des Despotismus seiner freyen Nation, der Habsucht und der Anmaßungen seiner Großen und der Eifersucht seiner mächtigern Nachbarn zu seyn. Hielt er es mit dem größern Theil der Nation gegen den kleinern, so war er die- sem ein unumschränkter Usurpator; hielt ers mit diesem, so setzte ihn jener, als einen Ab- trünnigen von der Republik, ab. Vereinigte er beyde und stellte sich an ihre Spitze und traf, mit Aufopferung seiner selbst, wohlthä- tige Anstalten für das Ganze, so erregte er die Eifersucht seiner Nachbarn, und zog dem Lan- de Krieg zu. Dieser Krieg fiel einer egoisti- schen Nation zur Last, die immer nur gewin- nen, nichts aufopfern wollte, die sich also Theilweise zu den Nachbarn schlug, unter ih- rem Schutz Konföderationen errichtete und durch diese die Souverainität der Nation auf sich verpflanzte, mithin den Rest derselben zugleich mit dem Könige lähmte. Hielt dieser sich hin- gegen an seine Nachbarn, so war er seiner Na- tion ein Staatsverräther, und seine Person
des Despotismus ſeiner freyen Nation, der Habſucht und der Anmaßungen ſeiner Großen und der Eiferſucht ſeiner maͤchtigern Nachbarn zu ſeyn. Hielt er es mit dem groͤßern Theil der Nation gegen den kleinern, ſo war er die- ſem ein unumſchraͤnkter Uſurpator; hielt ers mit dieſem, ſo ſetzte ihn jener, als einen Ab- truͤnnigen von der Republik, ab. Vereinigte er beyde und ſtellte ſich an ihre Spitze und traf, mit Aufopferung ſeiner ſelbſt, wohlthaͤ- tige Anſtalten fuͤr das Ganze, ſo erregte er die Eiferſucht ſeiner Nachbarn, und zog dem Lan- de Krieg zu. Dieſer Krieg fiel einer egoiſti- ſchen Nation zur Laſt, die immer nur gewin- nen, nichts aufopfern wollte, die ſich alſo Theilweiſe zu den Nachbarn ſchlug, unter ih- rem Schutz Konfoͤderationen errichtete und durch dieſe die Souverainitaͤt der Nation auf ſich verpflanzte, mithin den Reſt derſelben zugleich mit dem Koͤnige laͤhmte. Hielt dieſer ſich hin- gegen an ſeine Nachbarn, ſo war er ſeiner Na- tion ein Staatsverraͤther, und ſeine Perſon
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0148"n="138"/>
des Despotismus ſeiner <hirendition="#g">freyen</hi> Nation, der<lb/>
Habſucht und der Anmaßungen ſeiner Großen<lb/>
und der Eiferſucht ſeiner maͤchtigern Nachbarn<lb/>
zu ſeyn. Hielt er es mit dem groͤßern Theil<lb/>
der Nation gegen den kleinern, ſo war er die-<lb/>ſem ein unumſchraͤnkter Uſurpator; hielt ers<lb/>
mit dieſem, ſo ſetzte ihn jener, als einen Ab-<lb/>
truͤnnigen von der Republik, ab. Vereinigte<lb/>
er beyde und ſtellte ſich an ihre Spitze und<lb/>
traf, mit Aufopferung ſeiner ſelbſt, wohlthaͤ-<lb/>
tige Anſtalten fuͤr das Ganze, ſo erregte er die<lb/>
Eiferſucht ſeiner Nachbarn, und zog dem Lan-<lb/>
de Krieg zu. Dieſer Krieg fiel einer egoiſti-<lb/>ſchen Nation zur Laſt, die immer nur gewin-<lb/>
nen, nichts aufopfern wollte, die ſich alſo<lb/>
Theilweiſe zu den Nachbarn ſchlug, unter ih-<lb/>
rem Schutz Konfoͤderationen errichtete und durch<lb/>
dieſe die Souverainitaͤt der Nation auf ſich<lb/>
verpflanzte, mithin den Reſt derſelben zugleich<lb/>
mit dem Koͤnige laͤhmte. Hielt dieſer ſich hin-<lb/>
gegen an ſeine Nachbarn, ſo war er ſeiner Na-<lb/>
tion ein Staatsverraͤther, und ſeine Perſon<lb/></p></div></body></text></TEI>
[138/0148]
des Despotismus ſeiner freyen Nation, der
Habſucht und der Anmaßungen ſeiner Großen
und der Eiferſucht ſeiner maͤchtigern Nachbarn
zu ſeyn. Hielt er es mit dem groͤßern Theil
der Nation gegen den kleinern, ſo war er die-
ſem ein unumſchraͤnkter Uſurpator; hielt ers
mit dieſem, ſo ſetzte ihn jener, als einen Ab-
truͤnnigen von der Republik, ab. Vereinigte
er beyde und ſtellte ſich an ihre Spitze und
traf, mit Aufopferung ſeiner ſelbſt, wohlthaͤ-
tige Anſtalten fuͤr das Ganze, ſo erregte er die
Eiferſucht ſeiner Nachbarn, und zog dem Lan-
de Krieg zu. Dieſer Krieg fiel einer egoiſti-
ſchen Nation zur Laſt, die immer nur gewin-
nen, nichts aufopfern wollte, die ſich alſo
Theilweiſe zu den Nachbarn ſchlug, unter ih-
rem Schutz Konfoͤderationen errichtete und durch
dieſe die Souverainitaͤt der Nation auf ſich
verpflanzte, mithin den Reſt derſelben zugleich
mit dem Koͤnige laͤhmte. Hielt dieſer ſich hin-
gegen an ſeine Nachbarn, ſo war er ſeiner Na-
tion ein Staatsverraͤther, und ſeine Perſon
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/148>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.