Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

als Inhaber der höhern Hof- und Staatsstel-
len leben. Auf sie folgt ein Heer von Gesand-
ten, jeder Ordnung, die mehr oder weniger
glänzende Häuser machen. Wechsler, Negoti-
anten, Geschäftsträger, auch nur bloße Haus-
besitzer, wetteifern in Reichthum und Genuß.
Kaufleute, Lieferer, Vorkäufer und Unter-
nehmer aller Art folgen ihnen auf dem Fuße;
eine wohlhabende, nicht geitzige Bürgerschaft
verkehrt und lebt unter diesem Getümmel, und
macht es auch ihrerseits geräuschvoller; und
endlich verstärkt ein Heer von Staatsbeamten,
das durch zwölf bis funfzehn Hof- und Staats-
kollegien gestellt wird, verstärkt den Zehr- und
Genußdrang, und schwellt den Menschenstrom
in dem Grade an, wie er sich besonders auf
dem Burgplatz, auf dem Kohlenmarkt,
auf dem Stockam Eisenplatze, in der
Kärnthner Straße, auf dem hohen
Markt, auf dem Hofe und am Graben
zeigt. Von den Bewohnern der Vorstädte
bringt gewiß ein Drittel, wo nicht den ganzen

als Inhaber der hoͤhern Hof- und Staatsſtel-
len leben. Auf ſie folgt ein Heer von Geſand-
ten, jeder Ordnung, die mehr oder weniger
glaͤnzende Haͤuſer machen. Wechsler, Negoti-
anten, Geſchaͤftstraͤger, auch nur bloße Haus-
beſitzer, wetteifern in Reichthum und Genuß.
Kaufleute, Lieferer, Vorkaͤufer und Unter-
nehmer aller Art folgen ihnen auf dem Fuße;
eine wohlhabende, nicht geitzige Buͤrgerſchaft
verkehrt und lebt unter dieſem Getuͤmmel, und
macht es auch ihrerſeits geraͤuſchvoller; und
endlich verſtaͤrkt ein Heer von Staatsbeamten,
das durch zwoͤlf bis funfzehn Hof- und Staats-
kollegien geſtellt wird, verſtaͤrkt den Zehr- und
Genußdrang, und ſchwellt den Menſchenſtrom
in dem Grade an, wie er ſich beſonders auf
dem Burgplatz, auf dem Kohlenmarkt,
auf dem Stockam Eiſenplatze, in der
Kaͤrnthner Straße, auf dem hohen
Markt, auf dem Hofe und am Graben
zeigt. Von den Bewohnern der Vorſtaͤdte
bringt gewiß ein Drittel, wo nicht den ganzen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0415" n="143"/>
als Inhaber der ho&#x0364;hern Hof- und Staats&#x017F;tel-<lb/>
len leben. Auf &#x017F;ie folgt ein Heer von Ge&#x017F;and-<lb/>
ten, jeder Ordnung, die mehr oder weniger<lb/>
gla&#x0364;nzende Ha&#x0364;u&#x017F;er machen. Wechsler, Negoti-<lb/>
anten, Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;ger, auch nur bloße Haus-<lb/>
be&#x017F;itzer, wetteifern in Reichthum und Genuß.<lb/>
Kaufleute, Lieferer, Vorka&#x0364;ufer und Unter-<lb/>
nehmer aller Art folgen ihnen auf dem Fuße;<lb/>
eine wohlhabende, nicht geitzige Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft<lb/>
verkehrt und lebt unter die&#x017F;em Getu&#x0364;mmel, und<lb/>
macht es auch ihrer&#x017F;eits gera&#x0364;u&#x017F;chvoller; und<lb/>
endlich ver&#x017F;ta&#x0364;rkt ein Heer von Staatsbeamten,<lb/>
das durch zwo&#x0364;lf bis funfzehn Hof- und Staats-<lb/>
kollegien ge&#x017F;tellt wird, ver&#x017F;ta&#x0364;rkt den Zehr- und<lb/>
Genußdrang, und &#x017F;chwellt den Men&#x017F;chen&#x017F;trom<lb/>
in dem Grade an, wie er &#x017F;ich be&#x017F;onders auf<lb/>
dem <hi rendition="#g">Burgplatz</hi>, auf dem <hi rendition="#g">Kohlenmarkt</hi>,<lb/>
auf dem <hi rendition="#g">Stockam Ei&#x017F;enplatze</hi>, in der<lb/><hi rendition="#g">Ka&#x0364;rnthner Straße</hi>, auf dem <hi rendition="#g">hohen<lb/>
Markt</hi>, auf dem <hi rendition="#g">Hofe</hi> und <hi rendition="#g">am Graben</hi><lb/>
zeigt. Von den Bewohnern der Vor&#x017F;ta&#x0364;dte<lb/>
bringt gewiß ein Drittel, wo nicht den ganzen<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0415] als Inhaber der hoͤhern Hof- und Staatsſtel- len leben. Auf ſie folgt ein Heer von Geſand- ten, jeder Ordnung, die mehr oder weniger glaͤnzende Haͤuſer machen. Wechsler, Negoti- anten, Geſchaͤftstraͤger, auch nur bloße Haus- beſitzer, wetteifern in Reichthum und Genuß. Kaufleute, Lieferer, Vorkaͤufer und Unter- nehmer aller Art folgen ihnen auf dem Fuße; eine wohlhabende, nicht geitzige Buͤrgerſchaft verkehrt und lebt unter dieſem Getuͤmmel, und macht es auch ihrerſeits geraͤuſchvoller; und endlich verſtaͤrkt ein Heer von Staatsbeamten, das durch zwoͤlf bis funfzehn Hof- und Staats- kollegien geſtellt wird, verſtaͤrkt den Zehr- und Genußdrang, und ſchwellt den Menſchenſtrom in dem Grade an, wie er ſich beſonders auf dem Burgplatz, auf dem Kohlenmarkt, auf dem Stockam Eiſenplatze, in der Kaͤrnthner Straße, auf dem hohen Markt, auf dem Hofe und am Graben zeigt. Von den Bewohnern der Vorſtaͤdte bringt gewiß ein Drittel, wo nicht den ganzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/415
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/415>, abgerufen am 10.05.2024.