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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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gen Freunden und Anhängern zur patriotischen
Partey überzutreten; den Entwurf der neuen
sogenannten Konstitution durchsetzen zu helfen,
und der Ausführung der nachfolgenden Be-
schlüsse mehr Schnelligkeit zu geben. Sobald
dieser entscheidende Schritt gethan war, konn-
te er nicht wieder zurück. Auch umringte man
ihn mit Personen, die ihm, bey manchen An-
fällen von Aengstlichkeit, stärkten, und die dazu
bald seinen Verstand, bald sein Herz, bald
seine Einbildungskraft, bald seinen Gefallen
am Ruhme sehr geschickt zu nutzen wußten.
So verfolgte er, durch seine eigenen Gefühle,
Grundsätze und Wünsche, und durch fremde
Antriebe, die auf eine genaue Kenntniß seines
Charakters berechnet waren, hingerissen, den
gefährlichen Weg, den er eingeschlagen hatte,
so lange, bis es zu spät war, durch die Rück-
kehr zu seinem vorigen Systeme, das Unge-
witter abzuwenden, das ihm drohete und end-
lich über ihn ausbrach.

gen Freunden und Anhaͤngern zur patriotiſchen
Partey uͤberzutreten; den Entwurf der neuen
ſogenannten Konſtitution durchſetzen zu helfen,
und der Ausfuͤhrung der nachfolgenden Be-
ſchluͤſſe mehr Schnelligkeit zu geben. Sobald
dieſer entſcheidende Schritt gethan war, konn-
te er nicht wieder zuruͤck. Auch umringte man
ihn mit Perſonen, die ihm, bey manchen An-
faͤllen von Aengſtlichkeit, ſtaͤrkten, und die dazu
bald ſeinen Verſtand, bald ſein Herz, bald
ſeine Einbildungskraft, bald ſeinen Gefallen
am Ruhme ſehr geſchickt zu nutzen wußten.
So verfolgte er, durch ſeine eigenen Gefuͤhle,
Grundſaͤtze und Wuͤnſche, und durch fremde
Antriebe, die auf eine genaue Kenntniß ſeines
Charakters berechnet waren, hingeriſſen, den
gefaͤhrlichen Weg, den er eingeſchlagen hatte,
ſo lange, bis es zu ſpaͤt war, durch die Ruͤck-
kehr zu ſeinem vorigen Syſteme, das Unge-
witter abzuwenden, das ihm drohete und end-
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[164/0174] gen Freunden und Anhaͤngern zur patriotiſchen Partey uͤberzutreten; den Entwurf der neuen ſogenannten Konſtitution durchſetzen zu helfen, und der Ausfuͤhrung der nachfolgenden Be- ſchluͤſſe mehr Schnelligkeit zu geben. Sobald dieſer entſcheidende Schritt gethan war, konn- te er nicht wieder zuruͤck. Auch umringte man ihn mit Perſonen, die ihm, bey manchen An- faͤllen von Aengſtlichkeit, ſtaͤrkten, und die dazu bald ſeinen Verſtand, bald ſein Herz, bald ſeine Einbildungskraft, bald ſeinen Gefallen am Ruhme ſehr geſchickt zu nutzen wußten. So verfolgte er, durch ſeine eigenen Gefuͤhle, Grundſaͤtze und Wuͤnſche, und durch fremde Antriebe, die auf eine genaue Kenntniß ſeines Charakters berechnet waren, hingeriſſen, den gefaͤhrlichen Weg, den er eingeſchlagen hatte, ſo lange, bis es zu ſpaͤt war, durch die Ruͤck- kehr zu ſeinem vorigen Syſteme, das Unge- witter abzuwenden, das ihm drohete und end- lich uͤber ihn ausbrach.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/174>, abgerufen am 24.11.2024.