fallenen Anblick. Uebrigens ist dieß Werk nebst Garten auf klarem Sande erbauet und ange- legt worden.
Von Wolborz auf Petrikau (2 M.) ist der Weg anfangs offen und frey; bald aber kommt man durch kleine kurze Heyden, die sich allmählig in Wald umsetzen, welcher sodann bis nahe vor Petrikau fortdauert. Diese Stadt ist die erste nach Warschau, wel- che, auf diesem Wege, aus der Ferne beträcht- lich ins Auge fällt. Die Kirchen und mehrere ansehnliche Häuser, die an Anhöhen gelehnt sind, nehmen sich von außem gut aus; kommt man aber näher, so erstarrt man über den Schmutz, die Verfallenheit und Aermlichkeit, die einem in der, fast ganz von Juden bewohn- ten, Vorstadt, in die Augen fallen. Leidlicher werden die Umgebungen, wenn man in den Ort selbst kommt, wo man, für eine polnische Stadt, ungewöhnlich viel steinerne Häuser an- trifft, die jedoch stellenweise von Brandstätten und Schutt traurig unterbrochen werden. Die
fallenen Anblick. Uebrigens iſt dieß Werk nebſt Garten auf klarem Sande erbauet und ange- legt worden.
Von Wolborz auf Petrikau (2 M.) iſt der Weg anfangs offen und frey; bald aber kommt man durch kleine kurze Heyden, die ſich allmaͤhlig in Wald umſetzen, welcher ſodann bis nahe vor Petrikau fortdauert. Dieſe Stadt iſt die erſte nach Warſchau, wel- che, auf dieſem Wege, aus der Ferne betraͤcht- lich ins Auge faͤllt. Die Kirchen und mehrere anſehnliche Haͤuſer, die an Anhoͤhen gelehnt ſind, nehmen ſich von außem gut aus; kommt man aber naͤher, ſo erſtarrt man uͤber den Schmutz, die Verfallenheit und Aermlichkeit, die einem in der, faſt ganz von Juden bewohn- ten, Vorſtadt, in die Augen fallen. Leidlicher werden die Umgebungen, wenn man in den Ort ſelbſt kommt, wo man, fuͤr eine polniſche Stadt, ungewoͤhnlich viel ſteinerne Haͤuſer an- trifft, die jedoch ſtellenweiſe von Brandſtaͤtten und Schutt traurig unterbrochen werden. Die
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[202/0212]
fallenen Anblick. Uebrigens iſt dieß Werk nebſt
Garten auf klarem Sande erbauet und ange-
legt worden.
Von Wolborz auf Petrikau (2 M.)
iſt der Weg anfangs offen und frey; bald
aber kommt man durch kleine kurze Heyden,
die ſich allmaͤhlig in Wald umſetzen, welcher
ſodann bis nahe vor Petrikau fortdauert.
Dieſe Stadt iſt die erſte nach Warſchau, wel-
che, auf dieſem Wege, aus der Ferne betraͤcht-
lich ins Auge faͤllt. Die Kirchen und mehrere
anſehnliche Haͤuſer, die an Anhoͤhen gelehnt
ſind, nehmen ſich von außem gut aus; kommt
man aber naͤher, ſo erſtarrt man uͤber den
Schmutz, die Verfallenheit und Aermlichkeit,
die einem in der, faſt ganz von Juden bewohn-
ten, Vorſtadt, in die Augen fallen. Leidlicher
werden die Umgebungen, wenn man in den
Ort ſelbſt kommt, wo man, fuͤr eine polniſche
Stadt, ungewoͤhnlich viel ſteinerne Haͤuſer an-
trifft, die jedoch ſtellenweiſe von Brandſtaͤtten
und Schutt traurig unterbrochen werden. Die
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/212>, abgerufen am 16.02.2025.
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