Seine Vergnügungen sind höchst einfach. Wissenschaften, Künste, Spazierfahrten, kleine erlesene Gesellschaften, die Freuden einer zärt- lichen Verbindung, sind alles, was er bedarf. Vor dem Revolutions-Reichstage gab er Ge- lehrten, Künstlern und Liebhabern wöchentlich einmal zu essen; und diese Tischgesellschaften sollen in einem hohen Grade anziehend gewe- sen seyn; aber während desselben wurden sie unterbrochen, da sich seine Geschäfte mit je- dem Tage immer mehr häuften.
Jch habe gesagt, daß der König die fran- zösische und englische Sprache völlig inne hat; auch der italienischen und deutschen ist er so mächtig, daß man, wenn er sie spricht oder schreibt, einen gebohrnen Jtaliener oder Deut- schen zu hören oder zu lesen glaubt. Das Deutsche schreibt er mit lateinischen Buchsta- ben. Jch habe lange Briefe in dieser Spra- che von ihm gesehen, die mit der äußersten Richtigkeit in Absicht des Ausdrucks, der Ver- bindung und der Redezeichen geschrieben waren.
Seine Vergnuͤgungen ſind hoͤchſt einfach. Wiſſenſchaften, Kuͤnſte, Spazierfahrten, kleine erleſene Geſellſchaften, die Freuden einer zaͤrt- lichen Verbindung, ſind alles, was er bedarf. Vor dem Revolutions-Reichstage gab er Ge- lehrten, Kuͤnſtlern und Liebhabern woͤchentlich einmal zu eſſen; und dieſe Tiſchgeſellſchaften ſollen in einem hohen Grade anziehend gewe- ſen ſeyn; aber waͤhrend deſſelben wurden ſie unterbrochen, da ſich ſeine Geſchaͤfte mit je- dem Tage immer mehr haͤuften.
Jch habe geſagt, daß der Koͤnig die fran- zoͤſiſche und engliſche Sprache voͤllig inne hat; auch der italieniſchen und deutſchen iſt er ſo maͤchtig, daß man, wenn er ſie ſpricht oder ſchreibt, einen gebohrnen Jtaliener oder Deut- ſchen zu hoͤren oder zu leſen glaubt. Das Deutſche ſchreibt er mit lateiniſchen Buchſta- ben. Jch habe lange Briefe in dieſer Spra- che von ihm geſehen, die mit der aͤußerſten Richtigkeit in Abſicht des Ausdrucks, der Ver- bindung und der Redezeichen geſchrieben waren.
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Seine Vergnuͤgungen ſind hoͤchſt einfach.
Wiſſenſchaften, Kuͤnſte, Spazierfahrten, kleine
erleſene Geſellſchaften, die Freuden einer zaͤrt-
lichen Verbindung, ſind alles, was er bedarf.
Vor dem Revolutions-Reichstage gab er Ge-
lehrten, Kuͤnſtlern und Liebhabern woͤchentlich
einmal zu eſſen; und dieſe Tiſchgeſellſchaften
ſollen in einem hohen Grade anziehend gewe-
ſen ſeyn; aber waͤhrend deſſelben wurden ſie
unterbrochen, da ſich ſeine Geſchaͤfte mit je-
dem Tage immer mehr haͤuften.
Jch habe geſagt, daß der Koͤnig die fran-
zoͤſiſche und engliſche Sprache voͤllig inne hat;
auch der italieniſchen und deutſchen iſt er ſo
maͤchtig, daß man, wenn er ſie ſpricht oder
ſchreibt, einen gebohrnen Jtaliener oder Deut-
ſchen zu hoͤren oder zu leſen glaubt. Das
Deutſche ſchreibt er mit lateiniſchen Buchſta-
ben. Jch habe lange Briefe in dieſer Spra-
che von ihm geſehen, die mit der aͤußerſten
Richtigkeit in Abſicht des Ausdrucks, der Ver-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/159>, abgerufen am 16.02.2025.
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