Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

benswürdigkeit und Ueberredungsgabe dazu an,
den Patrioten Freunde und Freundinnen zu
verschaffen, und opferte, als die Noth herein-
trat, alle ihre liebsten und kostbarsten Geräth-
schaften auf; und seine Dienerschaft schoß von
ihrer Besoldung eine Summe zusammen und
stellte mehrere gekleidete und bewaffnete Sol-
daten gegen die Russen. Was er in seinen
Rüstkammern an Gewehren, in seinen Schlös-
sern an Kanonen hatte, gab er, bis auf das
letzte Stück, gegen die Russen her. Er stellte
eine Anzahl Soldaten, die er nicht allein klei-
dete und wehrhaft machte, sondern auch auf
seine Kosten unterhielt. Jn seinem Hause
wurden auch die ersten Scharpien gezupft.

Er war übrigens ein Mann nahe an den
Funfzigen, von einem sehr einnehmenden Aeu-
ßern, und mit einer Menge schöner Kenntnisse
ausgestattet.

Julian Nimczewicz, Weissenhof,
Mostowski
, waren junge Männer zwischen
zwanzig und dreyßig Jahren, deren Begeiste-

benswuͤrdigkeit und Ueberredungsgabe dazu an,
den Patrioten Freunde und Freundinnen zu
verſchaffen, und opferte, als die Noth herein-
trat, alle ihre liebſten und koſtbarſten Geraͤth-
ſchaften auf; und ſeine Dienerſchaft ſchoß von
ihrer Beſoldung eine Summe zuſammen und
ſtellte mehrere gekleidete und bewaffnete Sol-
daten gegen die Ruſſen. Was er in ſeinen
Ruͤſtkammern an Gewehren, in ſeinen Schloͤſ-
ſern an Kanonen hatte, gab er, bis auf das
letzte Stuͤck, gegen die Ruſſen her. Er ſtellte
eine Anzahl Soldaten, die er nicht allein klei-
dete und wehrhaft machte, ſondern auch auf
ſeine Koſten unterhielt. Jn ſeinem Hauſe
wurden auch die erſten Scharpien gezupft.

Er war uͤbrigens ein Mann nahe an den
Funfzigen, von einem ſehr einnehmenden Aeu-
ßern, und mit einer Menge ſchoͤner Kenntniſſe
ausgeſtattet.

Julian Nimczewicz, Weiſſenhof,
Moſtowski
, waren junge Maͤnner zwiſchen
zwanzig und dreyßig Jahren, deren Begeiſte-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0196" n="186"/>
benswu&#x0364;rdigkeit und Ueberredungsgabe dazu an,<lb/>
den Patrioten Freunde und Freundinnen zu<lb/>
ver&#x017F;chaffen, und opferte, als die Noth herein-<lb/>
trat, alle ihre lieb&#x017F;ten und ko&#x017F;tbar&#x017F;ten Gera&#x0364;th-<lb/>
&#x017F;chaften auf; und &#x017F;eine Diener&#x017F;chaft &#x017F;choß von<lb/>
ihrer Be&#x017F;oldung eine Summe zu&#x017F;ammen und<lb/>
&#x017F;tellte mehrere gekleidete und bewaffnete Sol-<lb/>
daten gegen die Ru&#x017F;&#x017F;en. Was er in &#x017F;einen<lb/>
Ru&#x0364;&#x017F;tkammern an Gewehren, in &#x017F;einen Schlo&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern an Kanonen hatte, gab er, bis auf das<lb/>
letzte Stu&#x0364;ck, gegen die Ru&#x017F;&#x017F;en her. Er &#x017F;tellte<lb/>
eine Anzahl Soldaten, die er nicht allein klei-<lb/>
dete und wehrhaft machte, &#x017F;ondern auch auf<lb/>
&#x017F;eine Ko&#x017F;ten unterhielt. Jn &#x017F;einem Hau&#x017F;e<lb/>
wurden auch die er&#x017F;ten Scharpien gezupft.</p><lb/>
        <p>Er war u&#x0364;brigens ein Mann nahe an den<lb/>
Funfzigen, von einem &#x017F;ehr einnehmenden Aeu-<lb/>
ßern, und mit einer Menge &#x017F;cho&#x0364;ner Kenntni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ausge&#x017F;tattet.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Julian Nimczewicz, Wei&#x017F;&#x017F;enhof,<lb/>
Mo&#x017F;towski</hi>, waren junge Ma&#x0364;nner zwi&#x017F;chen<lb/>
zwanzig und dreyßig Jahren, deren Begei&#x017F;te-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0196] benswuͤrdigkeit und Ueberredungsgabe dazu an, den Patrioten Freunde und Freundinnen zu verſchaffen, und opferte, als die Noth herein- trat, alle ihre liebſten und koſtbarſten Geraͤth- ſchaften auf; und ſeine Dienerſchaft ſchoß von ihrer Beſoldung eine Summe zuſammen und ſtellte mehrere gekleidete und bewaffnete Sol- daten gegen die Ruſſen. Was er in ſeinen Ruͤſtkammern an Gewehren, in ſeinen Schloͤſ- ſern an Kanonen hatte, gab er, bis auf das letzte Stuͤck, gegen die Ruſſen her. Er ſtellte eine Anzahl Soldaten, die er nicht allein klei- dete und wehrhaft machte, ſondern auch auf ſeine Koſten unterhielt. Jn ſeinem Hauſe wurden auch die erſten Scharpien gezupft. Er war uͤbrigens ein Mann nahe an den Funfzigen, von einem ſehr einnehmenden Aeu- ßern, und mit einer Menge ſchoͤner Kenntniſſe ausgeſtattet. Julian Nimczewicz, Weiſſenhof, Moſtowski, waren junge Maͤnner zwiſchen zwanzig und dreyßig Jahren, deren Begeiſte-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/196
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/196>, abgerufen am 06.05.2024.