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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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gegen Ruhm; die Gegenstände, mit denen
sich die Patrioten beschäftigten, als Verbesse-
rung der Konstitution, Vermehrung der Ar-
mee, Aufhebung des Wahlreichs u. a. hatte er
selbst immer für die nöthigsten und dringend-
sten gehalten, wenn eine Staatsumschaffung
unternommen werden sollte; die Aussicht, mit
mehr Macht und Einfluß von nun an die Kö-
nigswürde zu bekleiden; der Wunsch, seiner
Nation wieder lieb zu werden, die, in ihrer
jetzigen wilden Begeisterung, den Anhängern
Rußlands mehr als je abhold war; der Um-
stand, daß die Führer der Patrioten seine Zög-
linge waren; daß er sie liebte und schätzte;
daß sie, sobald sie die Spuren von seiner ver-
änderten Gesinnung bemerkten, sich ihm nä-
herten, durch Bitten, Vorstellungen, ja durch
Thränen, seine Theilnahme an ihren Opera-
tionen zu gewinnen suchten: alle diese Dinge
traten zusammen, um seine bisherige Vorsicht
zu untergraben, und ihn zu verleiten, von
Rußland ab- und mit allen seinen noch übri-

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gegen Ruhm; die Gegenſtaͤnde, mit denen
ſich die Patrioten beſchaͤftigten, als Verbeſſe-
rung der Konſtitution, Vermehrung der Ar-
mee, Aufhebung des Wahlreichs u. a. hatte er
ſelbſt immer fuͤr die noͤthigſten und dringend-
ſten gehalten, wenn eine Staatsumſchaffung
unternommen werden ſollte; die Ausſicht, mit
mehr Macht und Einfluß von nun an die Koͤ-
nigswuͤrde zu bekleiden; der Wunſch, ſeiner
Nation wieder lieb zu werden, die, in ihrer
jetzigen wilden Begeiſterung, den Anhaͤngern
Rußlands mehr als je abhold war; der Um-
ſtand, daß die Fuͤhrer der Patrioten ſeine Zoͤg-
linge waren; daß er ſie liebte und ſchaͤtzte;
daß ſie, ſobald ſie die Spuren von ſeiner ver-
aͤnderten Geſinnung bemerkten, ſich ihm naͤ-
herten, durch Bitten, Vorſtellungen, ja durch
Thraͤnen, ſeine Theilnahme an ihren Opera-
tionen zu gewinnen ſuchten: alle dieſe Dinge
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zu untergraben, und ihn zu verleiten, von
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[163/0173] gegen Ruhm; die Gegenſtaͤnde, mit denen ſich die Patrioten beſchaͤftigten, als Verbeſſe- rung der Konſtitution, Vermehrung der Ar- mee, Aufhebung des Wahlreichs u. a. hatte er ſelbſt immer fuͤr die noͤthigſten und dringend- ſten gehalten, wenn eine Staatsumſchaffung unternommen werden ſollte; die Ausſicht, mit mehr Macht und Einfluß von nun an die Koͤ- nigswuͤrde zu bekleiden; der Wunſch, ſeiner Nation wieder lieb zu werden, die, in ihrer jetzigen wilden Begeiſterung, den Anhaͤngern Rußlands mehr als je abhold war; der Um- ſtand, daß die Fuͤhrer der Patrioten ſeine Zoͤg- linge waren; daß er ſie liebte und ſchaͤtzte; daß ſie, ſobald ſie die Spuren von ſeiner ver- aͤnderten Geſinnung bemerkten, ſich ihm naͤ- herten, durch Bitten, Vorſtellungen, ja durch Thraͤnen, ſeine Theilnahme an ihren Opera- tionen zu gewinnen ſuchten: alle dieſe Dinge traten zuſammen, um ſeine bisherige Vorſicht zu untergraben, und ihn zu verleiten, von Rußland ab- und mit allen ſeinen noch uͤbri- L 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/173>, abgerufen am 21.11.2024.