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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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Da es seit einigen Tagen sehr geregnet
hatte, so waren mehrere Flüßchen angeschwol-
len, die mich zwangen, die folgende Nacht
hier still zu liegen. Als ich den andern Mor-
gen erwachte, fand ich alle Dächer mit Schnee
überzogen. Es war der 24ste May!

Jch machte mich indessen doch auf den
Weg nach Landshut (4 M.) Der Weg zog
sich immer bergauf, mittelst einer treflichen,
vor kurzem erst angelegten Straße, die unter-
halb gepflastert und oberhalb mit Kies beschüt-
tet war. Hinter Freyberg, einem Oertchen
mit Bergwerken, stieg der Weg immer höher,
und allmählig öffnete sich hinter mir eine Aus-
sicht, die sehr weitläuftig war, während vor
und neben mir ein Schuh hoher Schnee lag,
der die grünenden Saaten und blühenden Kirsch-
bäume bedeckte. Wenn man den Berg erstie-
gen hat, so fährt man auf dessen Rücken eine
Weile fort, läßt das Schloß Fürstenstein
linker Hand zwischen seinen Klippen und Wäl-
dern liegen, und steigt endlich wieder hinunter,

Da es ſeit einigen Tagen ſehr geregnet
hatte, ſo waren mehrere Fluͤßchen angeſchwol-
len, die mich zwangen, die folgende Nacht
hier ſtill zu liegen. Als ich den andern Mor-
gen erwachte, fand ich alle Daͤcher mit Schnee
uͤberzogen. Es war der 24ſte May!

Jch machte mich indeſſen doch auf den
Weg nach Landshut (4 M.) Der Weg zog
ſich immer bergauf, mittelſt einer treflichen,
vor kurzem erſt angelegten Straße, die unter-
halb gepflaſtert und oberhalb mit Kies beſchuͤt-
tet war. Hinter Freyberg, einem Oertchen
mit Bergwerken, ſtieg der Weg immer hoͤher,
und allmaͤhlig oͤffnete ſich hinter mir eine Aus-
ſicht, die ſehr weitlaͤuftig war, waͤhrend vor
und neben mir ein Schuh hoher Schnee lag,
der die gruͤnenden Saaten und bluͤhenden Kirſch-
baͤume bedeckte. Wenn man den Berg erſtie-
gen hat, ſo faͤhrt man auf deſſen Ruͤcken eine
Weile fort, laͤßt das Schloß Fuͤrſtenſtein
linker Hand zwiſchen ſeinen Klippen und Waͤl-
dern liegen, und ſteigt endlich wieder hinunter,

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[226/0236] Da es ſeit einigen Tagen ſehr geregnet hatte, ſo waren mehrere Fluͤßchen angeſchwol- len, die mich zwangen, die folgende Nacht hier ſtill zu liegen. Als ich den andern Mor- gen erwachte, fand ich alle Daͤcher mit Schnee uͤberzogen. Es war der 24ſte May! Jch machte mich indeſſen doch auf den Weg nach Landshut (4 M.) Der Weg zog ſich immer bergauf, mittelſt einer treflichen, vor kurzem erſt angelegten Straße, die unter- halb gepflaſtert und oberhalb mit Kies beſchuͤt- tet war. Hinter Freyberg, einem Oertchen mit Bergwerken, ſtieg der Weg immer hoͤher, und allmaͤhlig oͤffnete ſich hinter mir eine Aus- ſicht, die ſehr weitlaͤuftig war, waͤhrend vor und neben mir ein Schuh hoher Schnee lag, der die gruͤnenden Saaten und bluͤhenden Kirſch- baͤume bedeckte. Wenn man den Berg erſtie- gen hat, ſo faͤhrt man auf deſſen Ruͤcken eine Weile fort, laͤßt das Schloß Fuͤrſtenſtein linker Hand zwiſchen ſeinen Klippen und Waͤl- dern liegen, und ſteigt endlich wieder hinunter,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/236>, abgerufen am 02.05.2024.