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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Wein- oder Bierkeller, wie sonst; aber er leg
nichts mehr zurück, und giebt seinen Töchtern
keine Ausstattungen von zehn, funfzehn und
zwanzig tausend Gulden mehr. Die höhern,
reichlich besoldeten Staatsbeamten, die übrig
hatten, haben so eben genug; die eben genug
hatten, haben zu wenig, und müssen mit
Pflicht und Gewissen wuchern. Die großen
Häuser, die sonst die Einkünfte von ihren Gü-
tern nicht halb verzehrten, brauchen sie ganz,
brauchen oft noch weit mehr, machen Schulden,
zerstücken ihre Güter, fallen Wucherern in die
Hände und sagen Krida an. Majoratsherren
häufen, wenn sie einen geitzigen, oder auch einen
wirthschaftlichen Vater oder Vormund haben,
während ihrer Minderjährigkeit, Schulden auf
Schulden, und bekommen für die Millionen,
die sie beym Antritt ihrer Güter zahlen müs-
sen, oft nur Hunderttausende. Als der jetzige
Fürst N. E**, kurz vor dem Tode seines
Vaters, wegen dritthalb Millionen Schulden
zum Verschwender erklärt wurde, fand es sich,

Wein- oder Bierkeller, wie ſonſt; aber er leg
nichts mehr zuruͤck, und giebt ſeinen Toͤchtern
keine Ausſtattungen von zehn, funfzehn und
zwanzig tauſend Gulden mehr. Die hoͤhern,
reichlich beſoldeten Staatsbeamten, die uͤbrig
hatten, haben ſo eben genug; die eben genug
hatten, haben zu wenig, und muͤſſen mit
Pflicht und Gewiſſen wuchern. Die großen
Haͤuſer, die ſonſt die Einkuͤnfte von ihren Guͤ-
tern nicht halb verzehrten, brauchen ſie ganz,
brauchen oft noch weit mehr, machen Schulden,
zerſtuͤcken ihre Guͤter, fallen Wucherern in die
Haͤnde und ſagen Krida an. Majoratsherren
haͤufen, wenn ſie einen geitzigen, oder auch einen
wirthſchaftlichen Vater oder Vormund haben,
waͤhrend ihrer Minderjaͤhrigkeit, Schulden auf
Schulden, und bekommen fuͤr die Millionen,
die ſie beym Antritt ihrer Guͤter zahlen muͤſ-
ſen, oft nur Hunderttauſende. Als der jetzige
Fuͤrſt N. E**, kurz vor dem Tode ſeines
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[174/0446] Wein- oder Bierkeller, wie ſonſt; aber er leg nichts mehr zuruͤck, und giebt ſeinen Toͤchtern keine Ausſtattungen von zehn, funfzehn und zwanzig tauſend Gulden mehr. Die hoͤhern, reichlich beſoldeten Staatsbeamten, die uͤbrig hatten, haben ſo eben genug; die eben genug hatten, haben zu wenig, und muͤſſen mit Pflicht und Gewiſſen wuchern. Die großen Haͤuſer, die ſonſt die Einkuͤnfte von ihren Guͤ- tern nicht halb verzehrten, brauchen ſie ganz, brauchen oft noch weit mehr, machen Schulden, zerſtuͤcken ihre Guͤter, fallen Wucherern in die Haͤnde und ſagen Krida an. Majoratsherren haͤufen, wenn ſie einen geitzigen, oder auch einen wirthſchaftlichen Vater oder Vormund haben, waͤhrend ihrer Minderjaͤhrigkeit, Schulden auf Schulden, und bekommen fuͤr die Millionen, die ſie beym Antritt ihrer Guͤter zahlen muͤſ- ſen, oft nur Hunderttauſende. Als der jetzige Fuͤrſt N. E**, kurz vor dem Tode ſeines Vaters, wegen dritthalb Millionen Schulden zum Verſchwender erklaͤrt wurde, fand es ſich,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/446>, abgerufen am 23.11.2024.