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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Botzen, dem politischen Range und der
Größe, Bevölkerung und Wohlhabenheit nach,
die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etschlan-
de, an der Eisack, *) mitten unter Bergen.
Sie ist der Sitz des Landeshauptmanns von
gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das
jährlich viermal gehegt wird.

Die Stadt ist offen und ihr Standplatz
uneben. Dieser Lage wegen sind ihre Straßen
und Plätze ziemlich enge und zusammen ge-
drängt. Die Häuser sind von Stein, großen-
theils vierstöckig, sehr fest, aber ziemlich alt-
modisch, erbauet. Sie haben von außen und
innen schon viel Italienisches, z. B., häufige
Balkone, weniger Fenster als die deutschen
Städte, und auf dem Dache mehrentheils
Altane, die zum Trocknen der Wäsche gebraucht
werden, und zugleich Licht in das Innere der
Häuser herabschicken. Die Treppen sind näm-

*) Richtiger vielleicht: Eisach, von
Eis und Ach,
oder Aa, was bey unsern Alten Wasser und, in
der zweyten Bedeutung, Fluß hieß. Daher Aachen
Salza
oder Salzach, Schwarzach. u.s.w.

Botzen, dem politiſchen Range und der
Groͤße, Bevoͤlkerung und Wohlhabenheit nach,
die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etſchlan-
de, an der Eiſack, *) mitten unter Bergen.
Sie iſt der Sitz des Landeshauptmanns von
gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das
jaͤhrlich viermal gehegt wird.

Die Stadt iſt offen und ihr Standplatz
uneben. Dieſer Lage wegen ſind ihre Straßen
und Plaͤtze ziemlich enge und zuſammen ge-
draͤngt. Die Haͤuſer ſind von Stein, großen-
theils vierſtoͤckig, ſehr feſt, aber ziemlich alt-
modiſch, erbauet. Sie haben von außen und
innen ſchon viel Italieniſches, z. B., haͤufige
Balkone, weniger Fenſter als die deutſchen
Staͤdte, und auf dem Dache mehrentheils
Altane, die zum Trocknen der Waͤſche gebraucht
werden, und zugleich Licht in das Innere der
Haͤuſer herabſchicken. Die Treppen ſind naͤm-

*) Richtiger vielleicht: Eisach, von
Eis und Ach,
oder Aa, was bey unſern Alten Waſſer und, in
der zweyten Bedeutung, Fluß hieß. Daher Aachen
Salza
oder Salzach, Schwarzach. u.ſ.w.
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[297/0569] Botzen, dem politiſchen Range und der Groͤße, Bevoͤlkerung und Wohlhabenheit nach, die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etſchlan- de, an der Eiſack, *) mitten unter Bergen. Sie iſt der Sitz des Landeshauptmanns von gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das jaͤhrlich viermal gehegt wird. Die Stadt iſt offen und ihr Standplatz uneben. Dieſer Lage wegen ſind ihre Straßen und Plaͤtze ziemlich enge und zuſammen ge- draͤngt. Die Haͤuſer ſind von Stein, großen- theils vierſtoͤckig, ſehr feſt, aber ziemlich alt- modiſch, erbauet. Sie haben von außen und innen ſchon viel Italieniſches, z. B., haͤufige Balkone, weniger Fenſter als die deutſchen Staͤdte, und auf dem Dache mehrentheils Altane, die zum Trocknen der Waͤſche gebraucht werden, und zugleich Licht in das Innere der Haͤuſer herabſchicken. Die Treppen ſind naͤm- *) Richtiger vielleicht: Eisach, von Eis und Ach, oder Aa, was bey unſern Alten Waſſer und, in der zweyten Bedeutung, Fluß hieß. Daher Aachen Salza oder Salzach, Schwarzach. u.ſ.w.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/569>, abgerufen am 03.05.2024.