zehn, zwanzig und funfzig Dukaten; und ich stand zufällig neben einem Wechsler im Par- terre, der für seinen geschlossenen Sitz hundert Kaisergulden gegeben hatte. Als Madame Vi- gano zum ersten Male im Parter erschien, war die Freude und das Getümmel um sie her außerordentlich. Damen und Herren vom er- sten Range waren ausgestiegen, standen in langen Reihen da, und ließen sie durch sich hin gehen; wo diese Reihen sich endigten, sammleten sich Haufen aus andern Klassen um sie her, folg- ten ihr, wie ein Triumphzug, und der Hof, der auch im Parter war, mußte sich, ohne bemerkt zu werden, durch das Gewühl hin- durch drängen. Man sagt, daß ein eifersüch- tiges Mißfallen der Kaiserin der Grund ge- wesen sey, daß das Tänzerpaar nicht ange- nommen wurde. Das Publikum machte ein gewaltiges Geräusch darüber, und ein witziger Kopf sagte: Der Hof mag zusehen, was er thut! Die Vigano oder den Frie- den!
zehn, zwanzig und funfzig Dukaten; und ich ſtand zufaͤllig neben einem Wechsler im Par- terre, der fuͤr ſeinen geſchloſſenen Sitz hundert Kaiſergulden gegeben hatte. Als Madame Vi- gano zum erſten Male im Parter erſchien, war die Freude und das Getuͤmmel um ſie her außerordentlich. Damen und Herren vom er- ſten Range waren ausgeſtiegen, ſtanden in langen Reihen da, und ließen ſie durch ſich hin gehen; wo dieſe Reihen ſich endigten, ſammleten ſich Haufen aus andern Klaſſen um ſie her, folg- ten ihr, wie ein Triumphzug, und der Hof, der auch im Parter war, mußte ſich, ohne bemerkt zu werden, durch das Gewuͤhl hin- durch draͤngen. Man ſagt, daß ein eiferſuͤch- tiges Mißfallen der Kaiſerin der Grund ge- weſen ſey, daß das Taͤnzerpaar nicht ange- nommen wurde. Das Publikum machte ein gewaltiges Geraͤuſch daruͤber, und ein witziger Kopf ſagte: Der Hof mag zuſehen, was er thut! Die Vigano oder den Frie- den!
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[202/0474]
zehn, zwanzig und funfzig Dukaten; und ich
ſtand zufaͤllig neben einem Wechsler im Par-
terre, der fuͤr ſeinen geſchloſſenen Sitz hundert
Kaiſergulden gegeben hatte. Als Madame Vi-
gano zum erſten Male im Parter erſchien,
war die Freude und das Getuͤmmel um ſie
her außerordentlich. Damen und Herren vom er-
ſten Range waren ausgeſtiegen, ſtanden in langen
Reihen da, und ließen ſie durch ſich hin gehen;
wo dieſe Reihen ſich endigten, ſammleten ſich
Haufen aus andern Klaſſen um ſie her, folg-
ten ihr, wie ein Triumphzug, und der Hof,
der auch im Parter war, mußte ſich, ohne
bemerkt zu werden, durch das Gewuͤhl hin-
durch draͤngen. Man ſagt, daß ein eiferſuͤch-
tiges Mißfallen der Kaiſerin der Grund ge-
weſen ſey, daß das Taͤnzerpaar nicht ange-
nommen wurde. Das Publikum machte ein
gewaltiges Geraͤuſch daruͤber, und ein witziger
Kopf ſagte: Der Hof mag zuſehen, was
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den!
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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