Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Tepper hatte zwey Schwiegersöhne, denen
er Antheil an seiner Bank zugestanden hatte.
Sie behandelten, bey eigenen Unternehmun-
gen, seine Kasse wie die ihrige. Der eine
kaufte und bauete eine große Menge Häuser
in und um Warschau, und vermiethete oder
verkaufte sie wieder; der andre legte sich auf
andre Geschäfte. Sie zogen den Gewinn,
und berechneten selten das Kapital, welches ih-
nen denselben verschaft hatte. Sie unterhiel-
ten eigene Häuser auf einem guten Fuß, und
ihre Weiber lebten mit der großen Welt und
wie diese. Ein dritter Schwiegersohn, von
altem polnischen Adel und Stanislausritter,
heirathete die dritte Tochter in Hinsicht auf
die blühende Bank seines Schwiegervaters,
und soll sie, nachdem diese gesprengt ist, ver-
lassen haben.

Die Mutter, die kurz vor dem Bankerott
starb, war so sehr Königin ihres Hauses, als
es eine Fürstin in Warschau zu seyn pflegt.
Sie war in frühern Jahren hübsch gewesen

Tepper hatte zwey Schwiegerſoͤhne, denen
er Antheil an ſeiner Bank zugeſtanden hatte.
Sie behandelten, bey eigenen Unternehmun-
gen, ſeine Kaſſe wie die ihrige. Der eine
kaufte und bauete eine große Menge Haͤuſer
in und um Warſchau, und vermiethete oder
verkaufte ſie wieder; der andre legte ſich auf
andre Geſchaͤfte. Sie zogen den Gewinn,
und berechneten ſelten das Kapital, welches ih-
nen denſelben verſchaft hatte. Sie unterhiel-
ten eigene Haͤuſer auf einem guten Fuß, und
ihre Weiber lebten mit der großen Welt und
wie dieſe. Ein dritter Schwiegerſohn, von
altem polniſchen Adel und Stanislausritter,
heirathete die dritte Tochter in Hinſicht auf
die bluͤhende Bank ſeines Schwiegervaters,
und ſoll ſie, nachdem dieſe geſprengt iſt, ver-
laſſen haben.

Die Mutter, die kurz vor dem Bankerott
ſtarb, war ſo ſehr Koͤnigin ihres Hauſes, als
es eine Fuͤrſtin in Warſchau zu ſeyn pflegt.
Sie war in fruͤhern Jahren huͤbſch geweſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0018" n="8"/>
        <p>Tepper hatte zwey Schwieger&#x017F;o&#x0364;hne, denen<lb/>
er Antheil an &#x017F;einer Bank zuge&#x017F;tanden hatte.<lb/>
Sie behandelten, bey eigenen Unternehmun-<lb/>
gen, &#x017F;eine Ka&#x017F;&#x017F;e wie die ihrige. Der eine<lb/>
kaufte und bauete eine große Menge Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
in und um War&#x017F;chau, und vermiethete oder<lb/>
verkaufte &#x017F;ie wieder; der andre legte &#x017F;ich auf<lb/>
andre Ge&#x017F;cha&#x0364;fte. Sie zogen den Gewinn,<lb/>
und berechneten &#x017F;elten das Kapital, welches ih-<lb/>
nen den&#x017F;elben ver&#x017F;chaft hatte. Sie unterhiel-<lb/>
ten eigene Ha&#x0364;u&#x017F;er auf einem guten Fuß, und<lb/>
ihre Weiber lebten mit der großen Welt und<lb/>
wie die&#x017F;e. Ein dritter Schwieger&#x017F;ohn, von<lb/>
altem polni&#x017F;chen Adel und Stanislausritter,<lb/>
heirathete die dritte Tochter in Hin&#x017F;icht auf<lb/>
die blu&#x0364;hende Bank &#x017F;eines Schwiegervaters,<lb/>
und &#x017F;oll &#x017F;ie, nachdem die&#x017F;e ge&#x017F;prengt i&#x017F;t, ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en haben.</p><lb/>
        <p>Die Mutter, die kurz vor dem Bankerott<lb/>
&#x017F;tarb, war &#x017F;o &#x017F;ehr Ko&#x0364;nigin ihres Hau&#x017F;es, als<lb/>
es eine Fu&#x0364;r&#x017F;tin in War&#x017F;chau zu &#x017F;eyn pflegt.<lb/>
Sie war in fru&#x0364;hern Jahren hu&#x0364;b&#x017F;ch gewe&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] Tepper hatte zwey Schwiegerſoͤhne, denen er Antheil an ſeiner Bank zugeſtanden hatte. Sie behandelten, bey eigenen Unternehmun- gen, ſeine Kaſſe wie die ihrige. Der eine kaufte und bauete eine große Menge Haͤuſer in und um Warſchau, und vermiethete oder verkaufte ſie wieder; der andre legte ſich auf andre Geſchaͤfte. Sie zogen den Gewinn, und berechneten ſelten das Kapital, welches ih- nen denſelben verſchaft hatte. Sie unterhiel- ten eigene Haͤuſer auf einem guten Fuß, und ihre Weiber lebten mit der großen Welt und wie dieſe. Ein dritter Schwiegerſohn, von altem polniſchen Adel und Stanislausritter, heirathete die dritte Tochter in Hinſicht auf die bluͤhende Bank ſeines Schwiegervaters, und ſoll ſie, nachdem dieſe geſprengt iſt, ver- laſſen haben. Die Mutter, die kurz vor dem Bankerott ſtarb, war ſo ſehr Koͤnigin ihres Hauſes, als es eine Fuͤrſtin in Warſchau zu ſeyn pflegt. Sie war in fruͤhern Jahren huͤbſch geweſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/18
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/18>, abgerufen am 20.04.2024.