ſein Herꝛ jemals ein Stuͤck von einem Wild anff ſeiner Tafel gehabt habe/ davon ihn nicht das Pfund zum wenigſten ein Reichsthaler gekoſtet habe/ wann er rechnen wolle was deß Jahrs uͤber/ auff Jaͤger/ Jagthunde und Jagezeug ſpendiret werde. Dann die werden auch Jaͤger genandt die nichts fangen. Es ſcheint daß Salomo nach dieſer koſtbaren Luſt nicht viel gefraget habe/ ſondern ſeine Schaͤfereyen deſto beſſer beſtellet ha- be. Jagen zur Luſt/ und den armen Leuten zu Leid/ das Wild ſchirmen und den Leuten ſchaden/ davon hat der Teuffel Freud. Und wer Wild ſo ſehr liebet/ der wird gemeiniglich auch wild. Jaͤger werden weder in heiliger Schrifft oder in Hiſtorien viel gelobet. Wer einen Menſchen toͤdtet/ der toͤdtet ein Bild Gottes und Glied Chriſti. Wer aber ein Wild ſcheuſt/ der toͤdtet ein Bild deß Jaͤgers. Und groſſe Herꝛen wer- den heutiges Tages offt zorniger uͤber Wildſchuͤtzen als uͤber Men- ſchenmoͤrder/ und wolten jene gern haͤrter ſtraffen als dieſe. Zum andern wird auch nicht gedacht wer kurtzweiliger Rath oder Hof Narꝛ geweſen ſey/ bey Salomons Hofſtatt. Es ſagte einsmals ein vornehmer Politicus, ein groſſer Herꝛ ſolle entweder Hiſtoricos leſen oder Narꝛen halten. Dann was unterweilens ein Cantzler nicht wil ſa- gen/ und was ein Hofprediger nicht darff oder ſich erkuͤhnt zu ſagen/ das ſagt ein Narꝛ und ein Hiſtoricus. Ein Hiſtoricus ſagt/ es ſey geſche- hen. Ein Narꝛ ſagt/ es geſchehe noch. Man ſagt/ Kinder und Narꝛen ſagen die Warheit. Weil nun Cantzler und Raͤth oder andere Gran- des/ Hofprediger und Superintendens/ nicht wollen fuͤr Kinder oder Narꝛen angeſehen werden/ daher kombt es/ daß groſſe Herren ſo ſelten die Warheit hoͤren. Sonderlich koͤnnen die Poetiſche und gelahrte Narꝛen/ welche gute Einfaͤlle haben/ wie Clement Marott in Franck- reich

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/84>, abgerufen am 25.11.2024.