Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Lateinisch spricht und schreibt er mit Eleganz;
russisch, wie es sich fast von selbst versteht, mit
Vollkommenheit.

Uebrigens besitzt er einen Schatz von gründ-
lichen Kenntnissen in der Politik, und in der
alten und neuen Geschichte; er hat in der
Mathematik viel gethan, und schon in sehr
frühen Jahren verfertigte er einen Grundriß
von Sendomir. Jn der Baukunst wetteifert
er mit Baukünstlern vom Handwerk. Das
Theoretische der Kriegskunst ist ihm geläufig,
wenn er auch zum Praktischen nie Hang ge-
zeigt hat. Wäre er das Haupt eines monar-
chischen, eines unabhängigen Staats geworden,
so würden ihn schon seine Zeitgenossen in der
Reihe der thätigsten, menschenfreundlichsten,
weisesten und unterrichtetsten Fürsten genannt
haben.

Wenn er sein Volk und Land, in politi-
scher Rücksicht, nur behutsam verbessern durf-
te, so geschah es desto freyer und williger in
Absicht der litterarischen Ausbildung und der

Lateiniſch ſpricht und ſchreibt er mit Eleganz;
ruſſiſch, wie es ſich faſt von ſelbſt verſteht, mit
Vollkommenheit.

Uebrigens beſitzt er einen Schatz von gruͤnd-
lichen Kenntniſſen in der Politik, und in der
alten und neuen Geſchichte; er hat in der
Mathematik viel gethan, und ſchon in ſehr
fruͤhen Jahren verfertigte er einen Grundriß
von Sendomir. Jn der Baukunſt wetteifert
er mit Baukuͤnſtlern vom Handwerk. Das
Theoretiſche der Kriegskunſt iſt ihm gelaͤufig,
wenn er auch zum Praktiſchen nie Hang ge-
zeigt hat. Waͤre er das Haupt eines monar-
chiſchen, eines unabhaͤngigen Staats geworden,
ſo wuͤrden ihn ſchon ſeine Zeitgenoſſen in der
Reihe der thaͤtigſten, menſchenfreundlichſten,
weiſeſten und unterrichtetſten Fuͤrſten genannt
haben.

Wenn er ſein Volk und Land, in politi-
ſcher Ruͤckſicht, nur behutſam verbeſſern durf-
te, ſo geſchah es deſto freyer und williger in
Abſicht der litterariſchen Ausbildung und der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0160" n="150"/>
Lateini&#x017F;ch &#x017F;pricht und &#x017F;chreibt er mit Eleganz;<lb/>
ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch, wie es &#x017F;ich fa&#x017F;t von &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;teht, mit<lb/>
Vollkommenheit.</p><lb/>
        <p>Uebrigens be&#x017F;itzt er einen Schatz von gru&#x0364;nd-<lb/>
lichen Kenntni&#x017F;&#x017F;en in der Politik, und in der<lb/>
alten und neuen Ge&#x017F;chichte; er hat in der<lb/>
Mathematik viel gethan, und &#x017F;chon in &#x017F;ehr<lb/>
fru&#x0364;hen Jahren verfertigte er einen Grundriß<lb/>
von Sendomir. Jn der Baukun&#x017F;t wetteifert<lb/>
er mit Bauku&#x0364;n&#x017F;tlern vom Handwerk. Das<lb/>
Theoreti&#x017F;che der Kriegskun&#x017F;t i&#x017F;t ihm gela&#x0364;ufig,<lb/>
wenn er auch zum Prakti&#x017F;chen nie Hang ge-<lb/>
zeigt hat. Wa&#x0364;re er das Haupt eines monar-<lb/>
chi&#x017F;chen, eines unabha&#x0364;ngigen Staats geworden,<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rden ihn &#x017F;chon &#x017F;eine Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en in der<lb/>
Reihe der tha&#x0364;tig&#x017F;ten, men&#x017F;chenfreundlich&#x017F;ten,<lb/>
wei&#x017F;e&#x017F;ten und unterrichtet&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten genannt<lb/>
haben.</p><lb/>
        <p>Wenn er &#x017F;ein Volk und Land, in politi-<lb/>
&#x017F;cher Ru&#x0364;ck&#x017F;icht, nur behut&#x017F;am verbe&#x017F;&#x017F;ern durf-<lb/>
te, &#x017F;o ge&#x017F;chah es de&#x017F;to freyer und williger in<lb/>
Ab&#x017F;icht der litterari&#x017F;chen Ausbildung und der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0160] Lateiniſch ſpricht und ſchreibt er mit Eleganz; ruſſiſch, wie es ſich faſt von ſelbſt verſteht, mit Vollkommenheit. Uebrigens beſitzt er einen Schatz von gruͤnd- lichen Kenntniſſen in der Politik, und in der alten und neuen Geſchichte; er hat in der Mathematik viel gethan, und ſchon in ſehr fruͤhen Jahren verfertigte er einen Grundriß von Sendomir. Jn der Baukunſt wetteifert er mit Baukuͤnſtlern vom Handwerk. Das Theoretiſche der Kriegskunſt iſt ihm gelaͤufig, wenn er auch zum Praktiſchen nie Hang ge- zeigt hat. Waͤre er das Haupt eines monar- chiſchen, eines unabhaͤngigen Staats geworden, ſo wuͤrden ihn ſchon ſeine Zeitgenoſſen in der Reihe der thaͤtigſten, menſchenfreundlichſten, weiſeſten und unterrichtetſten Fuͤrſten genannt haben. Wenn er ſein Volk und Land, in politi- ſcher Ruͤckſicht, nur behutſam verbeſſern durf- te, ſo geſchah es deſto freyer und williger in Abſicht der litterariſchen Ausbildung und der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/160
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/160>, abgerufen am 06.05.2024.