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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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und konnte in spätern nicht glauben, daß sie
es nicht noch sey. Die männlichen Mitglieder
ihrer, immer sehr glänzenden, Cirkel, bestä-
tigten sie in dieser Meynung. Dieß machte
ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar.
Sie drängte sich zu großen Bekanntschaften
nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde
bedeckten sich mit Lächerlichkeiten in der großen
Welt, die sie in der Hinsicht, daß sie seine
Dukaten oder seinen Tisch brauchte, oder ein-
mal brauchen konnte, äußerlich wohl aufnahm,
sie aber hinter ihrem Rücken auf das bitterste
verspottete.

Tepper hatte drey Söhne, die ganz auf
dem Fuße der modernen jungen französisch-
oder englisch-polnischen Herren lebten. Eng-
lische Pferde, englische Wagen, englische Reit-
knechte und Reitjungen waren der Kreis, in
welchem sie sich herumdrehten. Drey Tage
vor dem Bruch ihres Vaters haben sie noch,
so geht hier das Gerücht, sechs englische Pferde
auf einer Fuchsjagd todtgeritten.

und konnte in ſpaͤtern nicht glauben, daß ſie
es nicht noch ſey. Die maͤnnlichen Mitglieder
ihrer, immer ſehr glaͤnzenden, Cirkel, beſtaͤ-
tigten ſie in dieſer Meynung. Dieß machte
ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar.
Sie draͤngte ſich zu großen Bekanntſchaften
nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde
bedeckten ſich mit Laͤcherlichkeiten in der großen
Welt, die ſie in der Hinſicht, daß ſie ſeine
Dukaten oder ſeinen Tiſch brauchte, oder ein-
mal brauchen konnte, aͤußerlich wohl aufnahm,
ſie aber hinter ihrem Ruͤcken auf das bitterſte
verſpottete.

Tepper hatte drey Soͤhne, die ganz auf
dem Fuße der modernen jungen franzoͤſiſch-
oder engliſch-polniſchen Herren lebten. Eng-
liſche Pferde, engliſche Wagen, engliſche Reit-
knechte und Reitjungen waren der Kreis, in
welchem ſie ſich herumdrehten. Drey Tage
vor dem Bruch ihres Vaters haben ſie noch,
ſo geht hier das Geruͤcht, ſechs engliſche Pferde
auf einer Fuchsjagd todtgeritten.

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[9/0019] und konnte in ſpaͤtern nicht glauben, daß ſie es nicht noch ſey. Die maͤnnlichen Mitglieder ihrer, immer ſehr glaͤnzenden, Cirkel, beſtaͤ- tigten ſie in dieſer Meynung. Dieß machte ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar. Sie draͤngte ſich zu großen Bekanntſchaften nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde bedeckten ſich mit Laͤcherlichkeiten in der großen Welt, die ſie in der Hinſicht, daß ſie ſeine Dukaten oder ſeinen Tiſch brauchte, oder ein- mal brauchen konnte, aͤußerlich wohl aufnahm, ſie aber hinter ihrem Ruͤcken auf das bitterſte verſpottete. Tepper hatte drey Soͤhne, die ganz auf dem Fuße der modernen jungen franzoͤſiſch- oder engliſch-polniſchen Herren lebten. Eng- liſche Pferde, engliſche Wagen, engliſche Reit- knechte und Reitjungen waren der Kreis, in welchem ſie ſich herumdrehten. Drey Tage vor dem Bruch ihres Vaters haben ſie noch, ſo geht hier das Geruͤcht, ſechs engliſche Pferde auf einer Fuchsjagd todtgeritten.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/19>, abgerufen am 26.04.2024.