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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Die wenigsten Zimmer sind gemalt, die mei-
sten bloß geweißt. Die Betten sind gut, das
Bettzeug ist bürgerlich, aber sauber gehalten.
Die Tisch-Mund- und Handtücher sind von
gleicher Beschaffenheit.

Die Trinkwaaren sind in Karlsbad durch-
gängig matt, aus Mangel an frischen Kellern,
die besonders am Markt und in der Gegend
desselben, von den Dünsten, die aus dem un-
ter ihnen liegenden, großen Behälter des sie-
denden Wassers emporsteigen, durchdrungen
werden.

Da man des vielen Wassers wegen, das
man des Morgens aus der Quelle getrunken
hat, nicht wohl den Tag über noch anderes
Wasser trinken kann, so ist man auf den Ge-
nuß des Weins oder des Bieres eingeschränkt.
Die Brunnenärzte rathen vor allen übrigen
Gattungen des erstern, am liebsten zum Mel-
nicker
, einem leichten rothen Wein, der in
Böhmen selbst um den Ort her wächst, von
dem er seinen Namen hat. Sie erlauben auch

Die wenigſten Zimmer ſind gemalt, die mei-
ſten bloß geweißt. Die Betten ſind gut, das
Bettzeug iſt buͤrgerlich, aber ſauber gehalten.
Die Tiſch-Mund- und Handtuͤcher ſind von
gleicher Beſchaffenheit.

Die Trinkwaaren ſind in Karlsbad durch-
gaͤngig matt, aus Mangel an friſchen Kellern,
die beſonders am Markt und in der Gegend
deſſelben, von den Duͤnſten, die aus dem un-
ter ihnen liegenden, großen Behaͤlter des ſie-
denden Waſſers emporſteigen, durchdrungen
werden.

Da man des vielen Waſſers wegen, das
man des Morgens aus der Quelle getrunken
hat, nicht wohl den Tag uͤber noch anderes
Waſſer trinken kann, ſo iſt man auf den Ge-
nuß des Weins oder des Bieres eingeſchraͤnkt.
Die Brunnenaͤrzte rathen vor allen uͤbrigen
Gattungen des erſtern, am liebſten zum Mel-
nicker
, einem leichten rothen Wein, der in
Boͤhmen ſelbſt um den Ort her waͤchſt, von
dem er ſeinen Namen hat. Sie erlauben auch

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[82/0090] Die wenigſten Zimmer ſind gemalt, die mei- ſten bloß geweißt. Die Betten ſind gut, das Bettzeug iſt buͤrgerlich, aber ſauber gehalten. Die Tiſch-Mund- und Handtuͤcher ſind von gleicher Beſchaffenheit. Die Trinkwaaren ſind in Karlsbad durch- gaͤngig matt, aus Mangel an friſchen Kellern, die beſonders am Markt und in der Gegend deſſelben, von den Duͤnſten, die aus dem un- ter ihnen liegenden, großen Behaͤlter des ſie- denden Waſſers emporſteigen, durchdrungen werden. Da man des vielen Waſſers wegen, das man des Morgens aus der Quelle getrunken hat, nicht wohl den Tag uͤber noch anderes Waſſer trinken kann, ſo iſt man auf den Ge- nuß des Weins oder des Bieres eingeſchraͤnkt. Die Brunnenaͤrzte rathen vor allen uͤbrigen Gattungen des erſtern, am liebſten zum Mel- nicker, einem leichten rothen Wein, der in Boͤhmen ſelbſt um den Ort her waͤchſt, von dem er ſeinen Namen hat. Sie erlauben auch

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/90>, abgerufen am 08.05.2024.