Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Tag, doch wenigstens einige Stunden, eben-
falls in der Stadt zu; und in dem allgemeinen
Getümmel dieses engen Standplatzes rollen
über Zwey Tausend eigene Wagen, über drey
Hundert Stadtlohnwagen, über Sechs Hun-
dert Fiaker, mit Sechsen, Vieren und Zweyen
bespannt, vom frühesten Morgen bis in die
späteste Nacht lärmend herum. Die Wagen,
worauf die Zufuhr für den allgemeinen Be-
darf und Ueberfluß nach der Stadt geschaft
wird, deute ich nur an.

Alles also, was arbeiten und müßig gehen,
leben und schwelgen, sehen und gesehen wer-
den will, drängt sich nach dem Kerne der
Stadt hin und wohnt in demselben enge auf
einander. Da der Umfang nicht erweitert
werden kann, so fährt man in die Höhe auf;
und dieser Umstand bestimmt die Bauart des
eigentlichen Wien.

Man sieht sich sonach in dessen Straßen
wie in Graben eingeschlossen, die ziemlich von
gleicher Tiefe sind, und sich nur durch Länge

und

Tag, doch wenigſtens einige Stunden, eben-
falls in der Stadt zu; und in dem allgemeinen
Getuͤmmel dieſes engen Standplatzes rollen
uͤber Zwey Tauſend eigene Wagen, uͤber drey
Hundert Stadtlohnwagen, uͤber Sechs Hun-
dert Fiaker, mit Sechſen, Vieren und Zweyen
beſpannt, vom fruͤheſten Morgen bis in die
ſpaͤteſte Nacht laͤrmend herum. Die Wagen,
worauf die Zufuhr fuͤr den allgemeinen Be-
darf und Ueberfluß nach der Stadt geſchaft
wird, deute ich nur an.

Alles alſo, was arbeiten und muͤßig gehen,
leben und ſchwelgen, ſehen und geſehen wer-
den will, draͤngt ſich nach dem Kerne der
Stadt hin und wohnt in demſelben enge auf
einander. Da der Umfang nicht erweitert
werden kann, ſo faͤhrt man in die Hoͤhe auf;
und dieſer Umſtand beſtimmt die Bauart des
eigentlichen Wien.

Man ſieht ſich ſonach in deſſen Straßen
wie in Graben eingeſchloſſen, die ziemlich von
gleicher Tiefe ſind, und ſich nur durch Laͤnge

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0416" n="144"/>
Tag, doch wenig&#x017F;tens einige Stunden, eben-<lb/>
falls in der Stadt zu; und in dem allgemeinen<lb/>
Getu&#x0364;mmel die&#x017F;es engen Standplatzes rollen<lb/>
u&#x0364;ber Zwey Tau&#x017F;end eigene Wagen, u&#x0364;ber drey<lb/>
Hundert Stadtlohnwagen, u&#x0364;ber Sechs Hun-<lb/>
dert Fiaker, mit Sech&#x017F;en, Vieren und Zweyen<lb/>
be&#x017F;pannt, vom fru&#x0364;he&#x017F;ten Morgen bis in die<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;te Nacht la&#x0364;rmend herum. Die Wagen,<lb/>
worauf die Zufuhr fu&#x0364;r den allgemeinen Be-<lb/>
darf und Ueberfluß nach der Stadt ge&#x017F;chaft<lb/>
wird, deute ich nur an.</p><lb/>
              <p>Alles al&#x017F;o, was arbeiten und mu&#x0364;ßig gehen,<lb/>
leben und &#x017F;chwelgen, &#x017F;ehen und ge&#x017F;ehen wer-<lb/>
den will, dra&#x0364;ngt &#x017F;ich nach dem Kerne der<lb/>
Stadt hin und wohnt in dem&#x017F;elben enge auf<lb/>
einander. Da der Umfang nicht erweitert<lb/>
werden kann, &#x017F;o fa&#x0364;hrt man in die Ho&#x0364;he auf;<lb/>
und die&#x017F;er Um&#x017F;tand be&#x017F;timmt die Bauart des<lb/>
eigentlichen Wien.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;ieht &#x017F;ich &#x017F;onach in de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#g">Straßen</hi><lb/>
wie in Graben einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die ziemlich von<lb/>
gleicher Tiefe &#x017F;ind, und &#x017F;ich nur durch La&#x0364;nge<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0416] Tag, doch wenigſtens einige Stunden, eben- falls in der Stadt zu; und in dem allgemeinen Getuͤmmel dieſes engen Standplatzes rollen uͤber Zwey Tauſend eigene Wagen, uͤber drey Hundert Stadtlohnwagen, uͤber Sechs Hun- dert Fiaker, mit Sechſen, Vieren und Zweyen beſpannt, vom fruͤheſten Morgen bis in die ſpaͤteſte Nacht laͤrmend herum. Die Wagen, worauf die Zufuhr fuͤr den allgemeinen Be- darf und Ueberfluß nach der Stadt geſchaft wird, deute ich nur an. Alles alſo, was arbeiten und muͤßig gehen, leben und ſchwelgen, ſehen und geſehen wer- den will, draͤngt ſich nach dem Kerne der Stadt hin und wohnt in demſelben enge auf einander. Da der Umfang nicht erweitert werden kann, ſo faͤhrt man in die Hoͤhe auf; und dieſer Umſtand beſtimmt die Bauart des eigentlichen Wien. Man ſieht ſich ſonach in deſſen Straßen wie in Graben eingeſchloſſen, die ziemlich von gleicher Tiefe ſind, und ſich nur durch Laͤnge und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/416
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/416>, abgerufen am 26.11.2024.