nach Landshut hinein, das zuerst mit ganz auf die Erde gedrückten Dächern erscheint, all- mählig aber sich erhebt und mit zweystöckigen Häusern, die Wohlhabenheit ankündigen, vor einem steht.
Von Landshut an ist ein ewiges Steigen. Gruppen beträchtlicher Berge standen vor und neben mir. Je höher ich kam, desto tiefer war der Schnee, und auf dem höchsten Punkte des Berges fand ich die Spur verschneyet und war mitten in einer dichten Schneewolke, die sich so reichlich entlud, als ob ich dem Decem- ber so nahe gewesen wäre, als dem Junius. Es ging endlich wieder bergunter und ich er- blickte von oben herab Schmiedeberg. Rechts und links behielt ich schroffe Felsen und fin- stern Wald, und ein paar Stürzbäche ließen sich rauschend neben mir vernehmen.
Die Menschen, die hier herum wohnen, waren dieses Wetters in dieser Jahrszeit ge- wohnt und sie versicherten mich, noch später im Jahre solche Rückfälle des Frühlings in den
nach Landshut hinein, das zuerſt mit ganz auf die Erde gedruͤckten Daͤchern erſcheint, all- maͤhlig aber ſich erhebt und mit zweyſtoͤckigen Haͤuſern, die Wohlhabenheit ankuͤndigen, vor einem ſteht.
Von Landshut an iſt ein ewiges Steigen. Gruppen betraͤchtlicher Berge ſtanden vor und neben mir. Je hoͤher ich kam, deſto tiefer war der Schnee, und auf dem hoͤchſten Punkte des Berges fand ich die Spur verſchneyet und war mitten in einer dichten Schneewolke, die ſich ſo reichlich entlud, als ob ich dem Decem- ber ſo nahe geweſen waͤre, als dem Junius. Es ging endlich wieder bergunter und ich er- blickte von oben herab Schmiedeberg. Rechts und links behielt ich ſchroffe Felſen und fin- ſtern Wald, und ein paar Stuͤrzbaͤche ließen ſich rauſchend neben mir vernehmen.
Die Menſchen, die hier herum wohnen, waren dieſes Wetters in dieſer Jahrszeit ge- wohnt und ſie verſicherten mich, noch ſpaͤter im Jahre ſolche Ruͤckfaͤlle des Fruͤhlings in den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0237"n="227"/>
nach <hirendition="#g">Landshut</hi> hinein, das zuerſt mit ganz<lb/>
auf die Erde gedruͤckten Daͤchern erſcheint, all-<lb/>
maͤhlig aber ſich erhebt und mit zweyſtoͤckigen<lb/>
Haͤuſern, die Wohlhabenheit ankuͤndigen, vor<lb/>
einem ſteht.</p><lb/><p>Von Landshut an iſt ein ewiges Steigen.<lb/>
Gruppen betraͤchtlicher Berge ſtanden vor und<lb/>
neben mir. Je hoͤher ich kam, deſto tiefer war<lb/>
der Schnee, und auf dem hoͤchſten Punkte des<lb/>
Berges fand ich die Spur verſchneyet und<lb/>
war mitten in einer dichten Schneewolke, die<lb/>ſich ſo reichlich entlud, als ob ich dem Decem-<lb/>
ber ſo nahe geweſen waͤre, als dem Junius.<lb/>
Es ging endlich wieder bergunter und ich er-<lb/>
blickte von oben herab <hirendition="#g">Schmiedeberg</hi>. Rechts<lb/>
und links behielt ich ſchroffe Felſen und fin-<lb/>ſtern Wald, und ein paar Stuͤrzbaͤche ließen<lb/>ſich rauſchend neben mir vernehmen.</p><lb/><p>Die Menſchen, die hier herum wohnen,<lb/>
waren dieſes Wetters in dieſer Jahrszeit ge-<lb/>
wohnt und ſie verſicherten mich, noch ſpaͤter<lb/>
im Jahre ſolche Ruͤckfaͤlle des Fruͤhlings in den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[227/0237]
nach Landshut hinein, das zuerſt mit ganz
auf die Erde gedruͤckten Daͤchern erſcheint, all-
maͤhlig aber ſich erhebt und mit zweyſtoͤckigen
Haͤuſern, die Wohlhabenheit ankuͤndigen, vor
einem ſteht.
Von Landshut an iſt ein ewiges Steigen.
Gruppen betraͤchtlicher Berge ſtanden vor und
neben mir. Je hoͤher ich kam, deſto tiefer war
der Schnee, und auf dem hoͤchſten Punkte des
Berges fand ich die Spur verſchneyet und
war mitten in einer dichten Schneewolke, die
ſich ſo reichlich entlud, als ob ich dem Decem-
ber ſo nahe geweſen waͤre, als dem Junius.
Es ging endlich wieder bergunter und ich er-
blickte von oben herab Schmiedeberg. Rechts
und links behielt ich ſchroffe Felſen und fin-
ſtern Wald, und ein paar Stuͤrzbaͤche ließen
ſich rauſchend neben mir vernehmen.
Die Menſchen, die hier herum wohnen,
waren dieſes Wetters in dieſer Jahrszeit ge-
wohnt und ſie verſicherten mich, noch ſpaͤter
im Jahre ſolche Ruͤckfaͤlle des Fruͤhlings in den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/237>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.