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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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daß er kaum Eine Million empfangen hatte.
Die Kunstgriffe der Wucherer sind hier übri-
gens dieselben, die aus der Geschichte von
London, Paris und andern großen Städten
bekannt genug sind. Sie halten 30, 40, bis
50 fürs Hundert noch für christlich; manche
aber bringen ihre Gelder auch zu 100 und 150
vom Hundert an. Man hat mir einen Men-
schen gezeigt, der, durch bloße Mäkeley bey
Wuchergeschäften, seit ungefähr 6 Jahren ein
Vermögen von 200,000 Gulden zusammen zu
bringen wußte. Diese Geisseln fallen besonders
den Großen empfindlich, weil diese, wenn sie
einmal borgen müssen, theils aus Ehrgeitz,
theils aus Noth, große Summen aufnehmen;
und große Summen sind den Wucherern, wie sie
bey vollem eisernen Kasten vorgeben, immer am
schwersten bey ihren guten Freunden aufzubringen.

Die ersten und reichsten fürstlichen Fami-
lien sind jetzt in Wien die Auersberg, Ba-
thyani, Colloredo, Ditrichstein, Ester-
hasy, Kaunitz, Kinsky, Krasalkowitz,

daß er kaum Eine Million empfangen hatte.
Die Kunſtgriffe der Wucherer ſind hier uͤbri-
gens dieſelben, die aus der Geſchichte von
London, Paris und andern großen Staͤdten
bekannt genug ſind. Sie halten 30, 40, bis
50 fuͤrs Hundert noch fuͤr chriſtlich; manche
aber bringen ihre Gelder auch zu 100 und 150
vom Hundert an. Man hat mir einen Men-
ſchen gezeigt, der, durch bloße Maͤkeley bey
Wuchergeſchaͤften, ſeit ungefaͤhr 6 Jahren ein
Vermoͤgen von 200,000 Gulden zuſammen zu
bringen wußte. Dieſe Geiſſeln fallen beſonders
den Großen empfindlich, weil dieſe, wenn ſie
einmal borgen muͤſſen, theils aus Ehrgeitz,
theils aus Noth, große Summen aufnehmen;
und große Summen ſind den Wucherern, wie ſie
bey vollem eiſernen Kaſten vorgeben, immer am
ſchwerſten bey ihren guten Freunden aufzubringen.

Die erſten und reichſten fuͤrſtlichen Fami-
lien ſind jetzt in Wien die Auersberg, Ba-
thyani, Colloredo, Ditrichſtein, Eſter-
haſy, Kaunitz, Kinsky, Kraſalkowitz,

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[175/0447] daß er kaum Eine Million empfangen hatte. Die Kunſtgriffe der Wucherer ſind hier uͤbri- gens dieſelben, die aus der Geſchichte von London, Paris und andern großen Staͤdten bekannt genug ſind. Sie halten 30, 40, bis 50 fuͤrs Hundert noch fuͤr chriſtlich; manche aber bringen ihre Gelder auch zu 100 und 150 vom Hundert an. Man hat mir einen Men- ſchen gezeigt, der, durch bloße Maͤkeley bey Wuchergeſchaͤften, ſeit ungefaͤhr 6 Jahren ein Vermoͤgen von 200,000 Gulden zuſammen zu bringen wußte. Dieſe Geiſſeln fallen beſonders den Großen empfindlich, weil dieſe, wenn ſie einmal borgen muͤſſen, theils aus Ehrgeitz, theils aus Noth, große Summen aufnehmen; und große Summen ſind den Wucherern, wie ſie bey vollem eiſernen Kaſten vorgeben, immer am ſchwerſten bey ihren guten Freunden aufzubringen. Die erſten und reichſten fuͤrſtlichen Fami- lien ſind jetzt in Wien die Auersberg, Ba- thyani, Colloredo, Ditrichſtein, Eſter- haſy, Kaunitz, Kinsky, Kraſalkowitz,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/447>, abgerufen am 23.11.2024.