vorher die furchtbarste war. Der Weg führt jetzt, da man über die Eysack auf einer bedeckten Brücke gegangen ist, an der linken Seite hatt an deren Ufer hin. Gegen ihre Wuth ist er theils durch Mauern, theils durch vorgewälzte Steine geschützt; aber an einigen Stellen hat dieser Fluß ihn doch schon untergraben, und [d]rohet ihn herunter zu reissen. Der Eingang nach Botzen (2 M.) ist fast wie der nach Bri- xen, nur ist der Kessel, worin ersteres liegt, nicht so tief. Man fährt einen gepflasterten Weg hin- ab geht sodann über die Eysack zurück, steigt eine kleine Anhöhe hinauf, und von dieser herab über- sieht man das ganze Botzener Thal. Es giebt den Anblick eines großen Weingartens, der aus unzäh- ligen Lauben besteht, die dicht an einander stoßen und solchergestalt ein wahres Dach von Blät- tern bilden, das von drey Seiten her bis ge- gen die Mitte der umliegenden Berge sich hin- auf zieht. Im Hintergrunde steigen abermals hohe Berge amphitheatralisch hervor.
vorher die furchtbarſte war. Der Weg fuͤhrt jetzt, da man uͤber die Eyſack auf einer bedeckten Bruͤcke gegangen iſt, an der linken Seite hatt an deren Ufer hin. Gegen ihre Wuth iſt er theils durch Mauern, theils durch vorgewaͤlzte Steine geſchuͤtzt; aber an einigen Stellen hat dieſer Fluß ihn doch ſchon untergraben, und [d]rohet ihn herunter zu reiſſen. Der Eingang nach Botzen (2 M.) iſt faſt wie der nach Bri- xen, nur iſt der Keſſel, worin erſteres liegt, nicht ſo tief. Man faͤhrt einen gepflaſterten Weg hin- ab geht ſodann uͤber die Eyſack zuruͤck, ſteigt eine kleine Anhoͤhe hinauf, und von dieſer herab uͤber- ſieht man das ganze Botzener Thal. Es giebt den Anblick eines großen Weingartens, der aus unzaͤh- ligen Lauben beſteht, die dicht an einander ſtoßen und ſolchergeſtalt ein wahres Dach von Blaͤt- tern bilden, das von drey Seiten her bis ge- gen die Mitte der umliegenden Berge ſich hin- auf zieht. Im Hintergrunde ſteigen abermals hohe Berge amphitheatraliſch hervor.
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0568"n="296"/>
vorher die furchtbarſte war. Der Weg fuͤhrt<lb/>
jetzt, da man uͤber die Eyſack auf einer bedeckten<lb/>
Bruͤcke gegangen iſt, an der linken Seite<lb/>
hatt an deren Ufer hin. Gegen ihre Wuth iſt er<lb/>
theils durch Mauern, theils durch vorgewaͤlzte<lb/>
Steine geſchuͤtzt; aber an einigen Stellen hat<lb/>
dieſer Fluß ihn doch ſchon untergraben, und<lb/><supplied>d</supplied>rohet ihn herunter zu reiſſen. Der Eingang<lb/>
nach <hirendition="#g">Botzen</hi> (2 M.) iſt faſt wie der nach Bri-<lb/>
xen, nur iſt der Keſſel, worin erſteres liegt, nicht<lb/>ſo tief. Man faͤhrt einen gepflaſterten Weg hin-<lb/>
ab geht ſodann uͤber die Eyſack zuruͤck, ſteigt eine<lb/>
kleine Anhoͤhe hinauf, und von dieſer herab uͤber-<lb/>ſieht man das ganze Botzener Thal. Es giebt den<lb/>
Anblick eines großen Weingartens, der aus unzaͤh-<lb/>
ligen Lauben beſteht, die dicht an einander ſtoßen<lb/>
und ſolchergeſtalt ein wahres Dach von Blaͤt-<lb/>
tern bilden, das von drey Seiten her bis ge-<lb/>
gen die Mitte der umliegenden Berge ſich hin-<lb/>
auf zieht. Im Hintergrunde ſteigen abermals<lb/>
hohe Berge amphitheatraliſch hervor.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[296/0568]
vorher die furchtbarſte war. Der Weg fuͤhrt
jetzt, da man uͤber die Eyſack auf einer bedeckten
Bruͤcke gegangen iſt, an der linken Seite
hatt an deren Ufer hin. Gegen ihre Wuth iſt er
theils durch Mauern, theils durch vorgewaͤlzte
Steine geſchuͤtzt; aber an einigen Stellen hat
dieſer Fluß ihn doch ſchon untergraben, und
drohet ihn herunter zu reiſſen. Der Eingang
nach Botzen (2 M.) iſt faſt wie der nach Bri-
xen, nur iſt der Keſſel, worin erſteres liegt, nicht
ſo tief. Man faͤhrt einen gepflaſterten Weg hin-
ab geht ſodann uͤber die Eyſack zuruͤck, ſteigt eine
kleine Anhoͤhe hinauf, und von dieſer herab uͤber-
ſieht man das ganze Botzener Thal. Es giebt den
Anblick eines großen Weingartens, der aus unzaͤh-
ligen Lauben beſteht, die dicht an einander ſtoßen
und ſolchergeſtalt ein wahres Dach von Blaͤt-
tern bilden, das von drey Seiten her bis ge-
gen die Mitte der umliegenden Berge ſich hin-
auf zieht. Im Hintergrunde ſteigen abermals
hohe Berge amphitheatraliſch hervor.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/568>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.