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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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besorgte; der Posthalter selbst war noch ein
Pole; er gab die Pferde, und das Geld da-
für nahm die preußische Verwaltung. Diese
ließ sich auch schon die Arbeit eines Wagen-
meisters zu meinem Fortkommen bezahlen, un-
geachtet ich von keinem Wagenmeister etwas
gesehen hatte, ungefähr so, wie ich hier und
da im deutschen Reiche schon Weggeld für We-
ge habe bezahlen müssen, die -- nicht da
waren.

Daß übrigens die hier angesetzten neuen
preußischen Postbedienten nur, im eigentlichen
Verstande, zwey Worte Polnisch konnten,
wunderte mich so sehr nicht, wenn ich bedach-
te, daß bey schnellen Besetzungen solcher Art
nicht erst lange untersucht werden kann, ob die
Leute, die man für diese Stellen braucht, auch
wirklich mehr als zwey Worte von der Spra-
che des neuen Landes verstehen, besonders
wenn ihre Vorgesetzten selbst von dieser Spra-
che nichts wissen. Ein Beweis, daß selbst in
Staaten, die so regelmäßig eingerichtet sind

beſorgte; der Poſthalter ſelbſt war noch ein
Pole; er gab die Pferde, und das Geld da-
fuͤr nahm die preußiſche Verwaltung. Dieſe
ließ ſich auch ſchon die Arbeit eines Wagen-
meiſters zu meinem Fortkommen bezahlen, un-
geachtet ich von keinem Wagenmeiſter etwas
geſehen hatte, ungefaͤhr ſo, wie ich hier und
da im deutſchen Reiche ſchon Weggeld fuͤr We-
ge habe bezahlen muͤſſen, die — nicht da
waren.

Daß uͤbrigens die hier angeſetzten neuen
preußiſchen Poſtbedienten nur, im eigentlichen
Verſtande, zwey Worte Polniſch konnten,
wunderte mich ſo ſehr nicht, wenn ich bedach-
te, daß bey ſchnellen Beſetzungen ſolcher Art
nicht erſt lange unterſucht werden kann, ob die
Leute, die man fuͤr dieſe Stellen braucht, auch
wirklich mehr als zwey Worte von der Spra-
che des neuen Landes verſtehen, beſonders
wenn ihre Vorgeſetzten ſelbſt von dieſer Spra-
che nichts wiſſen. Ein Beweis, daß ſelbſt in
Staaten, die ſo regelmaͤßig eingerichtet ſind

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[196/0206] beſorgte; der Poſthalter ſelbſt war noch ein Pole; er gab die Pferde, und das Geld da- fuͤr nahm die preußiſche Verwaltung. Dieſe ließ ſich auch ſchon die Arbeit eines Wagen- meiſters zu meinem Fortkommen bezahlen, un- geachtet ich von keinem Wagenmeiſter etwas geſehen hatte, ungefaͤhr ſo, wie ich hier und da im deutſchen Reiche ſchon Weggeld fuͤr We- ge habe bezahlen muͤſſen, die — nicht da waren. Daß uͤbrigens die hier angeſetzten neuen preußiſchen Poſtbedienten nur, im eigentlichen Verſtande, zwey Worte Polniſch konnten, wunderte mich ſo ſehr nicht, wenn ich bedach- te, daß bey ſchnellen Beſetzungen ſolcher Art nicht erſt lange unterſucht werden kann, ob die Leute, die man fuͤr dieſe Stellen braucht, auch wirklich mehr als zwey Worte von der Spra- che des neuen Landes verſtehen, beſonders wenn ihre Vorgeſetzten ſelbſt von dieſer Spra- che nichts wiſſen. Ein Beweis, daß ſelbſt in Staaten, die ſo regelmaͤßig eingerichtet ſind

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/206>, abgerufen am 24.11.2024.