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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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lige angeklebt, oder auch Kapellchen hingesetzt,
damit der vorübergehende Wanderer vorher seine
Seele Gott befehlen könne. Rechts sind diese
Erscheinungen am häufigsten, und doch geht der
Weg immer an der rechten Seite hin. Gegen
über werden die Berge bald wieder minder grau-
send, aber rechts werden sie es erst bey Deut-
schen
, dem nächsten Postwechsel (2 M.) Hier
hat man die Gefahr überstanden. Die Berge
sind nun auf beyden Seiten weniger rauh, ob-
gleich immer noch rauh genug. Man sieht hier
auch wieder an und auf denselben theils einzelne,
theils zu drey und vier beysammenstehende Häu-
ser. Weiter vorwärts getraute sich der Mensch,
bey aller seiner Verwegenheit, bey allen seinen
Bedürfnissen, doch nicht, seinen Herd, mitten
unter der Verwüstung, aufzustellen. Je mehr
man sich Botzen nähert, desto größer wird die
Anzahl der Wohnungen, und anderthalb Stun-
den vor dieser Stadt werden schon wieder Wein-
stöcke, terrassenartig über einander gepflanzt,
sichtbar, besonders an der rechten Seite, die

lige angeklebt, oder auch Kapellchen hingeſetzt,
damit der voruͤbergehende Wanderer vorher ſeine
Seele Gott befehlen koͤnne. Rechts ſind dieſe
Erſcheinungen am haͤufigſten, und doch geht der
Weg immer an der rechten Seite hin. Gegen
uͤber werden die Berge bald wieder minder grau-
ſend, aber rechts werden ſie es erſt bey Deut-
ſchen
, dem naͤchſten Poſtwechſel (2 M.) Hier
hat man die Gefahr uͤberſtanden. Die Berge
ſind nun auf beyden Seiten weniger rauh, ob-
gleich immer noch rauh genug. Man ſieht hier
auch wieder an und auf denſelben theils einzelne,
theils zu drey und vier beyſammenſtehende Haͤu-
ſer. Weiter vorwaͤrts getraute ſich der Menſch,
bey aller ſeiner Verwegenheit, bey allen ſeinen
Beduͤrfniſſen, doch nicht, ſeinen Herd, mitten
unter der Verwuͤſtung, aufzuſtellen. Je mehr
man ſich Botzen naͤhert, deſto groͤßer wird die
Anzahl der Wohnungen, und anderthalb Stun-
den vor dieſer Stadt werden ſchon wieder Wein-
ſtoͤcke, terraſſenartig uͤber einander gepflanzt,
ſichtbar, beſonders an der rechten Seite, die

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[295/0567] lige angeklebt, oder auch Kapellchen hingeſetzt, damit der voruͤbergehende Wanderer vorher ſeine Seele Gott befehlen koͤnne. Rechts ſind dieſe Erſcheinungen am haͤufigſten, und doch geht der Weg immer an der rechten Seite hin. Gegen uͤber werden die Berge bald wieder minder grau- ſend, aber rechts werden ſie es erſt bey Deut- ſchen, dem naͤchſten Poſtwechſel (2 M.) Hier hat man die Gefahr uͤberſtanden. Die Berge ſind nun auf beyden Seiten weniger rauh, ob- gleich immer noch rauh genug. Man ſieht hier auch wieder an und auf denſelben theils einzelne, theils zu drey und vier beyſammenſtehende Haͤu- ſer. Weiter vorwaͤrts getraute ſich der Menſch, bey aller ſeiner Verwegenheit, bey allen ſeinen Beduͤrfniſſen, doch nicht, ſeinen Herd, mitten unter der Verwuͤſtung, aufzuſtellen. Je mehr man ſich Botzen naͤhert, deſto groͤßer wird die Anzahl der Wohnungen, und anderthalb Stun- den vor dieſer Stadt werden ſchon wieder Wein- ſtoͤcke, terraſſenartig uͤber einander gepflanzt, ſichtbar, beſonders an der rechten Seite, die

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/567>, abgerufen am 24.11.2024.