hafte Figuren, die, mit dem Rücken gegen ein- ander, mit künstlich verschränkten Füßen, em- por gestreckten Armen und schwer belastetem Körper, ohne alle Verzerrung und Ueberla- dung, da stehen, tragen eine runde Schaale vom schönsten Verhältnisse. In dieser Schaale sieht man eine Gruppe von Seefischen, die, auf emporgehobenen Schwänzen, eine Muschel in die Höhe halten, in welcher ein Triton sitzt, der aus seinem Horn einen acht Schuh hohen Wasserstrahl ausschießt, welcher in Tropfen auf die Muschel zurück, aus dieser in die Schaale, und zuletzt aus dieser in das große Wasserbecken herab fällt. Säulensteine, die durch Ketten zusammen haugen, schließen das Ganze ein.
Ich habe dieses, mit Leichtigkeit und Rich- tigkeit ausgeführte, Kunstwerk, wenn ich aus meinem Fenster sehe, vor mir, und mein Auge kömmt von dem Dom und der Residenz im- mer fort mit neuem Wohlgefallen auf dasselbe zurück. Wenn ich morgen mit dem ersten
hafte Figuren, die, mit dem Ruͤcken gegen ein- ander, mit kuͤnſtlich verſchraͤnkten Fuͤßen, em- por geſtreckten Armen und ſchwer belaſtetem Koͤrper, ohne alle Verzerrung und Ueberla- dung, da ſtehen, tragen eine runde Schaale vom ſchoͤnſten Verhaͤltniſſe. In dieſer Schaale ſieht man eine Gruppe von Seefiſchen, die, auf emporgehobenen Schwaͤnzen, eine Muſchel in die Hoͤhe halten, in welcher ein Triton ſitzt, der aus ſeinem Horn einen acht Schuh hohen Waſſerſtrahl ausſchießt, welcher in Tropfen auf die Muſchel zuruͤck, aus dieſer in die Schaale, und zuletzt aus dieſer in das große Waſſerbecken herab faͤllt. Saͤulenſteine, die durch Ketten zuſammen haugen, ſchließen das Ganze ein.
Ich habe dieſes, mit Leichtigkeit und Rich- tigkeit ausgefuͤhrte, Kunſtwerk, wenn ich aus meinem Fenſter ſehe, vor mir, und mein Auge koͤmmt von dem Dom und der Reſidenz im- mer fort mit neuem Wohlgefallen auf daſſelbe zuruͤck. Wenn ich morgen mit dem erſten
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hafte Figuren, die, mit dem Ruͤcken gegen ein-
ander, mit kuͤnſtlich verſchraͤnkten Fuͤßen, em-
por geſtreckten Armen und ſchwer belaſtetem
Koͤrper, ohne alle Verzerrung und Ueberla-
dung, da ſtehen, tragen eine runde Schaale
vom ſchoͤnſten Verhaͤltniſſe. In dieſer Schaale
ſieht man eine Gruppe von Seefiſchen, die,
auf emporgehobenen Schwaͤnzen, eine Muſchel
in die Hoͤhe halten, in welcher ein Triton ſitzt,
der aus ſeinem Horn einen acht Schuh hohen
Waſſerſtrahl ausſchießt, welcher in Tropfen
auf die Muſchel zuruͤck, aus dieſer in die
Schaale, und zuletzt aus dieſer in das große
Waſſerbecken herab faͤllt. Saͤulenſteine, die
durch Ketten zuſammen haugen, ſchließen das
Ganze ein.
Ich habe dieſes, mit Leichtigkeit und Rich-
tigkeit ausgefuͤhrte, Kunſtwerk, wenn ich aus
meinem Fenſter ſehe, vor mir, und mein Auge
koͤmmt von dem Dom und der Reſidenz im-
mer fort mit neuem Wohlgefallen auf daſſelbe
zuruͤck. Wenn ich morgen mit dem erſten
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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