Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Unter diesen Umständen kann es nicht be-
fremdlich seyn, wie das berühmte, durch ganz
Europa betraute, Teppersche Haus, auf ein-
mal, so unaufhaltbar, fallen konnte. Unter-
richtete Männer sagten aber lange vorher,
daß es solch ein Ende nehmen müsse. Jndem
ich dieß schreibe *), sehe ich Teppers ganzen
Marstall, über vierzig Pferde aller Art stark,
unter meinem Fenster, auf demselben Hofe,
den sein Schwiegersohn mit Pallästen umbauet
hat, an den Meistbietenden verkaufen. Er
selbst geht zu Fuße an den Seiten der Straßen
von Warschau umher, und ist wenigen ein Ge-
genstand des Mitleids, mehreren ein Gegen-
stand des Spottes und der Verachtung, und
vielen ein Gegenstand des Unwillens und der
Rache. Die letztern Gefühle **) gegen ihn,
stammen aus dem Umstande, daß sein Sturz

*) Den 10ten May 1793
**) Er ist bekanntlich späterhin ein Opfer derselben ge-
worden

Unter dieſen Umſtaͤnden kann es nicht be-
fremdlich ſeyn, wie das beruͤhmte, durch ganz
Europa betraute, Tepperſche Haus, auf ein-
mal, ſo unaufhaltbar, fallen konnte. Unter-
richtete Maͤnner ſagten aber lange vorher,
daß es ſolch ein Ende nehmen muͤſſe. Jndem
ich dieß ſchreibe *), ſehe ich Teppers ganzen
Marſtall, uͤber vierzig Pferde aller Art ſtark,
unter meinem Fenſter, auf demſelben Hofe,
den ſein Schwiegerſohn mit Pallaͤſten umbauet
hat, an den Meiſtbietenden verkaufen. Er
ſelbſt geht zu Fuße an den Seiten der Straßen
von Warſchau umher, und iſt wenigen ein Ge-
genſtand des Mitleids, mehreren ein Gegen-
ſtand des Spottes und der Verachtung, und
vielen ein Gegenſtand des Unwillens und der
Rache. Die letztern Gefuͤhle **) gegen ihn,
ſtammen aus dem Umſtande, daß ſein Sturz

*) Den 10ten May 1793
**) Er iſt bekanntlich ſpaͤterhin ein Opfer derſelben ge-
worden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0020" n="10"/>
        <p>Unter die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden kann es nicht be-<lb/>
fremdlich &#x017F;eyn, wie das beru&#x0364;hmte, durch ganz<lb/>
Europa betraute, Tepper&#x017F;che Haus, auf ein-<lb/>
mal, &#x017F;o unaufhaltbar, fallen konnte. Unter-<lb/>
richtete Ma&#x0364;nner &#x017F;agten aber lange vorher,<lb/>
daß es &#x017F;olch ein Ende nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Jndem<lb/>
ich dieß &#x017F;chreibe <note place="foot" n="*)">Den 10ten May 1793</note>, &#x017F;ehe ich Teppers ganzen<lb/>
Mar&#x017F;tall, u&#x0364;ber vierzig Pferde aller Art &#x017F;tark,<lb/>
unter meinem Fen&#x017F;ter, auf dem&#x017F;elben Hofe,<lb/>
den &#x017F;ein Schwieger&#x017F;ohn mit Palla&#x0364;&#x017F;ten umbauet<lb/>
hat, an den Mei&#x017F;tbietenden verkaufen. Er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t geht zu Fuße an den Seiten der Straßen<lb/>
von War&#x017F;chau umher, und i&#x017F;t wenigen ein Ge-<lb/>
gen&#x017F;tand des Mitleids, mehreren ein Gegen-<lb/>
&#x017F;tand des Spottes und der Verachtung, und<lb/>
vielen ein Gegen&#x017F;tand des Unwillens und der<lb/>
Rache. Die letztern Gefu&#x0364;hle <note place="foot" n="**)">Er i&#x017F;t bekanntlich &#x017F;pa&#x0364;terhin ein Opfer der&#x017F;elben ge-<lb/>
worden</note> gegen ihn,<lb/>
&#x017F;tammen aus dem Um&#x017F;tande, daß &#x017F;ein Sturz<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0020] Unter dieſen Umſtaͤnden kann es nicht be- fremdlich ſeyn, wie das beruͤhmte, durch ganz Europa betraute, Tepperſche Haus, auf ein- mal, ſo unaufhaltbar, fallen konnte. Unter- richtete Maͤnner ſagten aber lange vorher, daß es ſolch ein Ende nehmen muͤſſe. Jndem ich dieß ſchreibe *), ſehe ich Teppers ganzen Marſtall, uͤber vierzig Pferde aller Art ſtark, unter meinem Fenſter, auf demſelben Hofe, den ſein Schwiegerſohn mit Pallaͤſten umbauet hat, an den Meiſtbietenden verkaufen. Er ſelbſt geht zu Fuße an den Seiten der Straßen von Warſchau umher, und iſt wenigen ein Ge- genſtand des Mitleids, mehreren ein Gegen- ſtand des Spottes und der Verachtung, und vielen ein Gegenſtand des Unwillens und der Rache. Die letztern Gefuͤhle **) gegen ihn, ſtammen aus dem Umſtande, daß ſein Sturz *) Den 10ten May 1793 **) Er iſt bekanntlich ſpaͤterhin ein Opfer derſelben ge- worden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/20
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/20>, abgerufen am 23.04.2024.