Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

auch ein kurzes, abgerissenes Klatschen, das
in die Musik einstürzte, um dem Gefühl des
Wohlgefallens Luft zu machen.

Das "pas-de-deux" mußte jedesmal
wiederholt werden, eher ließ das Publikum
nicht nach; und die Ergießungen des Wohlbe-
hagens und Beyfalls waren nicht weniger
stürmisch, als das erstemal. Sodann wurden
Künstler und Künstlerin herausgerufen; man
beklatschte sie, rief ihnen in allen Sprachen
die schmeichelhaftesten Dinge zu, und der Vor-
hang ging endlich, unter einem wahren Tumult,
langsam nieder.

Wer die Franzosen und Italiener in ihren
Schauspielhäusern, vor ihren Lieblingsstücken,
gesehen hat, kann sich einen Begriff von den,
als schwerfällig verschrieenen, Wienern machen,
in den Augenblicken, wo sie die beyden Vigano
vor sich sahen. Auch war ihr Beyfall in der
That noch mehr, als Geräusch. Bey einer
Vorstellung, die zum Vortheile dieses Paars
gegeben wurde, bezahlte man die Logen mit

auch ein kurzes, abgeriſſenes Klatſchen, das
in die Muſik einſtuͤrzte, um dem Gefuͤhl des
Wohlgefallens Luft zu machen.

Das „pas-de-deux“ mußte jedesmal
wiederholt werden, eher ließ das Publikum
nicht nach; und die Ergießungen des Wohlbe-
hagens und Beyfalls waren nicht weniger
ſtuͤrmiſch, als das erſtemal. Sodann wurden
Kuͤnſtler und Kuͤnſtlerin herausgerufen; man
beklatſchte ſie, rief ihnen in allen Sprachen
die ſchmeichelhafteſten Dinge zu, und der Vor-
hang ging endlich, unter einem wahren Tumult,
langſam nieder.

Wer die Franzoſen und Italiener in ihren
Schauſpielhaͤuſern, vor ihren Lieblingsſtuͤcken,
geſehen hat, kann ſich einen Begriff von den,
als ſchwerfaͤllig verſchrieenen, Wienern machen,
in den Augenblicken, wo ſie die beyden Vigano
vor ſich ſahen. Auch war ihr Beyfall in der
That noch mehr, als Geraͤuſch. Bey einer
Vorſtellung, die zum Vortheile dieſes Paars
gegeben wurde, bezahlte man die Logen mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0473" n="201"/>
auch ein kurzes, abgeri&#x017F;&#x017F;enes Klat&#x017F;chen, das<lb/>
in die Mu&#x017F;ik ein&#x017F;tu&#x0364;rzte, um dem Gefu&#x0364;hl des<lb/>
Wohlgefallens Luft zu machen.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#aq">&#x201E;pas-de-deux&#x201C;</hi> mußte jedesmal<lb/>
wiederholt werden, eher ließ das Publikum<lb/>
nicht nach; und die Ergießungen des Wohlbe-<lb/>
hagens und Beyfalls waren nicht weniger<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;ch, als das er&#x017F;temal. Sodann wurden<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;tler und Ku&#x0364;n&#x017F;tlerin herausgerufen; man<lb/>
beklat&#x017F;chte &#x017F;ie, rief ihnen in allen Sprachen<lb/>
die &#x017F;chmeichelhafte&#x017F;ten Dinge zu, und der Vor-<lb/>
hang ging endlich, unter einem wahren Tumult,<lb/>
lang&#x017F;am nieder.</p><lb/>
              <p>Wer die Franzo&#x017F;en und Italiener in ihren<lb/>
Schau&#x017F;pielha&#x0364;u&#x017F;ern, vor ihren Lieblings&#x017F;tu&#x0364;cken,<lb/>
ge&#x017F;ehen hat, kann &#x017F;ich einen Begriff von den,<lb/>
als &#x017F;chwerfa&#x0364;llig ver&#x017F;chrieenen, Wienern machen,<lb/>
in den Augenblicken, wo &#x017F;ie die beyden Vigano<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;ahen. Auch war ihr Beyfall in der<lb/>
That noch mehr, als Gera&#x0364;u&#x017F;ch. Bey einer<lb/>
Vor&#x017F;tellung, die zum Vortheile die&#x017F;es Paars<lb/>
gegeben wurde, bezahlte man die Logen mit<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0473] auch ein kurzes, abgeriſſenes Klatſchen, das in die Muſik einſtuͤrzte, um dem Gefuͤhl des Wohlgefallens Luft zu machen. Das „pas-de-deux“ mußte jedesmal wiederholt werden, eher ließ das Publikum nicht nach; und die Ergießungen des Wohlbe- hagens und Beyfalls waren nicht weniger ſtuͤrmiſch, als das erſtemal. Sodann wurden Kuͤnſtler und Kuͤnſtlerin herausgerufen; man beklatſchte ſie, rief ihnen in allen Sprachen die ſchmeichelhafteſten Dinge zu, und der Vor- hang ging endlich, unter einem wahren Tumult, langſam nieder. Wer die Franzoſen und Italiener in ihren Schauſpielhaͤuſern, vor ihren Lieblingsſtuͤcken, geſehen hat, kann ſich einen Begriff von den, als ſchwerfaͤllig verſchrieenen, Wienern machen, in den Augenblicken, wo ſie die beyden Vigano vor ſich ſahen. Auch war ihr Beyfall in der That noch mehr, als Geraͤuſch. Bey einer Vorſtellung, die zum Vortheile dieſes Paars gegeben wurde, bezahlte man die Logen mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/473
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/473>, abgerufen am 23.07.2024.