besorgte; der Posthalter selbst war noch ein Pole; er gab die Pferde, und das Geld da- für nahm die preußische Verwaltung. Diese ließ sich auch schon die Arbeit eines Wagen- meisters zu meinem Fortkommen bezahlen, un- geachtet ich von keinem Wagenmeister etwas gesehen hatte, ungefähr so, wie ich hier und da im deutschen Reiche schon Weggeld für We- ge habe bezahlen müssen, die -- nicht da waren.
Daß übrigens die hier angesetzten neuen preußischen Postbedienten nur, im eigentlichen Verstande, zwey Worte Polnisch konnten, wunderte mich so sehr nicht, wenn ich bedach- te, daß bey schnellen Besetzungen solcher Art nicht erst lange untersucht werden kann, ob die Leute, die man für diese Stellen braucht, auch wirklich mehr als zwey Worte von der Spra- che des neuen Landes verstehen, besonders wenn ihre Vorgesetzten selbst von dieser Spra- che nichts wissen. Ein Beweis, daß selbst in Staaten, die so regelmäßig eingerichtet sind
beſorgte; der Poſthalter ſelbſt war noch ein Pole; er gab die Pferde, und das Geld da- fuͤr nahm die preußiſche Verwaltung. Dieſe ließ ſich auch ſchon die Arbeit eines Wagen- meiſters zu meinem Fortkommen bezahlen, un- geachtet ich von keinem Wagenmeiſter etwas geſehen hatte, ungefaͤhr ſo, wie ich hier und da im deutſchen Reiche ſchon Weggeld fuͤr We- ge habe bezahlen muͤſſen, die — nicht da waren.
Daß uͤbrigens die hier angeſetzten neuen preußiſchen Poſtbedienten nur, im eigentlichen Verſtande, zwey Worte Polniſch konnten, wunderte mich ſo ſehr nicht, wenn ich bedach- te, daß bey ſchnellen Beſetzungen ſolcher Art nicht erſt lange unterſucht werden kann, ob die Leute, die man fuͤr dieſe Stellen braucht, auch wirklich mehr als zwey Worte von der Spra- che des neuen Landes verſtehen, beſonders wenn ihre Vorgeſetzten ſelbſt von dieſer Spra- che nichts wiſſen. Ein Beweis, daß ſelbſt in Staaten, die ſo regelmaͤßig eingerichtet ſind
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[196/0206]
beſorgte; der Poſthalter ſelbſt war noch ein
Pole; er gab die Pferde, und das Geld da-
fuͤr nahm die preußiſche Verwaltung. Dieſe
ließ ſich auch ſchon die Arbeit eines Wagen-
meiſters zu meinem Fortkommen bezahlen, un-
geachtet ich von keinem Wagenmeiſter etwas
geſehen hatte, ungefaͤhr ſo, wie ich hier und
da im deutſchen Reiche ſchon Weggeld fuͤr We-
ge habe bezahlen muͤſſen, die — nicht da
waren.
Daß uͤbrigens die hier angeſetzten neuen
preußiſchen Poſtbedienten nur, im eigentlichen
Verſtande, zwey Worte Polniſch konnten,
wunderte mich ſo ſehr nicht, wenn ich bedach-
te, daß bey ſchnellen Beſetzungen ſolcher Art
nicht erſt lange unterſucht werden kann, ob die
Leute, die man fuͤr dieſe Stellen braucht, auch
wirklich mehr als zwey Worte von der Spra-
che des neuen Landes verſtehen, beſonders
wenn ihre Vorgeſetzten ſelbſt von dieſer Spra-
che nichts wiſſen. Ein Beweis, daß ſelbſt in
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/206>, abgerufen am 03.07.2024.
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