und sein Leben war vor einzelnen meuchelmörde- rischen Anfällen in Gefahr, wenn ihn auch die Soldaten seiner Freunde gegen offenen Krieg schützten. Wiederum hielt er es mit einem die- ser Nachbarn mehr, als mit den beyden an- dern, so verbanden sich diese letztre aus Eifer- sucht gegen ihn und den Dritten, und auf ihn und das Land fiel abermals die Last des Krie- ges und, wenn sich die drey Nachbarn, ohne ihn, ausglichen, auch die Last des -- Friedens. So schwebte er also unausgesetzt zwischen in- nerlichen und äußerlichen Kriegen, zwischen der Habsucht einzelner Unterthanen und der gan- zen Nation, zwischen der Freyheitswuth dieser, und der Eifersucht ihrer Nachbarn, zwischen dem Königthum und der Sklaverey; und in diesem unordentlichen Gedränge mußte er und seine Nation nach und nach von den Mächti- gern zerrieben werden, ohne daß beyden auch nur der Trost blieb, daß dieß Schicksal sie oh- ne ihre Schuld getroffen habe.
und ſein Leben war vor einzelnen meuchelmoͤrde- riſchen Anfaͤllen in Gefahr, wenn ihn auch die Soldaten ſeiner Freunde gegen offenen Krieg ſchuͤtzten. Wiederum hielt er es mit einem die- ſer Nachbarn mehr, als mit den beyden an- dern, ſo verbanden ſich dieſe letztre aus Eifer- ſucht gegen ihn und den Dritten, und auf ihn und das Land fiel abermals die Laſt des Krie- ges und, wenn ſich die drey Nachbarn, ohne ihn, ausglichen, auch die Laſt des — Friedens. So ſchwebte er alſo unausgeſetzt zwiſchen in- nerlichen und aͤußerlichen Kriegen, zwiſchen der Habſucht einzelner Unterthanen und der gan- zen Nation, zwiſchen der Freyheitswuth dieſer, und der Eiferſucht ihrer Nachbarn, zwiſchen dem Koͤnigthum und der Sklaverey; und in dieſem unordentlichen Gedraͤnge mußte er und ſeine Nation nach und nach von den Maͤchti- gern zerrieben werden, ohne daß beyden auch nur der Troſt blieb, daß dieß Schickſal ſie oh- ne ihre Schuld getroffen habe.
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und ſein Leben war vor einzelnen meuchelmoͤrde-
riſchen Anfaͤllen in Gefahr, wenn ihn auch die
Soldaten ſeiner Freunde gegen offenen Krieg
ſchuͤtzten. Wiederum hielt er es mit einem die-
ſer Nachbarn mehr, als mit den beyden an-
dern, ſo verbanden ſich dieſe letztre aus Eifer-
ſucht gegen ihn und den Dritten, und auf ihn
und das Land fiel abermals die Laſt des Krie-
ges und, wenn ſich die drey Nachbarn, ohne
ihn, ausglichen, auch die Laſt des — Friedens.
So ſchwebte er alſo unausgeſetzt zwiſchen in-
nerlichen und aͤußerlichen Kriegen, zwiſchen der
Habſucht einzelner Unterthanen und der gan-
zen Nation, zwiſchen der Freyheitswuth dieſer,
und der Eiferſucht ihrer Nachbarn, zwiſchen
dem Koͤnigthum und der Sklaverey; und in
dieſem unordentlichen Gedraͤnge mußte er und
ſeine Nation nach und nach von den Maͤchti-
gern zerrieben werden, ohne daß beyden auch
nur der Troſt blieb, daß dieß Schickſal ſie oh-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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